Der Autobahntunnel an der Schlangenbader Straße, an der Grenze zwischen Wilmersdorf und Dahlem, wurde am Donnerstag überraschend gesperrt. Grund sind laut Senatsverwaltung gravierende Mängel am Bauwerk. Ob der Tunnel jemals wieder geöffnet wird, ist derzeit unklar, denn die Sanierungskosten wären enorm.
© Fotos: Wikimedia Commons / A. Savins
Text: Björn Leffler
Noch leitet Bettina Jarasch die Senatsverkehrsverwaltung. Und diese hat nun eine Entscheidung getroffen, die sich bereits Ende des vergangenen Jahres angedeutet hatte – und aktuell hohe Wellen im Berliner Südwesten schlägt.
Wie am Mittwoch vom Berliner Senat bekannt gegeben wurde, wird der Autobahntunnel an der Schlangenbader Straße im Ortsteil Wilmersdorf, an der Grenze zum Ortsteil Dahlem, bis auf Weiteres für den Verkehr gesperrt.
Autobahntunnel Schlangenbader Straße: Sperrung auf unbestimmte Zeit
Bei einer technischen Überprüfung seien laut einem Bericht des RBB Mängel an der Notrufanlage und bei der Entlüftung festgestellt worden. So hatte es die Senatsverwaltung für Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz mitgeteilt. Diese festgestellten Schäden seien nicht kurzfristig zu reparieren, hieß es.
Seit dem gestrigen 20. April ist die Tunneldurchfahrt für Autofahrer also nicht mehr möglich, der Verkehr wird derzeit provisorisch umgeleitet. Die umfangreiche Sicherheitsprüfung des Tunnels war bereits im vergangenen Oktober vom Senat in Auftrag gegeben worden, nachdem die Berliner Feuerwehr bei einer Übung im Tunnel Mängel festgestellt hatte.
Schlangenbader Strasse: Notsperrung aufgrund von Sicherheitsmängeln
Das nun vorliegende Untersuchungsergebnis hat die Notsperrung des Tunnels zur Folge. Obwohl die Sperrung mit den erwähnten Sicherheitsmängeln des Tunnels begründet wird, kommt sie nicht gänzlich unerwartet.
Denn schon im Zuge der Gespräche über den möglichen Abriss der Autobahnbrücke am Breitenbachplatz war eine eventuelle Schließung des Tunnels an der Schlangenbader Straße thematisiert worden. Schon damals war klar: Eine Schließung des Tunnels würde am Breitenbachplatz weiteren Raum zur Umgestaltung bieten, da die Verkehrsflächen stärker reduziert werden könnten. Sie würde aber auch mehr Verkehr in den umliegenden Quartieren bedeuten.
Wie sollen die Verkehrsströme zukünftig geführt werden?
Sollte die jetzige Variante wirklich dauerhaft umgesetzt werden, müssten die Verkehrsströme, die bislang durch den Tunnel flossen, aber anderweitig aufgefangen werden. Keine einfache Aufgabe, wie sich nun ganz plötzlich zeigt.
Die Sperrung des Autotunnels kam so überraschend und so schnell, dass noch nicht einmal die Umleitung ausgeschildert werden konnte, wie die Berliner Morgenpost gestern berichtete.
Wilmersdorf: Staus durch kurzfristige Sperrung des Tunnels
Die Tunnelsperrung hatte demnach im Laufe des Tages zu vielen Verwirrungen, Hupkonzerten und Staus geführt. Rechts und links des Tunnels waren immer wieder Straßen dicht, besonders am Südwestkorso sowie rund um die Laubacher Straße, Wiesbadener Straße und Mecklenburgische Straße bildeten sich zeitweise lange Schlangen an Kreuzungen und Ampeln.
Die Verkehrsverwaltung beruft sich bei der Notsperrung des Tunnels auf die dringliche Empfehlung eines beauftragten Tunnelsicherheitsexperten und verteidigt auch die kurzfristige Umsetzung. „Mehr Spielraum nach hinten hätte bedeutet, ohne Not weitere Risiken für die Tunnelnutzenden einzugehen statt schnellstmöglich für Sicherheit zu sorgen„, erklärte Sprecher Jan Thomsen der Berliner Morgenpost.
Ampelschaltungen sollen angepasst werden, neue Schilder sollen kommen
Um den sich verlagernden Verkehr zu steuern, sollen seit Donnerstag und noch darüber hinaus Umleitungen eingerichtet und Ampelschaltungen angepasst werden. Gleichzeitig deutete Thomsen an, dass die Sperrung auch dauerhaft Bestand haben könnte.
Denn die notwendige Sanierung des Tunnels ist enorm kostspielig. Denn die Sicherheitsmängel seien laut Verkehrsverwaltung erheblich. Eine vor mehreren Jahren durchgeführte Kostenberechnung zur Tunnelsanierung habe 30 Millionen Euro ergeben. Inzwischen seien die Baupreise enorm gestiegen, es müsse also mit einem deutlich höheren Betrag gerechnet werden.
SanierungsKosten von mindestens 30 Mio. Euro – ist der Tunnel für immer dicht?
Ob die Verkehrsverwaltung einen so hohen Betrag in die Hand nehmen möchte, um das marode Bauwerk zu modernisieren, ist fraglich – selbst wenn das Ressort künftig von der CDU geführt werden wird, wie derzeit gemutmaßt wird.
Bis zu 25.000 Fahrzeuge nutzten den Tunnel bislang als Verbindung vom Breitenbachplatz zum Hohenzollerndamm. Dies ist vorerst vorbei. Eine konkrete Prognose über die voraussichtliche Dauer der Sperrung kann die Senatsverwaltung nicht abgeben.
Anfang der 1970er Jahre war der südliche Abzweig der A100 errichtet worden, die Autobahn 104. Zwischen 1976 und 1980 wurde dann die 600 Meter lange Überbauung des Tunnels realisiert, eine seit 2017 unter Denkmalschutz stehende Wohnanlage. Das Wohnensemble ist von den Schäden am Tunnel jedoch nicht betroffen, da beide Bauwerke baulich voneinander getrennt sind.
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Quellen: Senatsverwaltung für Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz, Berliner Morgenpost, Der Tagesspiegel, Wikipedia, RBB
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