Der neue Fahrradklima-Test des ADFC zeigt erhebliche Unterschiede in der Zufriedenheit von Radfahrenden in deutschen Großstädten. Während Frankfurt am Main und Hamburg vergleichsweise gut abschneiden, landet Berlin im bundesweiten Vergleich auf den hinteren Plätzen. Der Test offenbart deutlichen Handlungsbedarf in der Radverkehrspolitik der Bundeshauptstadt.
Fahrradfahrer in Frankfurt

ADFC-Umfrage zeigt: Im Gegensatz zu Berlin belegt Frankfurt am Main den ersten Platz im Ranking der Großstädte. Die Mainmetropole erzielte eine Note von 3,5. / © Foto: depositphotos.com

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Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) hat erneut den Fahrradklima-Test veröffentlicht. In der großangelegten Umfrage bewerteten mehr als 200.000 Radfahrende in Deutschland die Fahrradfreundlichkeit ihrer Städte. Im Fokus standen dabei Sicherheit, Infrastruktur und das allgemeine Sicherheitsgefühl beim Radfahren. Für die Städte mit mehr als 500.000 Einwohnern fallen die Ergebnisse sehr unterschiedlich aus.

Berlin erreicht mit der Gesamtnote 4,3 lediglich Platz zwölf von fünfzehn. Damit hat sich die Bundeshauptstadt im Vergleich zur letzten Erhebung vor zwei Jahren um drei Plätze verschlechtert. Besonders gravierend ist das Sicherheitsempfinden: 88 Prozent der Berliner Teilnehmenden gaben an, sich auf dem Rad nicht sicher zu fühlen. Zudem beklagten 92 Prozent häufige Konflikte mit dem motorisierten Verkehr. Der Vorsitzende des ADFC Berlin, Eberhard Brodhage, sprach von einem Armutszeugnis für die Verkehrspolitik des Berliner Senats und forderte einen klaren Kurswechsel, so der RBB.

Fahrradklima-Test: Frankfurt und Hamburg schneiden deutlich besser ab als Berlin

Im Gegensatz zu Berlin belegt Frankfurt am Main den ersten Platz im Ranking der Großstädte. Die Mainmetropole erzielte eine Note von 3,5. Damit bestätigt sich der seit Jahren positive Trend, der unter anderem auf den konsequenten Ausbau von Radwegen, klaren Verkehrsführungen und einer besseren Trennung der Verkehrsarten zurückzuführen ist. Frankfurt profitiert zudem von einem dicht vernetzten Radwegenetz, das sowohl für Pendelnde als auch für Freizeitnutzerinnen und -nutzer attraktive Routen bietet.

Hamburg sichert sich mit einer Note von 3,6 den zweiten Platz und zeigt ebenfalls Fortschritte bei der Radverkehrsförderung. Trotz des starken Autoverkehrs in der Hansestadt wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Maßnahmen umgesetzt, um die Sicherheit und den Komfort für Radfahrende zu verbessern. Dazu zählen der Ausbau von geschützten Radfahrstreifen sowie verstärkte Kontrollen gegen Falschparker auf Radwegen.

Brandenburg zeigt, dass kleinere Städte Vorreiter sein können

Während die Großstädte sehr unterschiedlich abschneiden, zeigt der aktuelle Fahrradklima-Test in Brandenburg interessante Ergebnisse für kleinere Städte. Potsdam erreicht in der Kategorie der Städte zwischen 100.000 und 200.000 Einwohnern mit der Note 3,8 einen respektablen Platz elf von 42. Selbst kleinere Orte wie Schwedt schneiden mit einer Note von 2,9 hervorragend ab und zeigen, dass gezielte Investitionen in die Radinfrastruktur auch in kleineren Kommunen Wirkung zeigen können.

Diese positiven Beispiele unterstreichen, dass Fahrradfreundlichkeit nicht allein von der Größe einer Stadt abhängt. Vielmehr spielt der politische Wille, konsequent in sichere und komfortable Radwege zu investieren, eine zentrale Rolle. Der ADFC weist jedoch darauf hin, dass der Fahrradklima-Test keinen repräsentativen Querschnitt der Gesamtbevölkerung abbildet, sondern gezielt Viel- und Gelegenheitsradfahrende befragt.

ADFC appelliert an Senat: Handlungsbedarf bleibt vor allem in Berlin groß

In Berlin sieht der ADFC erheblichen Nachholbedarf. Der Rückgang im Ranking wird unter anderem auf Kürzungen bei der Radverkehrsförderung zurückgeführt. Laut dem ADFC Berlin drohe eine weitere Verschlechterung der Bedingungen, sollte der Senat seinen Kurs nicht ändern. Gleichzeitig zeigen die positiven Entwicklungen in Frankfurt am Main und Hamburg, dass gezielte Maßnahmen Wirkung entfalten können.

Insgesamt macht der Fahrradklima-Test deutlich, wie unterschiedlich die Lebensrealität von Radfahrenden in deutschen Städten ist. Während einige Städte bereits große Fortschritte verzeichnen, bleibt in anderen Metropolen, allen voran Berlin, noch viel zu tun, um den Radverkehr als gleichberechtigtes Verkehrsmittel nachhaltig zu fördern.

Quellen: ADFC, Tagesschau