Zum wiederholten Mal hat Deutschland einen extremen Dürresommer erlebt. Auch Berlin und Brandenburg bleiben davon nicht verschont und müssen nun über Maßnahmen nachdenken, einem möglichem Wassermangel in den kommenden Jahren entgegenzuwirken.

Verfrühter Herbst: Zahlreiche Bäume und Pflanzen in Berlin sehen seit Wochen so aus, als hätte der Herbst längst begonnen. Schuld ist die enorme Trockenheit.

© Visualisierungen: Pixabay
Text: Stephanie Engler

 

Aufgrund der zunehmenden Trockenheit und Hitze muss die Hauptstadt langsam über Maßnahmen zum Wassersparen nachdenken. Der Berliner Senat ruft die Bürgerinnen und Bürger nun dazu auf, selbst mit darauf zu achten.

Die Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Die Grünen) sagte dazu am vergangenen Mittwoch, dass noch keine Verbote vorgesehen, jedoch als letztes Mittel denkbar seien. “Da prüfen wir gerade, ob das reicht, was wir an gesetzlichen Möglichkeiten haben.

Die Hauptstadt lebt vom Grundwasser

Laut Jarasch könne sich Berlin seit über 100 Jahren mittels des eigenen Grundwassers selbst versorgen. Damit es so bleibe, müsse jedoch etwas getan werden. In ganz Europa sei der Zustand nach der jüngsten Analyse zur Dürre 2022 der EU-Kommission alarmierend. 

Besonders da die Regenmenge eines ganzen Jahres fehlt: 580 Liter pro Quadratmeter müssten es sein. Es sind jedoch laut der Berliner Wasserbetriebe nach acht Monaten nur rund 200 Liter pro Quadratmeter. Der wenige Regen der vergangenen Jahre wirkt sich nun negativ auf die Wasserspeicher im Boden aus, weswegen der Grundwasserspiegel sinkt.

Trockenheit und Hitze in Berlin: Die Auswirkungen reichen weiter

Die Hitze und Trockenheit wirken sich nicht nur auf die Wasserversorgung, sondern auch weitgreifend auf die Ernte und den Energiesektor aus. So leiden vor allem Mais, Sonnenblumen und Soja, da die Wurzeln sich kaum noch mit Wasser versorgen können.

Durch den geringen Wasserstand in vielen Flüssen sind die Wasserkrafterzeugung und die Kühlsysteme von Kraftwerken stark beeinträchtig – ebenso die Binnenschifffahrt. 

Flächenentsiegelungen beschleunigen, mehr Rückhaltebecken bauen

Der Sprecher der Berliner Wasserbetriebe, Stefan Natz, räumte ein, dass ihn und auch andere Fachleute die rasante Entwicklung des Klimawandels überrascht hätten. Dennoch arbeiten die Betriebe schon seit Jahren daran, sich auf den Wassermangel vorzubereiten. 

Daher wird nun versucht, das Wasser möglichst lange in der Stadt zu behalten und nicht mittels der Kanalisation schnell abzutransportieren. Dazu gehören sowohl die Flächenentsiegelung, um das Regenwasser in den Boden einsickern zu lassen, als auch große Rückhaltebecken. 

Berliner Wasserversorger schließen sich zusammen

Eine weitere Maßnahme, um auf Notlagen besser reagieren zu können, sahen 15 Wasserversorger in und um Berlin darin, sich zusammenzuschließen. Da Berlin im Urstromtal liegt und auf die sogenannte Uferfiltration zurückgreifen kann, ist die Trinkwasserversorgung der Hauptstadt weniger gefährdet als bei höher gelegenen Regionen wie etwa dem Landkreis Barnim. 

Daher gibt es nun ein Forschungsprojekt, welches sich gegen die Auswirkung der Wetterextreme und des Klimawandels stellen und Lösungen finden soll. Es wird durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) im Rahmen der Innovationsinitiative mFUND mit insgesamt rund 956.000 Euro gefördert.

Forschungsprojekt gegen Trockenheit

Das Ziel des Verbundforschungsprojekts ist die “nachhaltige und praxistaugliche Implementierung eines Entscheidungshilfesystems für Niedrigwasser und Trockenheit (NieTro2)“. Die Forschungsgruppe von Prof. Dr.-Ing. Frank Fuchs-Kittowski ist ebenfalls beteiligt. 

Dieses Projekt arbeitet an modellgestützten Entscheidungshilfen. Es soll so ein Lagebild und Prognosen zur Entwicklung von Indikatoren wie Wasserverfügbarkeit oder Bodenfeuchte anbieten können.

Projekt „NieTro2“  und die HTW Berlin kooperieren

Am Ende soll eine Softwarelösung mit einer mobilen App entstehen, um bei der Datenerfassung vor Ort und bei der Sensibilisierung für die Thematik zu unterstützen. Dabei unterstützt dann das Team rund um Prof. Dr.-Ing. Frank Fuchs-Kittowski der HTW Berlin

Anhand realer Beispieldaten und -szenarien sollen die Innovationen des Projekts entwickelt werden. Dazu dient die brandenburgische Region rund um den Landkreis Dahme-Spreewald, die traditionell mit trockenem Klima zu kämpfen hat.

Weitere Maßnahmen gegen die Berliner Trockenheit

Damit die Menschen aber schon heute aktiv eingreifen können, sprach der Berliner Senat mehrere Empfehlungen aus: So soll darauf verzichtet werden, Gärten wegen der Verdunstung tagsüber zu wässern. Pools sollen abgedeckt werden, Spülwasser ohne Seife könne zum Gießen genutzt werden und man solle nur kurz Duschen.

Um der Trockenheit Herr zu werden, gibt es zudem erste Überlegungen, Ostseewasser zu entsalzen, um Berlin und Brandenburg zu versorgen. So könnte auch die Trinkwasserversorgung in den kommenden Jahren sichergestellt werden.

Ob diese Maßnahmen die enorme Dürre in den kommenden Jahren effektiv bekämpfen können, wird sich schnell zeigen. Denn es werden auch in den kommenden Jahren sehr heiße und trockene Sommer in Berlin zu erwarten sei. Die Stadt sollte darauf vorbereitet sein.

 

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