Berlins Innensenatorin Iris Spranger schlug im vergangenen Jahr für eine mögliche deutsche Olympia-Bewerbung ein „sportliches Tandem“ der Städte Berlin und Hamburg vor, auch der Berliner Landessportbund unterstützte die Idee einer Zusammenarbeit der beiden größten deutschen Städte. Doch die veränderten Regularien führen nun dazu, dass die beiden Städte – wieder einmal – in einem innerdeutschen Vorausscheid gegeneinander antreten müssen.

Eine Tandem-Bewerbung der Städte Hamburg und Berlin für eine Olympia-Bewerbung schließt der DOSB aus – treten beide Städte nun wieder in einem internen Vorausscheid gegeneinander an? / © Foto: Depositphotos.com
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Die Olympischen Spiele in der französischen Hauptstadt Paris sind erst seit wenigen Monaten Geschichte, die Faszination der sportlichen Wettkämpfe, die in großen Teilen im Pariser Stadtgebiet durchgeführt wurden, hallt noch immer nach.
Für viele Sportfans und sportbegeisterte Menschen in Deutschland waren diese Spiele der erneute Beweis dafür, dass es für die Sportnation Deutschland ein hoch priorisiertes Ziel sein sollte, Olympische Spiele wieder nach Deutschland zu holen.
Eine mögliche Olympia-Bewerbung nimmt die Bundesregierung in Angriff
Auch in Berlin ist in den vergangenen Jahren oft über eine mögliche Bewerbung Deutschlands – mit Berlin als Ankerstadt, so wie bei den nun durchgeführten Spielen in Frankreich – diskutiert worden.
Hamburg, welches als deutscher Bewerber für die Spiele 2024 oder 2028 ins Rennen hätte gehen können, verzichtete letztlich auf eine Bewerbung, da sich die Hamburger Bevölkerung im Jahr 2015 dagegen ausgesprochen hatte. Doch auch die Bundesregierung unterstützt nach eigener Aussage die Bestrebungen des DOSB für eine erneute Olympia-Bewerbung, die scheidende Innenministerin Nancy Faeser unterzeichnete im vergangenen Jahr in Paris medienwirksam eine entsprechende Absichtserklärung.
Berlin als europäische Sportmetropole: Potenzial für eine Olymia-Bewerbung
Dass Berlin als eine der großen europäischen Sportmetropolen mit seinem großen Fundus an bestehenden Sportstätten ein bedeutender Teil einer solchen Olympia-Bewerbung sein könnte, liegt auf der Hand. Berlins Innensenatorin Iris Spranger hatte sich dann im August 2024 öffentlich für ein Tandem der beiden größten deutschen Städte Berlin und Hamburg stark gemacht, wie der RBB berichtete.
Die 62-Jährige erklärte damals gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass ein „sportliches Tandem“ zwischen Berlin und Hamburg sowie weiteren Städten ein „charmanter“ Punkt einer nationalen Bewerbung sein könnte.
Innensenatorin Spranger schlug im August 2024 ein Tandem aus Berlin und Hamburg vor
Dies sollte 50 Jahre nach der Wiedervereinigung ein herausragendes Zeichen des Zusammenwachsens darstellen, wenn die Spiele in den größten Städten im Westen und Osten, Hamburg und Berlin, stattfinden würden. Dabei würde Spranger, wie auch die Bundesregierung, eine Bewerbung für das Jahr 2040 favorisieren.
Laut DPA-Informationen sollen bereits Gespräche mit der Hansestadt stattgefunden haben. Spranger betonte, dass die Zusammenarbeit mit Hamburg ein emotionales und vielfältiges Bild Deutschlands in der Welt vermitteln könnte, da Hamburg eine Mischung aus Großstadt, Coolness und maritimem Flair biete, während Berlin als internationale Sportmetropole und grünste Stadt Deutschlands hervortrete.
Innerdeutscher Wettbewerb: Deutsche Metropolen müssen wieder gegeneinander antreten
Doch aus dem Tandem-Plan Berlin-Hamburg wird wohl nichts werden. Denn entgegen früherer Darstellungen wird es nach Informationen der Berliner Morgenpost doch einen innerdeutschen Wettbewerb um die Austragung der Olympischen Spiele geben müssen.
Grund dafür ist eine Vorgabe des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), das ein sogenanntes „One-Village-Konzept“ fordert. Demnach soll die Mehrheit der Athleten in einem zentralen Olympischen Dorf untergebracht werden, während der Großteil der Wettkämpfe an einem einzigen Standort ausgetragen wird.
„One-Village-Konzept“: Berlin will mit mehreren Bundesländern gemeinsam antreten
Wie Berlins Landessportbund-Präsident Thomas Härtel bestätigte, bedeutet dies, dass 65 Prozent der Spiele in einer Stadt stattfinden sollen. Ein Modell mit mehreren Hauptstandorten, wie es der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) unter Nachhaltigkeitsaspekten bevorzugte, hätte demnach nur äußerst geringe Erfolgsaussichten. Zudem soll IOC-Präsident Thomas Bach intern Zweifel an einer deutschen Bewerbung geäußert haben.
Dennoch plant Berlin gemeinsam mit Brandenburg, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein eine Kandidatur für die Spiele 2036 oder 2040. Berlin soll dabei als zentraler Austragungsort fungieren und das Olympische Dorf beherbergen, wie Sportsenatorin Iris Spranger (SPD) im Abgeordnetenhaus erklärte. Aber auch in Hamburg werden bereits Koalitionen mit anderen Bundesländern vorbereitet.
Olympia in Deutschland: Nur München, Hamburg und Berlin würden die Voraussetzungen erfüllen
Für die Austragung von Olympischen Sommerspielen kämen dafür in Deutschland letztlich wohl nur drei Standorte infrage, die die Voraussetzungen erfüllen würden: München, Hamburg und Berlin. Mit internen Vorausscheiden hat der DOSB in der Vergangenheit allerdings schlechte Erfahrungen gemacht. 2004 ging im internen Wettbewerb eher überraschend die Stadt Leipzig als deutscher Bewerber hervor, die bei der späteren Vergabe letztlich vollkommen chancenlos war – am Ende gingen die Spiele nach London. Die infrastrukturellen Voraussetzungen Leipzigs waren deutlich ungenügend.
Beim vorerst letzten Vorausscheid mussten vor rund zehn Jahren die beiden deutschen Metropolen Hamburg und Berlin gegeneinander antreten – der DOSB entschied sich letztlich für die Stadt Hansestadt Hamburg, die bei der Bewerbung um die Spiele 2024 und 2028 lediglich Paris und Los Angeles als Mitbewerber gehabt hätte.
2015 entschieden sich die Hamburger überraschend gegen eine Bewerbung
Doch die Hamburger Bevölkerung entschied sich in einem Volksentscheid überraschend gegen eine Bewerbung. So musste der DOSB vollends auf eine Bewerbung verzichten, Paris und Los Angeles konnten sich die Spiele quasi „kampflos“ untereinander aufteilen. Dass nun erneut eine innerdeutsche Kampfkandidatur auf den Weg gebracht werden muss, dürfte die internationalen Chancen auf eine erfolgreiche Bewerbung wohl kaum erhöhen.
Zudem ist derzeit noch fraglich, ob die neue deutsche Bundesregierung auch weiterhin hinter einer nationalen Olympia-Bewerbung stehen wird. Viele Fragezeichen, wenig Klarheit. Für den Olympia-Standort Deutschland hat es wohl schon aussichtsreichere Situationen gegeben.
Quellen: RBB, Berliner Morgenpost, Landessportbund Berlin, DOSB, Deutsche Presse Agentur, Senatsverwaltung für Inneres und Sport, Der Tagesspiegel
2015 wurde in Hamburg gegen Olympia gestimmt, Jahre später unternimmt die Politik halt den nächsten Anlauf. Hoffentlich wird in Hamburg wieder abgestimmt und wieder dagegen. Warum wird nicht vor den Bemühungen der Politik abgestimmt?