Das Hochhaus „MYND“ wächst derzeit am Alexanderplatz und nimmt bereits jetzt sichtbar Einfluss auf das Stadtbild an der Karl-Liebknecht-Straße. Mit einer Höhe von 134 Metern und einer Fassadengestaltung, die sich an der benachbarten Warenhausarchitektur orientieren will, wird das Gebäude aller Voraussicht nach das erste von mehreren Hochhäusern, welches am Alexanderplatz tatsächlich realisiert wird.

134 Meter Höhe, moderne Büronutzung und ein Sockel mit Anklängen an klassische Warenhausarchitektur: Das Hochhausprojekt „MYND“ schreitet zügig voran. Schon jetzt verändert der Bau die Wirkung der Karl-Liebknecht-Straße deutlich sichtbar. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
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Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) befand sich im November auf einer Dienstreise in New York City und war offenbar sichtlich beeindruckt von den dortigen Hochhäusern, die das Stadtbild vor allem im District Manhattan mehr als dominieren. So ließ Wegner sich von mehreren Medien zitieren und forderte öffentlich, dass auch in Berlin verstärkt auf den Bau von mehr Hochhäusern gesetzt werden sollte – eine Forderung, die die CDU bereits vor mehreren Jahren kommuniziert hatte, als sie noch in der Opposition saß.
Bislang allerdings scheint Wegners Einfluss auf diesem Feld eher gering zu sein, denn weder beim noch immer ungeklärten Ausgang der Hochhauspläne für das Projekt „Central Tower“ an der Jannowitzbrücke als auch beim Hochhausprojekt am Europa-Center in der City West hat sich der Berliner Senat bislang eingemischt, sondern überlässt die Großprojekte lieber den Bezirken, die in ihrem Ringen nach Zuständigkeitshoheit potenzielle Investoren ins Wartezimmer verdrängen.
Kai Wegner will mehr Hochhäuser in Berlin – bleibt aber merkwürdig passiv
Ungeklärt ist auch der Weiterbau des 150-Meter-Projekts „Monarch Tower“ am Einkaufszentrum ALEXA, obwohl die bisherigen Eigentümer schon im vergangenen Jahr einen Weiterverkauf in Aussicht stellten – der bislang offenbar nicht erfolgt ist. Der Berliner Senat, der einen Rückkauf des Objekts offenbar finanziell nicht stemmen kann, zeigt sich hier ähnlich zahnlos wie beim Hochhausprojekt „Urbane Mitte“ am Gleisdreieck, wo er sich im politischen Kleinkrieg mit dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg (der das Projekt eher verhindern möchte) verloren hat. Auch das Hochhausprojekt des US-Immobilienentwicklers Hines steht weiterhin völlig in den Sternen.
Am Alexanderplatz in Berlin-Mitte immerhin gehen aber zwei Hochhausprojekte auch ohne die Intervention des Berliner Senats voran, obwohl auch diese Projekte von Problemen begleitet waren. Die Rede ist einerseits vom Covivio-Tower, der direkt neben dem bereits bestehenden ParkInn-Hotel entsteht und eine Höhe von etwas mehr als 130 Metern erreichen soll – und der einen neuen Namen hat: D3 Tower. Genauso groß soll das Hochhausprojekt der Commerz Real werden, welches direkt am heutigen Galeria Gebäude entsteht.
Alexanderplatz: Hochhausprojekt von Commerz Real dominiert bereits die Karl-Liebknecht-Straße
Das Hochhausprojekt der Commerz Real hat den Namen „MYND“ und befindet sich mittlerweile im Hochbau. Direkt an der Karl-Liebknecht-Straße, unweit der Stadtbahntrasse, sind die ersten Geschosse des Gewerbeneubaus mittlerweile aus der tiefen Baugrube gewachsen, der Bau dominiert bereits den Stadtraum – und befindet sich doch erst am Anfang.
Im November 2024 hatten die Bauherren mitgeteilt, dass das Unternehmen Züblin den Bau übernehmen soll, nachdem der ursprüngliche Eigentümer, die Signa-Gruppe, das Projekt veräußert hatte. Seitdem hat das Projekt wieder deutlich an Fahrt aufgenommen. Das Gebäude soll nach seiner Fertigstellung exakt 134 Meter hoch werden und vorwiegend Gewerbeflächen bieten.
134 Meter hoch am Alexanderplatz: Neues Gebäude „MYND“ wächst direkt am Galeria-Gebäude
Während es auf der Baustelle vor allem zu Beginn des Jahres sehr still war, sind seit mehreren Monaten wieder deutliche Aktivitäten auf der Baustelle zu erkennen – was vor allem am wachsenden Gebäude zu erkennen ist. Bei der Gestaltung der Fassaden und Eingänge soll nach Angaben der Architekten – verantwortlich ist das Büro Kleihues + Kleihues – auf Elemente der Warenhausarchitektur Bezug genommen werden, aus der das Hochhaus schließlich hervorgeht.
Ziel der Architekten sei es demnach, die bestehende Architektur des Kaufhof-Warenhauses durch den Neubau zu ergänzen. Der zweigeschossige Sockel des Neubaus erhält eine vertikale Gliederung mit markanten Pfeilern und einem abschließenden Gesims aus Naturstein.
Die Fassaden der darüberliegenden Bürogeschosse sind durch großformatige Fensterflächen sowie eine feine Strukturierung mit Lisenen und Gesimsbändern aus Naturstein geprägt. Hochhaus und Riegel unterscheiden sich vom Warenhaus durch eine leichtere, gläserne Fassadengestaltung und treten als eigenständige Baukörper in Erscheinung. Die klaren, kubischen Formen von Warenhaus, Riegel und Hochhaus sowie die übernommene Fassadengliederung im Neubau sollen am Ende ein stimmiges Gesamtbild ergeben. Auf das Endergebnis darf man durchaus gespannt sein.
Quellen: UTB Projektmanagement, Bewocon, PORR, Ortner & Ortner, Estrel Hotel-Betriebs-GmbH, Kurth Real Estate, Holzer Kobler Architekturen, mit Atelier Loidl Landschaftsarchitekten, TU Berlin, HB Reavis, Dorte Mandrup A/S, Signa Real Estate, Commerz Real, Sauerbruch Hutton Gesellschaft von Architekten mbH, Covivio Immobilien GmbH, Kleihues + Kleihues Gesellschaft von Architekten mbH