Das Frankfurter Bahnhofsviertel hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Einst als eines der ersten Stadtviertel Frankfurts gebaut, ist heute leider nicht mehr viel von seinem historischen Charme übrig. Dennoch gilt das Areal um den Frankfurter Hauptbahnhof als „Eingangstor“ zur Stadt. In dieser Artikelreihe nehmen wir das Gebiet genauer unter die Lupe. Wir zeigen, wie es entstand, sich entwickelte und welche Zukunftsperspektiven es bietet.

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© Fotos unter dem Text: Wikimedia Commons, IMAGO 

 

 

Teil 1:

Die Entstehung des Frankfurter Eingangstors

 

Das Frankfurter Bahnhofsviertel blickt auf eine über 200-jährige, bewegte Geschichte zurück. Heute präsentiert es sich als hektischer Ankunftsort für zahlreiche Reisende – geprägt von Kriminalität, sozialen Herausforderungen und einem Mangel an Aufenthaltsqualität. Geografisch liegt es unmittelbar östlich des Frankfurter Hauptbahnhofs und bildet das Eingangstor zur Innenstadt.

Trotz seiner geringen Fläche von nur rund 0,5 Quadratkilometern zählt das Bahnhofsviertel zu den prägendsten Stadtteilen Frankfurts. Seine städtebauliche Struktur geht auf die Zeit des Kaiserreichs zurück: Als klassisches Gründerzeitviertel entstand es im Zuge der Industrialisierung und ist bis heute ein Spiegel historischer Entwicklungen der Stadt.

Entstehung des Frankfurter Bahnhofsviertels: Lage zunächst „unattraktiv“

Bis ins frühe 19. Jahrhundert blieb das heutige Bahnhofsviertel weitgehend unbebaut. Auf dem Gelände befanden sich lediglich einige Gutshöfe und vereinzelt Landhäuser wohlhabender Frankfurter Familien entlang des Mains – teils mit Ursprüngen im 18. Jahrhundert. Aufgrund der Nähe zum damaligen städtischen Hinrichtungsplatz sowie der ungeschützten Lage außerhalb der Stadtmauern galt das Areal lange Zeit als unattraktiv und ungeeignet für eine dichtere Bebauung.

Mit dem Einzug der Industrialisierung verschwanden Stadtmauer und Galgen, und das Viertel begann sich zu verändern. Erste großbürgerliche Villen mit weitläufigen Gärten prägten das neue Bild. Der technische Fortschritt hinterließ ebenfalls Spuren: Als 1839 die Taunusbahn ihren Betrieb aufnahm und die Verbindung zur nassauischen Stadt Höchst herstellte, entstand am heutigen Anlagenring der erste Bahnhof Frankfurts.

Frankfurter Bahnhofsviertel 1888: „Taunusbahnhof“ wird zum „Centralbahnhof“

Im Jahr 1888 wurde der rund 50 Jahre alte Taunus- bzw. Westbahnhof dann vom neu errichteten „Centralbahnhof Frankfurt“ abgelöst. Mit diesem Schritt verlagerte sich der Bahnhof in etwa an seine heutige Position, wo er seither mehrfach umgebaut und modernisiert wurde. Durch den Ortswechsel wurden Teile der bisherigen Gleisanlagen überflüssig – und genau auf diesen Flächen konnte sich das Bahnhofsviertel in seiner heutigen Form städtebaulich entwickeln.

Bereits 1889 begann dann die planmäßige Aufteilung des Areals in Bauparzellen. Nach dem damaligen Verständnis von Stadtplanung entstand unter Einbeziehung bestehender Straßen wie der Mainzer Landstraße und der Gutleutstraße ein annähernd symmetrisches Netz aus breiten Boulevards – darunter die Nidda-, Taunus-, Kaiser-, Münchener- und Wilhelm-Leuschner-Straße. Diese wurden regelmäßig durch schmalere Querstraßen wie die Weser-, Elbe- oder Moselstraße verbunden.

Prägende Nachkriegszeit sorgt für kulturelle Entwicklung im Bahnhofsviertel

Während die Innenstadt im Zweiten Weltkrieg schwer von Luftangriffen betroffen war, blieb das Bahnhofsviertel vergleichsweise glimpflich verschont. Dennoch kam es vor allem im nördlichen Teil zu erheblichen Schäden. In der anschließenden Besatzungszeit der US-amerikanischen Truppen entwickelte sich im Viertel ein reges Nachtleben, das die Gegend nachhaltig prägte.

Die Zerstörungen durch den Krieg und der damals geringe Stellenwert historistischer Architektur führten zu tiefgreifenden Veränderungen im Stadtbild. Besonders in den 1960er- und 1970er-Jahren, also noch vor Einführung strengerer Denkmalschutzgesetze, mussten zahlreiche, aus heutiger Sicht erhaltenswerte Gebäude funktionalen Neubauten weichen. Im südlichen Teil des Viertels ersetzten großformatige Bauten endgültig die einstige Struktur aus freistehenden Villen mit weitläufigen Gärten – eine Entwicklung, die sich auch im benachbarten Westend zeigte.

Bahnhofsviertel Frankfurt: bis 1970 wenig Anerkennung für historische Bauten

Bis etwa 1970 genoss die historische Bausubstanz des Bahnhofsviertels also nur wenig Anerkennung – sowohl von Seiten der Politik als auch der Bevölkerung. Das Viertel gilt seither als Kind seiner Zeit: geprägt durch aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen, wirtschaftliche Zwänge und die vielfältigen Biografien seiner Bewohnerinnen und Bewohner.

Vom wenig geschätzten Quartier zum identitätsstiftenden Stadtraum – das Bahnhofsviertel bleibt ein Spiegelbild aktueller Dynamiken. Wie sich das Frankfurter Bahnhofsviertel weiterentwickelt, wie es heute aussieht und welche Zukunftsaussichten sich auftun berichten wir in den weiteren Artikeln dieser Reihe.

Fortsetzung folgt…

 

Vom wenig geschätzten Quartier zum identitätsstiftenden Stadtraum – das Bahnhofsviertel bleibt ein kontrovers diskutiertes Spiegelbild gesellschaftlicher Dynamiken. / © Foto: IMAGO

Sozialer Brennpunkt: Das Frankfurter Bahnhofsviertel blickt auf über 200 Jahre Geschichte zurück und zeigt sich heute als hektischer Ankunftsort mit sozialen Problemen, Kriminalität und wenig Aufenthaltsqualität. / © Foto: IMAGO

Das Bahnhofsviertel in Frankfurt bei Nacht. / © Wikimedia Commons, Leonhard Lenz, CC0

Das Frankfurter Bahnhofsviertel entstand als eines der ersten Viertel in Frankfurt. Seitdem ist das Gebiet von stätigem Wandel geprägt. / © Wikimedia Commons, New York air

 

Quellen: Wikipedia, FAZ

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