Seit 2019 steht der Rohbau am Kastanienboulevard in Hellersdorf still. Nun darf die landeseigene GESOBAU nach einem jahrelangen Rechtsstreit weiterbauen. Doch bis die 147 Wohnungen fertig sind, wird es noch dauern – nicht zuletzt wegen offener Fragen zum Zustand der Bausubstanz und zur Finanzierung.

Die Häuser an der Stollberger Straße wirken äußerlich nahezu fertig. Nach einem Rechtsstreit mit der Baufirma Haberent sollen die Bauarbeiten nun wieder aufgenommen werden. / © Foto: GESOBAU AG, Thomas Bruns

© Fotos: GESOBAU AG, Thomas Bruns

 

Seit 2019 sollten an der Stollberger Straße 57–59 in Hellersdorf 147 Wohnungen, darunter 74 geförderte, entstehen. Doch ein Rechtsstreit zwischen dem landeseigenen Wohnungsunternehmen GESOBAU und der bauausführenden Firma Haberent stoppte die Arbeiten über Jahre hinweg. Nun kann das Vorhaben fortgesetzt werden. Die zuständige Bezirksstadträtin Heike Wessoly (CDU) erklärte im Bezirksparlament, dass die GESOBAU die Fertigstellung angekündigt habe.

Am 30. Mai 2024 wurde die GESOBAU per Gerichtsbeschluss in den Besitz des Grundstücks eingewiesen. Vorausgegangen war ein Urteil, das eine Berufung der Gegenseite vor dem Oberlandesgericht abwies. Zwar steht noch eine Beschwerde beim Bundesgerichtshof aus, laut Bezirksamt ändert diese jedoch nichts an der aktuellen Rechtslage. Tatsächlich handelt es sich bei dem Vorhaben um einen projektierten schlüsselfertigen Ankauf. Der Vertrag zwischen GESOBAU und HABERENT wurde bereits in den Jahren 2017 und 2018 geschlossen, der Baubeginn erfolgte 2019. Das rechtliche Eigentum liegt weiterhin bei HABERENT.

Stollberger Straße: Gutachten bestätigt stabile Bausubstanz, Wiederaufnahme der Arbeiten geplant

Trotz des langen Baustopps ergab ein Gutachten, dass die bestehende Bausubstanz keine wesentlichen Mängel aufweist. Die GESOBAU geht davon aus, dass das Projekt wirtschaftlich abgeschlossen werden kann. Die finalen Kosten sollen jedoch erst im Zuge der weiteren Bauarbeiten ermittelt werden, wie aus einer Anfrage des Abgeordneten Kristian Ronneburg (Die Linke) hervorgeht.

Die GESOBAU plant nun, in einem nächsten Schritt die Eigentumsüberschreibung abzuschließen und die Bauarbeiten vorzubereiten. Erst danach könne auf der Baustelle wieder gearbeitet werden. Ein konkreter Fertigstellungstermin steht noch nicht fest, wie die Berliner Morgenpost berichtet.

Lehren aus dem Rechtsstreit: GESOBAU überarbeitet Vertragsmanagement

Kritik kam von Ronneburg, der betonte, dass die GESOBAU aus der Erfahrung lernen und künftige Partnerschaften mit mehr Sorgfalt auswählen müsse. Er forderte eine transparente Kommunikation mit den Anwohnenden über mögliche Änderungen am Projekt. Auch die Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus hatte zuvor Fragen zum Umgang mit dem Bauträger gestellt.

Die GESOBAU erklärte in einer Anfrage durch den Grünen-Abgeordneten Stefan Ziller, dass aus dem Verfahren Lehren gezogen wurden: Vertragsrahmen und -management seien überarbeitet worden, um Risiken künftig besser steuern zu können. Die rechtliche Auseinandersetzung habe jedoch zu hohen Kosten geführt, unter anderem durch die notwendige Rechtsberatung. Ein Teil dieser Ausgaben soll nun als Schadensersatz eingefordert werden.

Wohnungsbau in Hellersdorf: GESOBAU hält trotz Rückschlägen am Projekt fest

Trotz jahrelanger Verzögerung plant die GESOBAU, die 147 Wohnungen fertigzustellen. Der Standort am Kastanienboulevard gilt städtebaulich als wichtig für die Aufwertung des Quartiers. Die Entscheidung, das Projekt weiterzuführen, fällt in eine Zeit steigenden Bedarfs an bezahlbarem Wohnraum. Die lange Unterbrechung hat jedoch gezeigt, wie verwundbar selbst öffentliche Bauvorhaben sein können, wenn rechtliche oder wirtschaftliche Konflikte auftreten.

Die Umsetzung hängt nun vom weiteren Verlauf der Restklärungen mit dem Baupartner ab. Wann die Arbeiten konkret weitergehen, bleibt offen. Die GESOBAU zeigt sich laut Berliner Morgenpost dennoch entschlossen, das Projekt zu einem Abschluss zu bringen.

© Foto: GESOBAU AG / Thomas Bruns

Quellen: Berliner Morgenpost, Stefan Ziller