Um den chronischen Parkplatzmangel in Berliner Kiezen zu lindern, soll künftig auf bestehende Parkhäuser gesetzt werden. Ein neuer Antrag von CDU und SPD sieht die Verlagerung von Anwohnerparkplätzen in private Parkhäuser vor, um den öffentlichen Raum zu entlasten.
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Text: Stephanie Engler
Der beschlossene Antrag im Berliner Abgeordnetenhaus verfolgt das Ziel, die Flächenbeanspruchung durch parkende Autos im öffentlichen Raum zu reduzieren. Laut SPD-Abgeordnetem Mathias Schulz nimmt ein parkendes Fahrzeug durchschnittlich zwölf Quadratmeter ein, was der Größe eines Kinderzimmers entspricht. Eine Untersuchung der Senatsverkehrsverwaltung ergab, dass in Berlin rund 1,28 Millionen Straßenparkplätze existieren, die insgesamt 14,6 Millionen Quadratmeter beanspruchen – eine Fläche, die durch die Verlagerung in Parkhäuser freigegeben werden könnte.
Der Vorschlag von CDU und SPD sieht vor, in Kooperation mit Parkhausbetreibenden Langzeitparkplätze für Anwohnende zu schaffen. Besondere Priorität sollen hierbei Quartiere mit hohem Parkdruck erhalten, insbesondere in der Nähe von Verkehrsknotenpunkten wie Bahnhöfen und Haltestellen.
Berlin: Neue Konzepte für Kiezparkhäuser und E-Ladeinfrastruktur
Die Idee sogenannter „Kiezparkhäuser“ ist nicht neu und wird insbesondere für autofrei geplante Neubauquartiere diskutiert oder bereits umgesetzt. Diese Parkhäuser könnten langfristig auch Dienstleistungen wie Paketstationen integrieren. Ein zentrales Anliegen ist zudem die Berücksichtigung einer E-Ladeinfrastruktur, um den Umstieg auf Elektromobilität zu fördern.
Ein Konzept zur Umsetzung soll Teil der übergeordneten Parkraumbewirtschaftung werden. Dieses wird vom Senat bis 2026 erwartet. Laut CDU könnten die Parkhauskooperationen auch zu Mehreinnahmen führen, da Straßenparken günstiger ist und derzeit die Zahlungsbereitschaft für Alternativen häufig gering bleibt.
Parkhäuser für Anwohner: Unterstützende Stimmen und Kritik aus der Bevölkerung
Während einige Berlinerinnen und Berliner die Idee begrüßen, gibt es auch skeptische Stimmen. Eine Frau am Parkhaus der Schönhauser Allee Arcaden etwa bezeichnete die Parkplatzsuche als „Albtraum“ und hofft auf weniger Autos durch teurere Anwohnerparkausweise. Ein anderer Befragter äußerte hingegen Bedenken, dass mehr Anwohnerinnen und Anwohner in Parkhäusern zu Einschränkungen für bisherige Nutzende führen könnten.
Potenzial für die Umnutzung ist jedoch vorhanden: Laut der Tourismusgesellschaft Visit Berlin gibt es in der Stadt mindestens 35.000 weitgehend ungenutzte Parkplätze in Parkhäusern. Der öffentliche Raum könnte so umgestaltet und etwa für Radwege oder Busspuren genutzt werden.
Quellen: Visit Berlin, Berliner Morgenpost, Berliner Woche