Von Parkplätzen zu Wohnraum und Grünflächen: Eine kürzlich veröffentlichte Karte der Berliner Verkehrsverwaltung zeigt alle öffentlichen Parkplatzflächen im Berliner Stadtgebiet. Auf Grundlage dieser Datenbasis sollen Potenziale für eine Umnutzung dieser Flächen entwickelt werden. So können Wohnungsbauprojekte, Bildungseinrichtungen oder Freiflächen darauf entstehen. Entsprechende Beispiele gibt es schon heute.

Neubau: Am Berliner Ostbahnhof entsteht das Heinrich-Hertz-Gymnasium auf der Fläche eines alten Parkplatzes. So entsteht ein neuer Schulbau für über 700 Schülerinnen und Schüler. / © Visualisierung: HOWOGE

© Visualisierung Titelbild: Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt
Text: Stephanie Engler

 

Eine kürzlich veröffentlichte digitale Karte aller öffentlichen Parkplätze im Berliner Stadtgebiet , die von der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt (SenMVKU) erstellt wurde, umfasst alle Parkflächen im gesamten Berliner Stadtgebiet. Dabei handelt es sich um eine Erweiterung des ursprünglichen Datensatzes, der nur den Bereich innerhalb des S-Bahn-Rings abdeckte.

Im Rahmen des Forschungsprojekts zum erweiterten umweltsensitiven Verkehrsmanagementsystem (eUVM) wurden diese Parkflächen erfasst, um das Verständnis für die Verkehrs- und Luftreinhalteplanung in Berlin zu verbessern. Der vollständige Datensatz ermöglicht es Stadtplanern nun, die Parkflächen in ihrer Gesamtheit zu quantifizieren und visuell darzustellen – eine Grundlage für die gezielte Nutzung der Parkraumflächen, die als potenzielle Standorte für neue, umweltfreundliche Projekte dienen könnten.

Digitale Kartierung: Methodik hinter Berlins neuer Parkplatzkarte

Die verwendete Methodik zur Erstellung der Parkplatzkarte basiert auf einer detaillierten vermessungstechnischen Straßenbefahrung aus dem Jahr 2021. Dabei wurde der öffentliche Parkraum innerhalb und außerhalb des S-Bahn-Rings erfasst. Das Ergebnis ist eine digitale Plattform, die den Stadtplanern eine schnelle Übersicht darüber ermöglicht, wie viel Parkraum in einem bestimmten Gebiet existiert und wie dieser durch neue Maßnahmen beeinflusst werden kann.

Eine solche Datenbank soll es nach Vorstellung des Berliner Senats künftig ermöglichen, effizientere Planungen durchzuführen, indem sie die Anzahl der Parkplätze in jedem Bezirk und die Auswirkungen von Parkraumbewirtschaftungsmaßnahmen schnell und präzise aufzeigt. So zeigt die jetzige Kartenübersicht, dass es in Berlin insgesamt 1.276.312 öffentliche Straßenparkplätze gibt, die etwa 14,6 Millionen Quadratmeter Fläche ausmachen. Diese Flächen bieten großes Potenzial für die Umgestaltung und eine nachhaltige Nutzung im Hinblick auf den zunehmenden Bedarf an Wohnraum und Freizeitflächen.

Parkflächen als Schlüsselressource für Berlins Stadtentwicklung

Somit eröffnet die Veröffentlichung dieser Karte neue Möglichkeiten für die Stadtentwicklungsstrategie in der Hauptstadt. Denn angesichts der begrenzten Flächen in Berlin sind kreative Lösungen gefragt, um diese für den wachsenden Bedarf an Wohnungen und öffentlichen Einrichtungen zu nutzen. Ein aktuelles Beispiel aus Friedrichshain etwa zeigt, wie Parkflächen in urbane Grünanlagen umgewandelt werden können.

An der Palisadenstraße soll ein Parkplatz mit 120 Stellplätzen in eine Spiel- und Grünfläche umgewandelt werden, um den Bedürfnissen der ansässigen Spartakus-Grundschule gerecht zu werden. Der geplante Sportplatz für die Schule wird durch die Umgestaltung des Parkplatzes ersetzt, der in eine attraktive, klimafreundliche Freifläche umgewandelt wird. Das Projekt ist ein Beispiel dafür, wie Parkplätze als Raum für klimafreundliche und soziale Infrastrukturlösungen genutzt werden können. Allerdings gibt es im Kiez auch kritische Stimmen der Anwohner, die den drohenden Verlust der Parkfläche bemängeln.

Neue Perspektiven: Wie Parkplätze in Berlin für Wohnraum und Grünflächen genutzt werden können

Neben Grünflächen sind Parkflächen auch ein potenzieller Raum für den dringend benötigten Wohnungsbau. Ein weiteres Beispiel zeigt, wie eine Parkplatzfläche in Dahlem zur Unterbringung von Geflüchteten genutzt werden soll. Auf einem Parkplatz der Freien Universität Berlin an der Thielallee wird ein Containerdorf für 260 Geflüchtete errichtet. Obwohl die Universität ursprünglich andere Pläne für das Gelände hatte, hat der Senat entschieden, den Parkplatz für die dringend benötigten Unterkünfte zu nutzen.

Ein anderes Projekt, das derzeit entsteht, ist der Neubau des Heinrich-Hertz-Gymnasiums am Berliner Ostbahnhof. Der Parkplatz wird nicht nur als Standort für das neue Schulgebäude genutzt, sondern auch für eine Bildungseinrichtung, die dringend benötigte Schulplätze im Bezirk schaffen soll.

Vom Parkplatz zum Wohnraum: Berliner Beispielprojekte zeigen das Potenzial

Mit der nun veröffentlichten Datenbasis wird es für Stadtplanerinnen und Stadtplaner in Berlin möglich, die Nutzung von Parkflächen strategisch zu steuern und innovative Lösungen für die Stadtentwicklung zu finden. Die Umwandlung von Parkplätzen in Wohnräume oder Grünflächen könnte eine Lösung für den akuten Platzmangel in Berlin bieten. Diese Flächen könnten so genutzt werden, dass sie sowohl den Bedürfnissen der Anwohnenden gerecht werden als auch einen Beitrag zur Klimaanpassung leisten.

Die neue Parkflächen-Karte zeigt auch, dass in Berlin längst nicht alle möglichen Flächen genutzt wurden, um potenzielle Bauflächen intelligent zu nutzen. Denn wenn auf einem ehemaligen Parkplatz ein neues Gebäude errichtet wird, können die Parkplätze in Form von (öffentlichen) Tiefgaragen auch weiterhin erhalten bleiben. Darüber kann der bitter benötigte neue Wohnraum entstehen.

Die komplette Karte ist hier einsehbar.

 

Weitere Bilder zum Thema gibt es hier: 

Grün- und Spielflächen sollen auf einer bislang als Parkplatz genutzten Fläche an der Palisadenstraße in Berlin-Friedrichshain entstehen. Das Bauvorhaben hat in der Nachbarschaft nicht nur Befürworter. / © Visualisierung: TREIBHAUS Landschaftsarchitektur, ARGUS Stadt und Verkehr PartmbB

Auf diesem Parkplatz der Freien Universität in Berlin-Dahlem will der Berliner Senat Container als Unterkünfte für 260 Geflüchtete errichten. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

© Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Verkehrsinformationszentrale Berlin

 

Quellen: Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Verkehrsinformationszentrale Berlin, HOWOGE, TREIBHAUS Landschaftsarchitektur, ARGUS Stadt und Verkehr PartmbB

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