Der 16. Bauabschnitt der A100 zwischen Neukölln und dem Treptower Park soll Ende August in Betrieb gehen. Doch obwohl bereits jetzt mit Rückstaus gerechnet wird, liegt bislang weder ein detailliertes Verkehrskonzept noch eine ausgearbeitete Ampelplanung für die Übergangszeit vor. Die Kritik aus Bezirken und Opposition wächst – ebenso die Sorge vor überlasteten Kiezen.

Die Arbeiten am 16. Bauabschnitt begannen im Jahr 2013 mit einem ursprünglich veranschlagten Budget von rund 450 Millionen Euro. Mittlerweile belaufen sich die Kosten auf etwa 720 Millionen Euro, wie die Autobahn GmbH mitteilt. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

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Ende August 2025 soll der 16. Bauabschnitt der A100 zwischen dem Autobahndreieck Neukölln und dem Treptower Park eröffnet werden. Der neue 3,2 Kilometer lange Abschnitt kostete rund 720 Millionen Euro und wird von der bundeseigenen Autobahn GmbH verantwortet. Trotz jahrelanger Bauzeit fehlt jedoch zwei Monate vor Inbetriebnahme ein finales Verkehrskonzept für die Zwischenzeit, wie aus einer Anfrage der Grünen-Politikerin Antje Kapek hervorgeht, die der Berliner Morgenpost vorliegt.

Ein zentrales Problem: Die benachbarte Elsenbrücke wird voraussichtlich erst Ende 2025 wieder vollständig befahrbar sein. Bis dahin bleibt der Verkehr auf jeweils eine Fahrspur pro Richtung begrenzt. Bereits jetzt kommt es rund um die Baustelle regelmäßig zu Rückstaus.

Lange Rotphasen und Kritik an fehlender Balance zwischen Auto- und Fußverkehr

Die Verkehrsverwaltung bestätigte, dass die Ampelschaltungen rund um die neue Anschlussstelle noch geprüft würden. Eine Anpassung sei notwendig, um den Verkehr dosiert ins Stadtstraßennetz einzuspeisen. Staatssekretärin Britta Behrendt erklärte der Berliner Morgenpost, der Umfang der Dosierung werde aktuell bewertet.

Klar ist: Fußgängerinnen und Fußgänger müssen mit Wartezeiten von bis zu zwei Minuten rechnen. In der Übergangszeit sind bereits 90 Sekunden Rot vorgesehen. Kapek kritisierte die aus ihrer Sicht autofokussierte Planung, die die Bedürfnisse des Rad- und Fußverkehrs vernachlässige. Die voraussichtlich hohen Wartezeiten seien ein Symptom dieser Prioritätensetzung.

Bezirk Treptow-Köpenick warnt vor Ausweichverkehr durch Wohngebiete

Auch auf Bezirksebene regt sich Widerstand. Claudia Leistner, Verkehrsstadträtin in Treptow-Köpenick, warnte vor Schleichwegen durch Wohngebiete. Navigationssysteme würden bereits jetzt Ausweichrouten vorschlagen. Die Bezirksverordnetenversammlung sprach sich zuvor gegen eine Freigabe der A100 vor Fertigstellung der Elsenbrücke aus.

Die Verkehrsverwaltung und die Autobahn GmbH entgegnen dieser Kritik: Der neue Abschnitt solle vorrangig bestehenden Verkehr bündeln und keine nennenswerte Zusatzbelastung erzeugen. Ute Bonde (CDU), Verkehrssenatorin, erklärte im Verkehrsausschuss, es sei kein „maßgeblicher Neuverkehr“ zu erwarten.

Ungewisse Planungen zum 17. Bauabschnitt verschärfen politischen Streit um A100

Die Debatte um die Zukunft der A100 wird auch durch den 17. Bauabschnitt befeuert. Noch 2025 will der Bund über eine mögliche Weiterführung nach Friedrichshain und Lichtenberg entscheiden. Bis dahin bleibt die Behelfsbrücke mit zu schmalen Gehwegen für viele die einzige Übergangslösung. Kritikerinnen und Kritiker fordern daher eine barrierefreie Fertigstellung der Elsenbrücke unabhängig von Fernstraßenplänen.

Im Berliner Senat sorgt der geplante Weiterbau weiterhin für Spannungen. Während CDU und AfD das Projekt befürworten, lehnen Grüne und Linke es ab. Verkehrssenatorin Bonde sprach sich zuletzt deutlich für den Ausbau aus, laut SPD jedoch ohne formalen Senatsbeschluss.

Die Bauarbeiten an der Elsenbrücke laufen, bislang jedoch nur am nordwestlichen Teil. Der südöstliche Abschnitt wurde zurückgestellt, weil noch unklar ist, ob die A100 dort weitergeführt wird. / © Foto: Wikimedia Commons, Leonhard Lenz, CC0

Quellen: Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, Tagesspiegel, Berliner Zeitung, Berliner Morgenpost, Autobahn GmbH, Architektur Urbanistik Berlin, A100 stoppen, Wikipedia

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2 Kommentare

  1. BenzCruiser 24. Juni 2025 at 23:23 - Reply

    Man hat echt das Gefühl, dass in der Senatsverwaltung für Verkehr nur Amateure arbeiten. Solche Thematiken sollte man mit Ingenieurwissenschaftlichen Methoden und nicht idiotischer, autoblinder Ideologie behandeln. Klar wird es ein absolutes Chaos in den Kiezen geben. Klar erzeugen neue Straßen noch mehr motorisierten Individualverkehr. Mir tun die Anwohner dort echt leid.

  2. Franz-Peter Kayser 25. Juni 2025 at 08:11 - Reply

    Ende 2025 wird nur der westliche Überbau fertiggestellt, damit stehen dann 3 Fahrspuren zur Verfügung, nicht die volle Kapazität der Brücke. Die wäre erst mit dem 2. Überbau (geplant für 2027? wenn dessen Bau direkt wie ursprünglich vorgesehen direkt angeschlossen wird) vorhanden,
    Trotzdem glaube ich in diesem Fall nicht an Ausweichverkehre in Wohngebiete: dort gibt es schließlich keine Brücken. Es wird sich schlicht genau wie jetzt schon auf den Straßen vor den Brückenköpfen stauen.

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