Berlin rüstet sich für die Energiewende: Der Netzbetreiber 50Hertz plant neue Höchstspannungsleitungen. Ziel des Projekts ist der Ausbau der Transportkapazität für Strom aus erneuerbaren Energiequellen. Der Ausbau soll 2030 beginnen und bis Ende 2039 abgeschlossen sein.

50Hertz stellt Pläne für den Bau von drei Höchstspannungsleitungen unter Berlin vor. So wie die bestehende Leitung sollen auch die neuen Leitungen circa 40m unter der Erde liegen. / © Foto: Britta Petersen/50Hertz

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© Foto Titelbild: 50Hertz

 

Der ostdeutsche Netzbetreiber 50Hertz bereitet sich auf den steigenden Strombedarf in Berlin vor. Geplant ist daher der Bau von drei neuen unterirdischen Stromleitungen, die ab dem Jahr 2030 schrittweise realisiert werden sollen. Ziel ist es, die Hauptstadt künftig besser mit Strom aus erneuerbaren Quellen zu versorgen. Dies soll umgesetzt werden, ohne den bereits dicht bebauten Stadtraum durch oberirdische Trassen zusätzlich zu belasten.

Unternehmenschef Stefan Kapferer erklärte in einer Pressemitteilung, dass die verlässliche Versorgung mit grüner Energie für Berlin als Wirtschafts- und Technologiestandort von zentraler Bedeutung sei. Gleichzeitig stelle der unterirdische Verlauf der Leitungen eine Möglichkeit dar, neue Infrastruktur möglichst raumschonend und stadtverträglich umzusetzen.

Neue Höchstspannungsleitungen unter Berlin: Erweiterung der Kabeldiagonale und Neubau zweier Kabelvertikalen

Aktuell wird Berlin durch die sogenannte „Kabeldiagonale Berlin“ mit Strom versorgt. Diese bestehende Leitung soll nun erweitert werden, um den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden. Sie verläuft vom Nordwesten der Stadt bis in den Bezirk Marzahn. Geplant ist ein zusätzlicher Abschnitt zwischen den Umspannwerken Reuter und Teufelsbruch in Hakenfelde. Der rund sechs Kilometer lange Tunnel wird bis zu 40 Meter tief unter der Erde verlaufen und die bisherige Leitung ersetzen. Dadurch erhöht sich die Transportleistung um etwa 40 Prozent.

Darüber hinaus ist der Bau der sogenannten Kabelvertikale Süd vorgesehen. Sie soll von Großbeeren in Brandenburg bis zur Berliner Stadtgrenze führen. Die Trasse wird etwa 14 Kilometer lang sein und ebenfalls vollständig unterirdisch verlaufen.

Ein drittes Projekt ist die Kabelvertikale Nord. Sie beginnt, wie die beiden anderen, am Umspannwerk Reuter und führt über ein neu zu errichtendes Umspannwerk im Bereich Tegel bis zum Umspannwerk Malchow. Insgesamt ist eine Leitungslänge von 20 Kilometern geplant, wovon rund 17 Kilometer unterirdisch verlaufen sollen.

Zeitplan für das Berliner Großprojekt: Baubeginn ab 2030, Inbetriebnahme ab 2036

Nach derzeitigem Planungsstand sollen die Bauarbeiten im Jahr 2030 beginnen. Die Inbetriebnahme der Leitungen ist gestaffelt und beginnt voraussichtlich ab 2036. Bis Ende der 2030er-Jahre soll das gesamte Vorhaben abgeschlossen sein. Zur Höhe der geplanten Investitionen hat sich 50Hertz bislang jedoch nicht geäußert. Trotz der unterirdischen Bauweise wird das Projekt mit gewissen Einschränkungen im Stadtgebiet verbunden sein. Insbesondere Großbaustellen im innerstädtischen Raum gelten als technisch besonders anspruchsvoll.

Kapferer wies darauf hin, dass derartige Bauvorhaben eine enorme technische Herausforderung darstellen. Deshalb sei es wichtig, dass die Politik diese Energiewendeprojekte aktiv unterstützt und ein breit angelegter Austausch mit allen beteiligten Interessengruppen stattfindet.

Energiebedarf in Berlin steigt:  Insbesondere durch Klimaziele und Elektromobilität

Die geplanten Leitungen sind nicht zuletzt eine direkte Reaktion auf veränderte Stromflüsse, die sich durch den Ausbau erneuerbarer Energien ergeben. Hinzu kommt der steigende Bedarf an elektrischer Energie durch die zunehmende Nutzung von Elektromobilität. Die bestehende Kabeldiagonale, deren älteste Abschnitte aus den 1970er Jahren stammen, ist mit diesen neuen Anforderungen zunehmend überfordert.

Aus diesem Grund soll ein Teilstück zwischen der Rudolf-Wissell-Brücke und dem Umspannwerk Mitte durch einen leistungsfähigeren Tunnel ersetzt werden. Die Stromtragfähigkeit wird dabei von bislang 1.600 auf 2.500 Ampere erhöht – ein entscheidender Schritt, um die Versorgungssicherheit langfristig zu gewährleisten.

Quellen: dpa-infocom, rbb24, 50Hertz

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