Beim Rückbau des Großen Stadions im Jahnsportpark ist schwach gebundener Asbest entdeckt worden. Die Substanz wurde bislang nicht erfasst – nun greifen spezielle Sicherheitsmaßnahmen. Der Fund sorgt für neue Fragen rund um Berlins umstrittenstes Sportprojekt, doch eine größere Unterbrechung der Abrissarbeiten erfolgt offenbar nicht.

Seit Ende 2024 läuft der Rückbau des maroden Cantianstadions – begleitet von Protesten, Gerichtsverfahren und neuen Belastungen wie dem aktuellen Asbestfund. Der geplante Inklusionssportpark im Jahnsportpark steht damit sinnbildlich für einen Umbau, der viele Fragen aufwirft. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

© Fotos: ENTWICKLUNGSSTADT

 

Am Donnerstag informierte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen in einer Pressemitteilung, dass beim Rückbau des Großen Stadions im Berliner Jahnsportpark erstmals schwach gebundene Asbestbaustoffe festgestellt worden sind. Die belasteten Materialien waren bislang nicht dokumentiert und konnten daher bei der abgeschlossenen Schadstoffsanierung im Jahr 2024 nicht entfernt werden. Vermutlich handele es sich um Bauschutt aus der ursprünglichen Bauzeit des Stadions.

Das Landesamt für Arbeitsschutz wurde laut Senatsverwaltung umgehend informiert. Die belasteten Materialien sollen nun gemäß gesetzlicher Vorgaben entsorgt werden. Die Substanz wird in speziellem Verpackungsmaterial gesammelt, in verschlossene Container verladen und unter feuchthaltenden Bedingungen behandelt, um Staubemissionen zu verhindern. Für die Arbeitenden gilt Masken- und Schutzanzugpflicht, doch eine größere Unterbrechung scheint nicht zu erfolgen. Auch eine Gefährdung für die Öffentlichkeit bestehe laut Verwaltung nicht.

Konflikte rund um den Rückbau und Neubau am Cantianstadion reißen nicht ab

Bereits zuvor war der Rückbau des Stadions in Prenzlauer Berg wiederholt Gegenstand von Kritik. Vor allem Umweltverbände und Bürgerinitiativen äußerten sich besorgt über den Umgang mit Natur- und Denkmalschutz. Der Abriss des Cantianstadions wurde zeitweise per Gerichtsbeschluss gestoppt – unter anderem wegen nicht ausreichender Tierschutzmaßnahmen.

Zuletzt gab es Streit um die Rodung von rund 30 Bäumen und Hecken auf dem Baugelände, die laut Bürgerinitiative Jahnsportpark sowie dem Bürgerverein Gleimviertel gegen geltendes Naturschutzrecht verstößt. Beide Gruppen warfen der Senatsverwaltung vor, ein bestehendes Gerichtsurteil zum Abriss-Stopp ignoriert zu haben. Zudem hätten die Maßnahmen laut Initiative geschützte Brut- und Rastplätze von Haussperlingen zerstört, obwohl ein früheres Gutachten des Senats deren ökologische Bedeutung ausdrücklich festgehalten hatte.

Umgang mit Artenschutz in der Kritik: Fehlende Ausgleichspflanzungen und umstrittene Genehmigungen

Auch die Ersatzmaßnahmen gerieten in dem Zuge in die Kritik. Zwar wurden auf dem Gelände Bretterwände mit Nistkästen installiert, diese hätten laut Anwohnenden jedoch durch die Rodungsarbeiten ihre Funktion weitgehend verloren. Hinzu kommt, dass die gesetzlich vorgeschriebenen Ausgleichspflanzungen bislang ausgeblieben sind. Die Senatsverwaltung hingegen wies die Vorwürfe zurück. Man habe alle Maßnahmen mit den zuständigen Stellen abgestimmt und rechtlich genehmigen lassen.

Baustart 2026: Senat hält am Stadionneubau für 250 Millionen Euro fest

Trotz der anhaltenden Auseinandersetzungen hält der Senat am Umbau zum Inklusionssportpark fest. Auch der Landessportbund Berlin unterstützt das Vorhaben weiterhin und spricht sich für eine Umsetzung „im Sinne der Inklusion“ aus. Da zahlreiche Schulen und Vereine wie ALBA Berlin und Pfeffersport auf den Sportpark angewiesen seien, müssten die Planungen auch umgesetzt werden.

Der offizielle Baustart für das neue Stadion ist für 2026 vorgesehen. Die Gesamtkosten des Projekts sollen laut Verwaltung unter 250 Millionen Euro bleiben. Kritikerinnen und Kritiker bezweifeln jedoch, dass diese Summe realistisch ist, ohne zentrale Bestandteile des Vorhabens zu streichen.

Mit dem Asbestfund rückt nun ein weiteres Problemfeld ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Während der Rückbau der Arena weiterhin planmäßig vorangehen soll, werden die Fragen nach Transparenz und Verantwortlichkeit das Projekt weiter begleiten.

Im Video: Der Abriss des Cantianstadions im Jahnsportpark aus der Luft

 

Quellen: NaturFreunde Berlin, Berliner Morgenpost, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, O+M Architekten GmbH, LOR Landschaftsarchitekten, Bürgerinitiative Jahnsportpark, Fachhochschule Erfurt, Verein Pfeffersport, Bürgerverein Gleimviertel

Tags (Schlagwörter) zu diesem Beitrag

One Comment

  1. […] handelt es sich um bereits vorhandenen Bauschutt aus der ursprünglichen Bauzeit des Stadions. Laut entwicklungsstadt.de wurde das Landesamt für Arbeitsschutz informiert. Die belasteten Materialien werden nun gemäß […]

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.