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Artikelreihe: Jüdische Architekten in Berlin, Teil 3: Alexander Klein

Alexander Klein ist ein deutscher und israelischer Architekt, der sich vor allem mit einer zweckmäßigeren und wirtschaftlicheren Gestaltung von Wohngrundrissen hervorgetan hat und später zu einem wichtigen Planungsexperten wurde.

Spätwerk: Im Rahmen der internationalen Bauausstellung 1957 kehre Alexander Klein nach Berlin zurück und trug einen Teil zum Neubau des Hansaviertels nahe des Berliner Tiergarten bei.

© Sämtliche Fotos: Wikimedia Commons
Text: Henriette Schubert

Alexander Klein

Geboren 1879 in Odessa – Gestorben 1961 in New York City

Herkunft: Geburt im früheren Russland

Am 17. Juni 1879 wurde Alexander Klein in Odessa, im damaligen Russland, geboren. Über seine Familie ist weiterhin nichts bekannt. 

Kleins beruflicher Werdegang fand im Jahr 1906 erste Erwähnung, als er den ersten Preis im Wettbewerb um die Entwürfe für das Krankenhaus „Peter der Große“ in St. Petersburg gewann. Es folgten weitere Bauaufgaben in den folgenden Jahren, wie beispielsweise das Haus A.M., welches ebenfalls in St. Petersburg errichtet wurde.

Im Jahr 1913 wurde er schließlich zum Stadtbaurat von St. Petersburg ernannt. In dieser Zeit folgten Entwürfe zu weiteren Wohnhäusern im Stadtgebiet. Mit Beginn der russischen Judenpogrome musste er allerdings sowohl seine berufliche Stellung, als auch seine Heimat verlassen. So verschlug es ihn 1920 nach Berlin.  

Alexander Kleins Wirken in Berlin

Trotz der in Russland beginnenden Judenpogrome fand Alexander Klein in Berlin Arbeit. 1923 realisierte er mit der Villa Bernardo Davidsohn in Berlin-Wilmersdorf seine erste Bauaufgabe in Deutschland. Diesem Entwurf folgten in den kommenden Jahren weitere Projekte im Stadtgebiet Berlin, wie zum Beispiel  das Mietshaus Ravensberger Straße. 

Dabei befasste er sich besonders mit Kleinwohnungen und deren Grundrissgestaltung. Hier sah Klein viel Optimierungsbedarf. Während die üblichen Wohnungsgrundrisse viele unproduktive Flächen beinhalten, entwickelte der Architekt die „flurlose Wohnung“. Ein heller Wohnzimmervorraum ersetzt dabei den klassischen, dunklen Flur. Für den Grundriss ergaben sich für Klein auf diesem Weg zwei Raumgruppen zur Gestaltung. Wohn-, Esszimmer und Küche bilden dabei eine Gruppe, während sich Schlaf-, Schrankzimmer und Bad zu der anderen Gruppe zusammenfügen.

Jeder Grundrisstyp sollte hierfür und entsprechend der Nutzfläche eine bestimmte Bautiefe und Frontlänge erhalten. Alexander Klein veröffentlichte diese Konzeption in der Fachzeitschrift Wasmuths Monatshefte für Baukunst. Bis ins Jahr 1934 folgten weitere Publikationen, die sich zumeist weiterhin mit Fragen und Gedanken rund um das Entwerfen und Gestalten von Wohngrundrissen beschäftigten. 

Zur Bauausstellung im Jahr 1928 setzte er sein Konzept auch in einem größeren Rahmen und öffentlichkeitswirksam um. Der Ausstellung folgten weitere Wohnbauten in Berlin. Aber auch Bauaufgaben in Leipzig und Merseburg wurden durch Klein geplant und realisiert. Hierzu zählen neben üblichen Miets- und Kleinhäusern auch Großsiedlungen und Villen. Von 1928 bis 1930 plante und realisierte Klein eine solche Großsiedlung für die Leuna-Werke in Bad Dürrenberg. Hierfür arbeitete er mit Walter Gropius zusammen. 

Nach der Machtergreifung: Auswanderung ohne private Rückkehr nach Berlin

Das für Juden auferlegte Berufsverbot 1933 traf auch Alexander Klein. Der Architekt wanderte daher nach Palästina aus und fand hier Arbeit als Planungsexperte. 

Durch seine Tätigkeit in Palästina wurde Klein zu einem der wichtigsten Städte- und Siedlungsplaner des Landes. Dies brachte ihn 1957 auch mit einer Bauaufgabe zurück nach Berlin. Für die Internationale Bauausstellung Interbau in Berlin entwarf er ein viergeschossiges Reihenhaus im Berliner Hansaviertel. Weitere 52 Architekten aus insgesamt 13 verschiedenen Ländern wurden hierbei neben Klein mit der Neugestaltung des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Viertels beauftragt. 

Der deutsche und israelische Architekt verstarb nur wenige Jahre nach der Ausstellung am 15. November 1961 in New York City in den Vereinigten Staaten. 

 

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