Die Adler Group prüft den Verkauf ihres Berliner Wohnungsportfolios im Milliardenwert. Gleichzeitig sorgt das Unternehmen mit dem Steglitzer Kreisel für juristische Schlagzeilen. Zwischen Verkaufsplänen, Rechtsstreit und sozialer Zwischennutzung stellt sich die Frage nach der Zukunft des Immobilienunternehmens.
Bauarbeiten am Wohnturm "Überlin" am Steglitzer Kreisel.

Der Steglitzer Kreisel steht sinnbildlich für gescheiterte Immobilienprojekte in Berlin: Der ursprünglich geplante 120 Meter hohe Wohnturm „Überlin“ durch die Adler Group mit rund 330 Eigentumswohnungen und Einzelhandel im Sockelbereich konnte bis heute nicht realisiert werden,  Genehmigungsprobleme, Rücktritte von Kaufverträgen und juristische Streitigkeiten verzögerten den Bau erheblich. / © Foto: IMAGO / Schöning

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Die in Luxemburg ansässige Adler Group erwägt laut Bloomberg den Verkauf ihres Berliner Wohnungsportfolios im Wert von rund 3,5 Milliarden Euro. Das bestätigten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen. Investmentbanken sollen beauftragt worden sein, eine geeignete Struktur für die Transaktion zu entwickeln. Damit will das Unternehmen den maximalen Verkaufserlös erzielen. Die Vorbereitungen könnten sich jedoch bis 2026 hinziehen.

Mit dem geplanten Verkauf würde sich Adler von seinem letzten großen Vermögenswert trennen. Rund 99 Prozent der insgesamt 17.908 Mietwohnungen befinden sich in Berlin. Sie gehören vor allem zum Segment des bezahlbaren Wohnraums. Nach Skandalen, finanziellen Verlusten und wachsendem Druck könnte der Verkauf einen markanten Wendepunkt in der Geschichte des Unternehmens markieren.

Gerichtsentscheidungen und Stillstand: Der Steglitzer Kreisel als juristische Dauerbaustelle

Eines der prominentesten Objekte der Adler Group ist der Steglitzer Kreisel, ein Hochhausgerippe an der Schlossstraße. Der Umbau zu Eigentumswohnungen unter dem Projektnamen „Überlin“ kam nie über den Rohbau hinaus. Jahrelang tat sich nichts auf der Baustelle. Inzwischen haben Gerichte mehrfach festgestellt, dass die Adler-Tochtergesellschaft geltende Eigentumsrechte ignoriert. Die Missachtung dieser Urteile könnte bald drastische Konsequenzen haben, wie der Tagesspiegel berichtet.

Im März 2025 entschied das Landgericht, dass die Adler Group das Teileigentum eines Käufers an einem Tiefgaragenstellplatz umgehend eintragen lassen müsse. Andernfalls drohten Zwangsgelder oder sogar Haftbefehle gegen Mitglieder der Geschäftsführung. Trotz ungeklärter Eigentumsverhältnisse könnte der Steglitzer Kreisel im kommenden Winter eine neue Funktion erhalten.

Laut Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf wird geprüft, ob im Sockelbau eine Unterkunft für obdachlose Menschen eingerichtet werden kann. Die Adler Group bestätigte Gespräche mit einem Träger. Ziel sei ein Betrieb von Oktober bis April im Rahmen der Berliner Kältehilfe.

Kältehilfe statt Luxuswohnungen: Neue Perspektiven für den Sockel des Steglitzer Kreisels

Schon jetzt wird das leerstehende Gebäude teilweise zwischengenutzt, etwa durch eine Lebensmittelausgabe der Berliner Tafel oder ein Kulturprojekt. Die geplante Notunterkunft würde eine Einrichtung in Wannsee ersetzen, die aus baulichen Gründen schließen musste. Eine Einigung mit der Adler Group steht allerdings noch aus. Sollte es zum Verkauf des Objekts kommen, müsste der Nutzungsvertrag langfristig gesichert werden.

Die geplante Veräußerung des Wohnungsbestands und die ungelösten Konflikte um den Steglitzer Kreisel verdeutlichen den tiefgreifenden Strukturwandel bei der Adler Group. Aus einem ambitionierten Immobilienentwickler könnte bald ein Unternehmen ohne operatives Kerngeschäft werden.

Quellen: Immobilien Zeitung, Investing.com, Berliner Morgenpost, Tagesspiegel, zeitistknapp.de, Adler Group, CG Gruppe