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Artikelreihe: Jüdische Architekten in Berlin, Teil 4: Martin Punitzer

Martin Albrecht Punitzer war ein deutscher Architekt, der sich in seinem architektonischen Wirken vom Expressionismus abgrenzte. Als Teil der Neuen Sachlichkeit widmete er sich besonders in den 1920er Jahren zweckbetonten Werken, die später als Bauhausarchitektur oder als Bauhausstil bekannt wurden.

Eines von Punitzers bedeutendsten Werken: Der Umbau der Alten Komischen Oper in der Friedrichstraße. Hier ist eine Fotografie des Gebäudes aus dem Jahre 1906 zu sehen.

© Sämtliche Fotos: Wikipedia / Creative Commons
Text: Henriette Schubert

Martin Punitzer

Geboren 1889 in Berlin – Gestorben 1949 in Santiago de Chile

Herkunft: Geburt in Berlin

Martin Punitzer wurde am 7. Juli 1889 als Sohn von Julius Punitzer und Sophie Punitzer in Berlin geboren. Hier wuchs er mit seinen zwei Schwestern auf. 

Nach seinem Schulabschluss entschied er sich für eine Maurerlehre an der Baugewerkschule in Stettin. Wenige Jahre später zog es ihn wieder zurück in seine Geburtsstadt und er begann sein Studium an der Technischen Hochschule in Berlin.

Seiner Berufsausbildung folgte die Mitarbeit im Büro des Architekten Moritz Ernst Lesser, aus der sich später die Gründung seines eigenen Architekturbüros entwickelte.

Martin Punitzers Wirken in Berlin

Ende der 1920er Jahre erlangte sein Büro auch größeren Erfolg. In Punitzers Portfolio reihen sich Projekte wie der Umbau der Alten Komischen Oper in der Friedrichstraße oder auch das Wohnhaus sowie die Elektro-Mechanik-Fabrik Abrahamsohn in Lankwitz. Überdies zählt die Maschinenfabrik Lindner in Wittenau zu Punitzers wichtigsten Projekten. 

Doch auch vergleichsweise kleinere Aufträge und Realisierungen wie Umgestaltungen oder Bauaufträge für Villen und Wohnhäuser zählen zum umfassenden Tätigkeitsfeld des Architekten. So entstand zu Beginn seiner Selbstständigkeit beispielsweise die Villa Schönbach in Berlin-Westend. Auch sein Elternhaus in Berlin-Moabit gestaltete Punitzer selbst um. Der überwiegende Anteil seiner Entwürfe und Realisierungen entstand dabei in seiner Heimat- und Geburtsstadt Berlin.

Nach der Machtergreifung: Konvertierung, Emigration und früher Tod

Im Jahr 1933, als Juden auch in Deutschland wegen der Machtübernahme der Nationalsozialisten Berufsverbot erhielten, konvertierte Punitzer zum Katholizismus. Dennoch wurde auch ihm zwei Jahre später 1935 aufgrund seiner jüdischen Herkunft das Berufsverbot auferlegt. 

Die Familie Punitzer blieb dennoch in Berlin wohnen und beschloss erst 1938, ihre Heimat zu verlassen. So emigrierten sie nach Chile. Beruflich konnte der Architekt hier jedoch nicht an seinen erarbeiteten Erfolg aus Berlin anknüpfen. Im Jahr 1949 verstarb Martin Punitzer an den Folgen eines Herzinfarktes am 7. Oktober in Santiago de Chile.

 

Quellen: Gesellschaft zur Erforschung des Lebens und Wirkens deutschsprachiger jüdischer Architekten, Jüdische Allgemeine, ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN, Jüdisches Museum Berlin, Wikipedia

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Industriebau: Martin Punitzer konzipierte das Gebäude der Lindner Maschinenfabrik in Berlin-Wittenau. Nach seinem Arbeitsverbot lag die Fertigstellung der Gesamtanlage 1935–1940 bei Simon & Hoppe.

 

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