Der Großbrand in Berlin-Marzahn war mehr als ein Einzelfall – er offenbarte die akuten Probleme der Berliner Feuerwehr. Diese kämpft mit Wassermangel, Personalknappheit und fehlender Infrastruktur. Die strukturellen Mängel innerhalb der Berliner Feuerwehr machen effektiven Bevölkerungsschutz zunehmend zur Herausforderung.

Stundenlang brannte es im Marzahner Pyramidenring – und das mit Ansage. Die strukturellen Probleme der Berliner Feuerwehr machen effektiven Bevölkerungsschutz zunehmend zur Herausforderung. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

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Am 1. Juni 2025 konnte in weiten Teilen Berlins ein Großbrand im Marzahner Pyramidenring gesehen werden, der ab etwa 21:00 Uhr eine Fläche von rund 3.500 Quadratmetern betroffen hat. Länger als acht Stunden benötigten die gut 230 Feuerwehrkräfte, um den Brand unter Kontrolle zu bekommen.

Am Nachmittag des 4. Juni entzündete sich das Feuer erneut. Kilometerlange Schläuche wurden gebraucht, um nicht ausreichendes Löschwasser an die Brandstelle zu bringen. Zusätzlich bedufte es Löschfahrzeugunterstützung mit Wassertanks vom BER.

Großbrand in Marzahn: Berliner Feuerwehr hatte kein ausreichendes Löschwasser zur Verfügung

Für die Berliner Feuerwehr ist das Problem offenbar bekannt. Bauvorhaben werden insgesamt bereits schleppend mit Strom- Heizungs- und Wasserinfrastruktur bzw. Anschlüssen versorgt. Nicht selten werden Anträge zum Anschluss von Heizungen und Energie erst nach eineinhalb Jahren bewilligt und durchgeführt.

Inzwischen ergeht die Auflage bei Bauvorhaben, unterhalb von Neubauten eigene Wassertanks zu installieren, was pro Tank zu erheblichen Installations- und Wartungskosten führt und jedes Bauvorhaben verteuert.

Änderungen bei der Feuerwehr: Entwickler, Eigentümer und Nutzer von Gebäuden stehen vor neuen Herausforderungen

In den letzten acht Jahren haben sich dementsprechend eine ganze Reihe Änderungen für Entwickler, Eigentümer und Nutzer von Gebäuden und Flächen ergeben. So hat die Feuerwehr 2016 von analogen auf digitalen Funk umgestellt mit der entsprechenden Anforderungssteigerung zu Empfangsverstärkern in Gebäuden.

Die Leitern von Feuerwehren sind von zwölf Metern Länge auf acht Meter Länge reduziert worden, so dass Brandschutzmaßnahmen oberhalb einer durchschnittlichen dritten Etage erheblich gestiegen sind. Die Liste lässt sich so weiter fortführen.

Kann das Land Berlin seine Bevölkerung noch zuverlässig vor Bränden schützen?

Neu ist allerdings, dass das Land Berlin nun offenbar nicht mehr in der Lage ist, seine Bevölkerung vor Bränden so zu schützen, wie man es von ihr erwarten kann: mit Wasser und Druck. Der Brand in Marzahn, der um ein Haar auch das neu eröffnete Depot des DDR-Museums zerstört hätte, war ein deutliches Warnsignal. Doch die strukturellen Probleme der Berliner Feuerwehr hören hier noch längst nicht auf.

Denn Berlins Feuerwehr verzeichnet weiterhin deutliche Personalengpässe, insbesondere im Rettungsdienst. Von den für 2024 vorgesehenen Ausbildungsplätzen konnten nur rund drei Viertel besetzt werden. Besonders bei den Notfallsanitätern, deren Qualifikation zentral für die Notfallversorgung ist, bleibt jeder vierte Platz leer.

Die Folge: Viele Rettungswagen können nicht wie vorgeschrieben besetzt werden. Parallel steigt die Zahl der Pensionierungen, allein 2024 erreichen 159 Beschäftigte das Ruhestandsalter. Ein struktureller Ausgleich durch neue Kräfte gelingt bislang nicht.

Berliner Feuerwehr: Ausnahmezustand als Regelbetrieb

In den ersten Monaten des Jahres 2024 wurde der Ausnahmezustand im Rettungsdienst an 70 Tagen ausgerufen – also an rund jedem vierten Tag. Zwar ging die Häufigkeit im Vergleich zu 2023 leicht zurück, doch die durchschnittliche Dauer des Ausnahmezustands stieg auf knapp sechs Stunden. Die Entwicklung im aktuellen Jahr ist ähnlich.

Um dem Druck zu begegnen, hat der Berliner Senat ein neues Stufensystem eingeführt, das zwischen drei Auslastungsgraden unterscheidet. Kritiker monieren jedoch, dass damit strukturelle Probleme lediglich umbenannt würden, ohne sie zu lösen.

Die Berliner Politik steht nun in der Verantwortung, aus den bekannten Missständen konkrete Konsequenzen zu ziehen. Es braucht eine konsequente Investitionsoffensive in Infrastruktur, Personal und technische Ausstattung der Feuerwehr – nicht erst nach dem nächsten Großbrand. Nur so kann der Schutz der Bevölkerung wieder zur verlässlichen Aufgabe des Staates werden.

 

Der Einbau eines Wassertanks für Löschwasser, um die fehlende Infrastruktur des Landes Berlin auszugleichen. Hier in der Romain-Rolland-Straße 141 in Berlin-Heinersdorf (Foto aus dem Jahr 2023). / © Foto: Seniorenwohnen Heinersdorf GmbH

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Quellen: DDR Museum Berlin GmbH, Seniorenwohnen Heinersdorf GmbH, Neues Deutschland, Berliner Morgenpost

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One Comment

  1. Michael Luserke 9. Juni 2025 at 11:22 - Reply

    Das mit den Löschwasser Behältern ist sicherlich sinnvoll.

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