Neue Perspektiven auf die Hackeschen Höfe: Die am 10. Oktober öffnende Ausstellung am Hackeschen Markt in Berlin-Mitte bietet spannende Einblicke in die historische Entwicklung eines der prägendsten Orte Berlins. Fotografien von Klaus Bädicker und Stefan Wolski veranschaulichen die spannende Geschichte des Quartiers, welches vor dem Mauerfall sukzessive zu verfallen drohte und in den Jahren nach der Wiedervereinigung vollkommen neu erfunden wurde.

Die Fassaden der Hackeschen Höfe, die ursprünglich im eklektischen Stil erbaut wurden, erlitten während des Zweiten Weltkriegs nur geringe Schäden. Die DDR ließ sie allerdings 1961 stark vereinfachen. / © Foto: Klaus Bädicker

© Foto Titelbild: Klaus Bädicker
Text: Björn Leffler

 

Ab dem 10. Oktober werden in einer Open-Air-Ausstellung erstmals Fotografien gezeigt, die die Geschichte der Hackeschen Höfe und ihrer Umgebung dokumentieren. Die Ausstellung, die für vier Monate in den Durchgängen der Höfe zu sehen ist, wird am Donnerstag der nächsten Woche mit einer Feier im Restaurant Oxymoron eröffnet.

Gezeigt werden Fotografien von Klaus Bädicker sowie Exponate aus der Sammlung von Stefan Wolski. Die Ausstellung wird auf 29 Tafeln präsentiert und ist für Besucher und Interessierte täglich von 6 bis 22 Uhr kostenlos zugänglich.

Open-Air-Ausstellung: Geschichte der Hackeschen Höfe im Fokus

Die Ausstellung dokumentiert nicht nur die Geschichte der Hackeschen Höfe in Berlin-Mitte, sondern auch die der umliegenden Straßen, darunter der Hackesche Markt, die Rosenthaler Straße, sowie die Große Hamburger Straße und Oranienburger Straße. Laut David Kastner, Manager der Hackeschen Höfe und Mitorganisator der Ausstellung, soll damit ein Bewusstsein für die Ursprünge dieses besonderen Ortes geschaffen werden.

Die Hackeschen Höfe sind ein ganz besonderer Ort. Das spüren nicht nur diejenigen, die dort wohnen oder arbeiten, sondern auch ihre Besucher und Gäste. Weil wir die Höfe lieben, tragen wir auch Verantwortung für sie, um sie als Quartier lebendig zu halten“, erklärt Kastner.

Historische Einblicke: Vom Sumpfgebiet zum pulsierenden Stadtquartier

Der Hackesche Markt, heute ein zentraler Punkt Berlins, war ursprünglich ein sumpfiges Gelände zwischen zwei Bastionen der Stadtbefestigung aus dem 17. Jahrhundert. Erst durch die Initiative des Stadtkommandanten Hans Christoph Friedrich von Hacke wurde um 1750 ein Platz angelegt, der später nach ihm benannt wurde.

Auch die Entwicklung der Hackeschen Höfe selbst wird in der Ausstellung thematisiert. Die Wohn- und Gewerbehofanlage entstand Anfang des 20. Jahrhunderts durch den Zusammenschluss mehrerer Grundstücke zwischen der Rosenthaler und Sophienstraße und gilt als die größte Anlage ihrer Art in Deutschland.

Architektur und Kultur: Die Hackeschen Höfe in Berlin-Mitte im Wandel der Zeit

Die Fassaden der Hackeschen Höfe, die ursprünglich im eklektischen Stil erbaut wurden, erlitten während des Zweiten Weltkriegs nur geringe Schäden. Die DDR ließ sie allerdings 1961 stark vereinfachen. Von großer kunsthistorischer Bedeutung ist der vorderste Hof, gestaltet von August Endell im Jugendstil, der weitgehend im Originalzustand erhalten blieb.

Auch die Neumann’schen Festsäle und die aufwendig gestalteten Fensterfronten und Treppenhäuser der ersten Höfe sind wichtige Bestandteile des architektonischen Erbes. Die Ausstellung beleuchtet jedoch nicht nur architektonische Aspekte, sondern auch das Leben der Menschen, die in und um die Hackeschen Höfe gewirkt haben.

Vielfältige Themen der Ausstellung: Von „Wasserminna“ bis zum jüdischen Leben

Ein Beispiel dafür ist die „Wasserminna“, eine populäre Artistin des Berliner Zirkus Busch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Auch das jüdische Leben in Berlin-Mitte wird durch Fotografien und Texte dokumentiert. Weitere Themen sind unter anderem die Geschichte des Tacheles, der Sophienkirche sowie des Tanzlokals Clärchens Ballhaus.

Seit 1977 stehen die Hackeschen Höfe unter Denkmalschutz und gelten heute als das größte zusammenhängende Hofareal in Europa. Sie beherbergen zahlreiche Geschäfte, Restaurants, Kultureinrichtungen, Wohnungen und Büros. Jährlich besuchen rund 1,8 Millionen Menschen das Areal, das somit eine bedeutende Rolle im kulturellen und urbanen Leben Berlins spielt.

Wir möchten diesen historisch äußerst bedeutenden und wertvollen Ort in seiner Qualität erhalten. Dazu trägt auch diese Ausstellung bei“, erklärt Kastner abschließend. Die Ausstellung ist somit nicht nur ein Blick in die Vergangenheit, sondern auch ein Beitrag zum Erhalt der lebendigen Geschichte der Hackeschen Höfe.

Fotograf Klaus Bädicker: Stadtfotograf, Stifter und Förderer jüdischer Kultur in Berlin

Fotograf Klaus Bädicker, von dem viele Werke in der Ausstellung stammen, wurde 1945 in Prenzlauer Berg geboren, absolvierte nach dem Abitur eine Lehre als Betonfacharbeiter und studierte Baustoffkunde an der HAB Weimar. Von 1971 bis 1982 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Bauakademie der DDR tätig.

 

Ab 1984 arbeitete er als Fotograf bei der Kommunalen Wohnungsverwaltung Berlin-Mitte und deren Nachfolgerin WBM bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2005. Bädickers Fotografien wurden unter anderem im Tacheles, im ehemaligen Postfuhramt sowie im Roten Rathaus ausgestellt. Er ist Stifter für das Jüdische Museum Berlin, Mitglied im Förderverein „Jüdischer Friedhof Weißensee“ und war 1989 in der „Bürgerinitiative Spandauer Vorstadt“ aktiv.

 

Weitere Bilder der Ausstellung findet Ihr hier: 

© Foto: Klaus Bädicker

© Foto: Klaus Bädicker

Hat die Entwicklung des Hackeschen Marktes in Berlin-Mitte in zahlreichen Fotos festgehalten: Fotograf Klaus Bädicker. / © Foto: Torsten Elger

Quellen: ROZOK GmbH, Klaus Bädicker, Hackesche Höfe Berlin

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