Der 16. Bauabschnitt der A100 zwischen Neukölln und Treptow soll Ende August oder Anfang September in Betrieb gehen, obwohl die benachbarte Elsenbrücke bis 2026 nur eingeschränkt befahrbar bleibt. Anwohnende und der Bezirk befürchten zusätzliche Belastungen durch Rückstaus und Ausweichverkehr.

Die Bauarbeiten an der Elsenbrücke laufen, bislang jedoch nur am nordwestlichen Teil. Der südöstliche Abschnitt wurde zurückgestellt, weil noch unklar ist, ob die A100 dort weitergeführt wird. Ein vorzeitiger Bau könnte einen späteren Abriss und damit zusätzliche Kosten verursachen. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
© Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
© Foto Titelbild: Wikimedia Commons, Leonhard Lenz, CC0
Nach rund zehn Jahren Bauzeit soll der 3,2 Kilometer lange 16. Bauabschnitt der Bundesautobahn A100 zwischen dem Autobahndreieck Neukölln und dem Treptower Park im Spätsommer freigegeben werden. Die bundeseigene Autobahn GmbH nennt die letzte Augustwoche oder Anfang September als möglichen Eröffnungstermin. Die Kosten des Neubaus belaufen sich laut Unternehmensangaben auf etwa 720 Millionen Euro.
Noch vor der Fertigstellung der benachbarten Elsenbrücke soll der neue Autobahnabschnitt in Betrieb gehen. Da diese Brücke jedoch bis Anfang 2026 nur eine Fahrspur pro Richtung bietet, ist mit Rückstaus an der Anschlussstelle zu rechnen. Die Verkehrssteuerung setzt deshalb auf eine dosierte Ampelregelung, die den Abfluss ins Stadtstraßennetz begrenzen soll.
Schleichwege und Stau: Bezirk und Grüne sehen Risiken für Wohnquartiere in Treptow-Köpenick
Die Verkehrsstadträtin von Treptow-Köpenick, Claudia Leistner (Grüne), äußerte im Verkehrsausschuss deutliche Kritik, wie der Tagesspiegel berichtet. Sie verwies auf steigende Einwohnerzahlen und befürchtete Ausweichverkehr durch Wohnstraßen. Durch die Nutzung moderner Navigationssysteme würden viele Fahrerinnen und Fahrer bereits heute Schleichwege suchen, auf Kosten der Anwohnenden.
Die Bezirksverordnetenversammlung Treptow-Köpenick hatte sich zuvor gegen eine Freigabe vor Fertigstellung der Elsenbrücke ausgesprochen. Auch die Grünen im Abgeordnetenhaus forderten, den Autobahnanschluss nicht vorzeitig zu öffnen. Die Verkehrsverwaltung des Senats und die Autobahn GmbH hielten dagegen: Die neue Strecke werde vor allem bereits vorhandenen Verkehr bündeln und nicht wesentlich zusätzlichen Verkehr erzeugen.
Barrierefreiheit bleibt auf der Strecke: Behelfsbrücke als Dauerlösung?
Kritik kommt auch von Initiativen, die sich für barrierefreie Infrastruktur einsetzen. Der Fußweg auf der Behelfsbrücke, die derzeit den Verkehr über die Spree leitet, misst nur 1,47 Meter – zu schmal für Rollstühle oder Kinderwagen. Dennoch soll der Neubau der südöstlichen Brückenhälfte erst ab 2026 erfolgen. Für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen oder Familien mit Kinderwagen ist die Engstelle ein tägliches Hindernis.
Hintergrund ist die unklare Zukunft des 17. Bauabschnitts der A100. Erst Ende 2025 will der Bund entscheiden, in welcher Form die Autobahn durch Friedrichshain und Lichtenberg verlängert werden soll. Bis dahin bleibt die Behelfsbrücke bestehen, möglicherweise für zwei weitere Jahrzehnte. Kritikerinnen und Kritiker fordern daher, die Elsenbrücke unabhängig von Fernverkehrsplänen barrierefrei fertigzustellen.
Politischer Streit um 17. Bauabschnitt: A100 bleibt Konfliktthema im Senat
Der geplante Weiterbau der A100 über Treptow hinaus ist politisch hoch umstritten. Während CDU und AfD das Projekt befürworten, lehnen Grüne und Linke es ab. Derzeit läuft eine Variantenuntersuchung, in der unter anderem Tunnel- und Trogvarianten geprüft werden. Bei der A100 wird eine Trogvariante etwa dann diskutiert, wenn ein kompletter Tunnel zu aufwändig oder technisch schwierig ist, man aber trotzdem eine unterirdische Verkehrsführung mit weniger oberirdischen Eingriffen erzielen möchte. Greifbare Ergebnisse werden erst im kommenden Jahr erwartet.
Trotz fehlender Koalitionsvereinbarung sprach sich Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) klar für den Weiterbau aus. Der SPD-Abgeordnete Tino Schopf bezeichnete diese Aussage als persönliche Meinung, da ein entsprechender Beschluss im Senat nicht existiere.
Quellen: Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, Tagesspiegel, Berliner Zeitung, Berliner Morgenpost, Autobahn GmbH, Architektur Urbanistik Berlin, A100 stoppen, Wikipedia
Andere Städte in der Welt bauen Autobahnen zurück und schaffen mehr Raum für Menschen, Fußgänger, Radfahrer und Kinder und Berlin baut einfach noch ne Autobahn. In 50 Jahren werden wir, zumindest die von uns, die dann noch leben, zurück schauen und uns wundern, wie dumm wir waren weiter auf das Auto als Verkehrsmittel zu setzen.
Das Argument mit den Schleichwegen verstehe ich immer noch nicht. Die Leute fahren doch aktuell ohne Autobahn zwangsweise durch die Kieze. Es kann doch nur besser werden. Ich glaube hier wird von einigen Personen grundsätzlich das induced demand Problem unterstellt und darauf basiert dann jedes andere Argument implizit. Da fehlt doch die Logik.
Die Realität ist das wir jetzt schon im gesamten Osten einen Verkehrskollaps haben und das betrifft die Öffis genauso wie den Individualverkehr. Da hilft auch kein Aufstocken der Alternativen, die Verkehrswege müssen verbessert werden. Ein Bus kann auch nur auf Straßen fahren. Eine Tram braucht auch eine neue Elsenbrücke.
Ostberlin ist immernoch strukturiert wie zu DDR-Zeiten als nur 3 Trabbis in Berlin rumgegurkt sind.
Neben Bauabschnitt 16 und 17 muss dafür auch endlich die TVO in Angriff genommen werden.