In Hamburg-Barmbek entsteht ein neuer Betriebshof für autonome Shuttles des Typs „Holon Mover“. Das Vorhaben ist Teil des Pilotprojekts „Alike“ und soll den ÖPNV der Hansestadt um flexible Mobilitätsangebote ergänzen. Die ersten Testfahrten sind für Mitte 2025 geplant.

Mit HEAT erprobte die HOCHBAHN zusammen mit anderen Partnern bereits zwischen 2019 und 2021 den ersten automatisiert fahrenden Kleinbus Hamburgs im ÖPNV. Nun hat sich die HOCHBAHN mit MOIA und den Fahrzeugherstellern Volkswagen Nutzfahrzeuge und HOLON zusammengeschlossen, um in den nächsten Jahren autonome On-Demand-Shuttles im Hamburger Stadtgebiet einzusetzen. / © Foto: HOCHBAHN
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Die Hamburger Hochbahn treibt mit einem neuen Infrastrukturprojekt die Mobilitätswende in der Hansestadt voran. Im Stadtteil Barmbek-Süd errichtet das Verkehrsunternehmen derzeit einen Betriebshof, der speziell auf die Anforderungen autonom fahrender Fahrzeuge ausgelegt ist. Die elektrisch betriebenen Kleinbusse des Typs „Holon Mover“ sollen ab 2026 im Rahmen des Projekts „Alike“ zunächst in einer geschlossenen Testgruppe durch Hamburgs Innenstadt fahren.
Der neue Standort umfasst eine Fläche von rund 2.000 Quadratmetern und liegt unweit der U-Bahn-Station Hamburger Straße. Noch gleicht das Areal einer ungenutzten Industriebrache, doch bereits bis zum Spätsommer 2025 soll dort ein betriebsbereiter Hub für bis zu zehn Fahrzeuge entstehen – inklusive Carports, Ladesäulen, Werkstatt, Verwaltungsgebäude sowie Testflächen für die Fahrzeuge.
HOCHBAHN-Betriebshof in Barmbek-Süd: Zukunftstechnologie in modularer Bauweise
Der Betriebshof wird von der Hochbahn auf einem ehemaligen Parkplatz der Hamburger Energienetze angemietet. Projektleiter Felix Geibel betonte laut Hochbahn, dass der Bau nicht nur auf Funktionalität, sondern auch auf Nachhaltigkeit ausgelegt sei. Geplant seien unter anderem Dachbegrünungen, Photovoltaikanlagen zur Eigenstromerzeugung sowie eine modulare und rückbaubare Bauweise.
Diese neue Infrastruktur ist ein zentraler Bestandteil des vom Bund geförderten Projekts „Alike“, an dem neben der Hochbahn auch der Fahrzeughersteller Holon, das Mobilitätsunternehmen Moia, die Volkswagen AG, das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) sowie die Hamburger Verkehrsbehörde beteiligt sind. Ziel ist es, bis Ende 2026 eine Flotte von rund 20 autonomen Fahrzeugen im städtischen Raum zu etablieren.
„Holon Mover“ in Hamburg: Autonomes Fahren im realen Verkehrstest
Zehn der geplanten Fahrzeuge werden sogenannte „Holon Mover“ sein, ein Modell des Benteler-Tochterunternehmens Holon, das bis zu 15 Fahrgäste transportieren kann. Weitere zehn Fahrzeuge des Typs „ID.Buzz“ von Volkswagen sollen von Moia betrieben werden. Die „Holon Mover“ verlassen künftig über eine Check-out-Schleuse den Betriebshof, bevor sie nach einer Leerfahrt für den Fahrgastbetrieb freigegeben werden.
Im Sommer 2025 sollen zunächst interne Testfahrten ohne Fahrgäste durchgeführt werden. Im Folgejahr ist eine öffentliche Testphase mit einer geschlossenen Nutzergruppe vorgesehen, die autonome Shuttles über die Apps von HVV Switch und Moia buchen kann. Dabei wird zunächst stets ein Sicherheitsfahrer an Bord sein, da viele begleitende Tätigkeiten bislang nicht automatisiert erfolgen können.
Pilotprojekt „Alike“: Potenzial für den ÖPNV der Zukunft
Projektleiterin Ulrike Arndt unterstrich, dass das Projekt „Alike“ darauf abzielt, autonomes Fahren auf dem sogenannten Level 4 zu ermöglichen. Dies bedeutet einen voll automatisierten Betrieb unter klar definierten Rahmenbedingungen – in diesem Fall innerhalb eines 37 Quadratkilometer großen Testgebiets rund um die Hamburger Alster.
Die Hochbahn setzt bewusst auf den Innenstadtbereich als Testumfeld, um das System unter möglichst komplexen Verkehrsbedingungen zu erproben. Langfristig, so die Einschätzung der Projektverantwortlichen, könne das autonome Ridepooling insbesondere im städtischen Umland eine wichtige Ergänzung zum bestehenden ÖPNV darstellen.
Autonome Shuttles in Hamburg: Akzeptanz und Transparenz als Erfolgsfaktoren
Zugleich soll der sichtbare Einsatz der „Holon Mover“ im Hamburger Stadtbild dazu beitragen, Akzeptanz in der Bevölkerung aufzubauen. Umfragen des KIT begleiten das Projekt wissenschaftlich und liefern Erkenntnisse zu Erwartungen und Vorbehalten gegenüber der Technologie. Erste Ergebnisse zeigen ein großes Interesse, gepaart mit Fragen zur Sicherheit.
Finanziert wird das Projekt mit einem Volumen von insgesamt 52 Millionen Euro, davon stammen 26 Millionen Euro aus Mitteln des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr. Damit gilt das Vorhaben als eines der ambitioniertesten Projekte zur autonomen Mobilität in Deutschland.
Quellen: Hamburger HOCHBAHN, Hamburger Abendblatt