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Artikelreihe: Jüdische Architekten in Berlin, Teil 7: Harry Rosenthal

Der Architekt Harry Rosenthal bewies während seiner Schaffenszeit ein weites Spektrum an Tätigkeiten, Stilen und Herausforderungen. Der deutsche Architekt mit jüdischen Wurzeln verlor jedoch durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten sein erarbeitetes Ansehen und konnte es in den Folgejahren nicht wiedererlangen.

Eines von Harry Rosenthals bekanntesten Bauwerken: Das Sommerhaus für Josef Thorak, welches bis 1926 in Bad Saarow entstand und dort noch heute steht. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.

© Fotos: Wikimedia Commons
Text: Henriette Schubert

Harry Rosenthal

Geboren 1892 in Posen – Gestorben 1966 in London

Herkunft: Geburt in Posen

Harry Rosenthal wurde am 3. Mai 1892 in Posen geboren. Über seine Familie ist nichts bekannt. Er selber entschied sich nach seinem Schulabschluss für das Studium der Architektur an der Technischen Hochschule in München. Hier zählte unter anderem Theodor Fischer zu seinen Professoren. 

Sein Studium begann noch vor dem Ersten Weltkrieg, wurde durch diesen jedoch auch unterbrochen. Nach dem Auskurieren einer schweren Kriegsverletzung entschied sich Rosenthal dazu, das Studium ab 1917 an der Technischen Hochschule (Berlin-) Charlottenburg fortzuführen. Nur zwei Jahre später schloss er dieses im Jahr 1919 mit der Diplom-Hauptprüfung ab.

Harry Rosenthals Wirken in Berlin

Im Anschluss an sein Studium sammelte Rosenthal Berufserfahrungen in den Büros von Hans Poelzig und Bruno Taut. Nur wenige Jahre später entschied er sich 1922 dazu, sein eigenes Büro zu gründen. Rosenthal entwarf fortan vor allem Wohn-, Sommer-, Land und Atelierhäuser. Die meisten seiner Projekte finden sich in Berlin und der näheren Umgebung.

Die selbstständige Arbeit des Architekten offenbarte auch dessen einzigartige und vor allem vielseitige Entwurfssprache. Bei seiner Arbeit befasste er sich daher gleichsam mit der Hinwendung zum Expressionismus, als auch mit der Beschäftigung zu Prinzipien des Neuen Bauens.

Auch das Portfolio der Auftraggeber zeigt diese große Bandbreite. Neben einem Sommerhaus für den expressionistischen Maler Bruno Krauskopf, welches Rosenthal 1923 in Bad Saarow realisierte, zählen auch weniger expressionistische Villen und Wochenendhäuser für Doktoren und Bankiers in den Folgejahren zu seinen Tätigkeiten. Das zwischen 1925 und 1926 erbaute Atelier- und Sommerhaus für den Maler und Bildhauer Josef Thorak in Bad Saarow ist heute zudem denkmalgeschützt. 

Während die Bauten für Krauskopf und Thorak stark naturalistisch geformt sind, zeigt das Atelier für den Schriftsteller Arnold Zweig aus den Jahren 1930 bis 1931 eine klarere Formsprache, die stilistisch den Zielen des Neuen Bauens folgte. Zusätzlich zu seiner architektonischen Tätigkeit widmete sich Harry Rosenthal überdies immer wieder der Innenarchitektur. Auch an Wettbewerben nahm Rosenthal teil.

Nach der Machtergreifung: Emigration in die Vergessenheit

Mit der nationalsozialistischen Machtergreifung floh Rosenthal nach Palästina. Sein jüdischer Glaube und die daraus resultierende Verfolgung in Deutschland machte die Weiterarbeit unmöglich. Es gelang Rosenthal, seine Tätigkeit als Architekt auch in Palästina weiterzuführen. Nach nur wenigen Jahren wechselte er jedoch im Jahr 1939 erneut seinen Wohnort.

Die angespannte, politische Lage in Palästina, das dortige Klima sowie der gesundheitliche Zustand des Architekten, veranlassten Rosenthal zu einem Umzug nach London. Obwohl sich seine englischen Kollegen sehr für ihn aussprachen, gelang es Rosenthal nicht, wieder in die selbstständige Arbeit zurückzukehren. Stattdessen widmete er sich verschiedenen Arbeiten als Designer, unter anderem für die Firma Sommerfield Ltd. (vormals Adolf Sommerfeld). Zum Zeitpunkt seines Todes am 23. April 1966 war der einstige Architekt Harry Rosenthal weitgehend in Vergessenheit geraten.

 

Quellen: Gesellschaft zur Erforschung des Lebens und Wirkens deutschsprachiger jüdischer Architekten, Jüdische Allgemeine, ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN, Jüdisches Museum Berlin, Wikipedia

Weitere Bilder zum Thema findet Ihr hier: 

Die “Villa Bab” entstand zwischen 1923 und 1924 in der Konstanzer Straße im ehemaligen Berliner Bezirk Wilmersdorf und ist noch heute erhalten.

 

Weitere Teile der Reihe findet Ihr hier: 

Vergessene Baukunst: Die Geschichte jüdischer Architekten in Berlin

Historisch und modern: Die bauliche Neuerfindung des Petriplatzes

Artikelreihe: Jüdische Architekten in Berlin, Teil 2: Erich Mendelsohn

Artikelreihe: Jüdische Architekten in Berlin, Teil 3: Alexander Klein

Artikelreihe: Jüdische Architekten in Berlin, Teil 4: Martin Punitzer

Artikelreihe: Jüdische Architekten in Berlin, Teil 5: Marie Frommer

Artikelreihe: Jüdische Architekten in Berlin, Teil 6: Erwin Gutkind

Weitere Artikelreihen könnt Ihr hier finden

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