Am Alexanderplatz entsteht mit dem Covivio D3 Tower ein Hochhaus mit rund 133 Metern Höhe. Der Bau verläuft nicht ohne Kontroversen – insbesondere seit der Absenkung eines U-Bahn-Tunnels im Jahr 2022. Dennoch schreiten die Arbeiten voran, der Hochbau hat sichtlich begonnen.

Das Erdgeschoss und mindestens ein weiteres oberirdisches Geschoss werden sichtbar errichtet. Die Schalung und Betonarbeiten laufen auf mehreren Ebenen, Gerüste und Baustellenkräne deuten auf eine fortlaufende vertikale Erweiterung hin. Das Covivo D3 Gebäude befindet sich damit in einer frühen Phase des Hochbaus, die oberirdischen Strukturen wachsen nun sichtbar über das Straßenniveau hinaus. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

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© Visualisierung: Sauerbruch Hutton Gesellschaft von Architekten mbH, Covivio Immobilien GmbH

 

In Berlin-Mitte wächst eines der ambitioniertesten Hochhausprojekte der Stadt: Direkt am Alexanderplatz errichtet die Covivio Immobilien GmbH ein 133 Meter hohes Gebäude mit gemischter Nutzung. Die Arbeiten an den Kellergeschossen sind abgeschlossen. Zudem ist deutlich erkennbar, dass der Hochbau des Covivio D3 Towers am Alexanderplatz bereits begonnen hat.

Vier Kräne markieren die Baustelle, deren unterirdische Ebenen auf rund 40 Meter tiefen Betonpfählen ruhen. Diese sollen nicht nur stabilisieren, sondern auch geothermisch zur Energieversorgung beitragen. Eine etwa drei Meter starke Bodenplatte bildet die Grundlage für das künftige Gebäude. Das Erdgeschoss sowie ein erstes Obergeschoss werden im Rohbau sichtbar.

Bauverzögerung durch U-Bahn-Schaden – Kritik an Umgang mit Risiken

Im Jahr 2022 kam es im Zuge der Bauarbeiten zu einem Zwischenfall: Beim Ausheben der Baugrube sackte der Tunnel der Linie U2 um fast vier Zentimeter ab. Die Bauarbeiten wurden daraufhin zwar kurzzeitig „proaktiv“ unterbrochen, ein offizieller Baustopp erfolgte jedoch nicht.

Kritik kam vor allem von der Opposition im Berliner Abgeordnetenhaus. Vertreterinnen und Vertreter von Bündnis 90/ Die Grünen und Linken forderten ein Moratorium für Hochhausprojekte in der Nähe sensibler Infrastrukturen. Die BVG bestätigte zwar, dass die Stabilisierung durch Zementinjektionen erfolgt sei, äußerte sich aber nicht abschließend zu möglichen Langzeitschäden. Ein ursprünglich geplanter Anhebungsversuch des Tunnels wurde damals verworfen.

Kostenübernahme der Reparatur und Sanierung des beschädigten U-Bahn-Tunnels durch Covivio

Die Kosten für die Reparaturarbeiten am abgesackten U-Bahn-Tunnel am Alexanderplatz wurden vollständig von Covivo übernommen. Der französische Immobilienkonzern trug sämtliche Aufwendungen zur Stabilisierung des betroffenen Abschnitts. Zwar ist die Schuldfrage für die Absenkung des historischen Tunnels bislang nicht abschließend geklärt, doch wurden die beschädigten Bereiche wieder angehoben und gegen zukünftige Erschütterungen gesichert.

Nach monatelanger Sperrung fährt die Linie U2 seit dem 28. August 2023 wieder im Regelbetrieb. Bereits im Vorfeld hatten die Berliner Verkehrsbetriebe mit der Verlegung neuer Gleise im rund 100 Jahre alten Tunnel begonnen. Im Februar 2023 einigten sich Covivio, die BVG und die Technische Aufsichtsbehörde des Senats auf ein gemeinsames, zweistufiges Sanierungskonzept.

Nutzungsmix aus Wohnen, Arbeit und öffentlicher Fläche sowie einer Kita sind geplant

Der Covivio D3 Tower (so der neue Name des Projekts) soll mehr als ein klassisches Bürohochhaus werden. Geplant ist ein „Urban Campus“ mit rund 60.000 Quadratmetern Fläche, verteilt auf Büroflächen, Verkaufsräume, Gastronomie und Wohnbereiche. Etwa 11.400 Quadratmeter sind für Wohnungen vorgesehen.

Besonderes Augenmerk liegt auf dem öffentlich zugänglichen Sockelbereich. Auf 2.500 Quadratmetern entsteht in 36 Metern Höhe eine begrünte Dachterrasse, gestaltet vom Landschaftsarchitekturbüro Sinai. Eine Kita und ein sogenannter „Garden Club“ mit Gemeinschaftsflächen gehören ebenfalls zum Konzept.

Höher, dichter, riskanter? Der Alexanderplatz als Brennpunkt stadtpolitischer Fragen

Das Projekt ist das erste Hochhaus, das nach dem neuen Bebauungsplan für den Alexanderplatz genehmigt wurde. Es soll die Idee einer „Vertical City“ verwirklichen – mit kurzen Wegen und vielfältigen Nutzungen auf engem Raum. Aufgrund der bereits abgeschlossenen Tunnelrettungsarbeiten wird das Hochhaus voraussichtlich neun Monate später als geplant bis Ende 2026 fertiggestellt – möglicherweise auch erst Anfang 2027.

Gleichzeitig wirft der Vorfall mit dem abgesackten Tunnel grundlegende Fragen auf: Wie viel Risiko ist im innerstädtischen Hochhausbau vertretbar? Und welche Priorität hat der Schutz öffentlicher Infrastruktur gegenüber privaten Investitionsinteressen?

Die Diskussion darüber dürfte auch über den Alexanderplatz hinaus Relevanz gewinnen – zumal dort aktuell mehrere Hochhausprojekte vorangetrieben werden. Neben dem Covivio Tower wächst auch das MYND-Hochhaus an der Karl-Liebknecht-Straße sichtbar in die Höhe. Weitere Vorhaben wie etwa der „Central Tower“ an der Jannowitzbrücke befinden sich hingegen noch in der Planungsphase.

Der aktuelle Stand des Bauprojektes Covivo D3 am Alexanderplatz. / © Foto ENTWICKLUNGSSTADT

So soll das Bauprojekt Covivo D3 am Alexanderplatz nach Fertigstellung aussehen. / © Visualisierung: Sauerbruch Hutton Gesellschaft von Architekten mbH, Covivio Immobilien GmbH

Quellen: berlin.de, Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, Covivo, Drees & Sommer, liebert, rbb, taz, Tagesspiegel