Nach Jahren des Stillstands soll endlich ein tragbares Nutzungskonzept für das riesige ICC in Berlin-Charlottenburg gefunden wurden. Wirtschaftssenator Stephan Schwarz will sich dabei offensichtlich vom Pariser Centre Pompidou inspirieren lassen.

Koloss am Dreieck Funkturm in Berlin-Charlottenburg: Das 1979 eröffnete Kongresszentrum ICC, welches seit Jahren leer steht. Nun soll ein neues Nutzungskonzept für das Gebäude gefunden werden.

© Visualisierung oben: ICCA
© Fotos: depositphotos.com
Text: Björn Leffler

 

An kreativen Ideen für ein sinnvolles Nutzungskonzept, welches im ICC Berlin umgesetzt werden soll, mangelte es nicht in den letzten Jahren. So hatte das Architekturbüros Graft die Einrichtung eines Mobility Hubs vorgeschlagen. Auch die Unterbringung eines riesigen Rechenzentrums war dem Berliner Senat angetragen worden.

Wirtschaftssenator Stephan Schwarz hatte bereits vor mehreren Monaten in einem Interview angekündigt, ein Nutzungskonzept für das ICC während seiner Amtszeit auf den Weg bringen zu wollen. Allem Anschein nach strebt Schwarz jedoch eher eine kulturorientierte Nutzung vor, wie er sie bei einem Besuch in Paris im Centre Pompidou erlebt hat.

Das ICC als Centre Pompidou Berlins?

Das ICC Berlin als zukünftiges Centre Pompidou der deutschen Hauptstadt? Eine Idee, die im Berliner Senat offensichtlich eine Menge Befürworter hat. Und auch internationale Gäste befeuern diese Idee. Im Rahmen der Q-Berlin-Konferenz, die in der vergangenen Woche im ICC durchgeführt wurde, sagte auch die geladene Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo, dass das ICC sie stark an das Kulturzentrum Centre Pompidou ihrer Heimatstadt erinnere.

Auf der Q-Berlin-Konferenz ging es an zwei Tagen vor allem um die Frage, wie große Städte aktuelle und künftige Herausforderungen bewältigen können. Omnipräsent war jedoch das Thema, wie es mit dem maroden Koloss am Dreieck Funkturm selbst weitergehen soll, in dem die Konferenz schließlich ausgetragen wurde.

Senatsverwaltung bereitet ein zweijähriges Konzeptverfahren vor

Derzeit bereitet die Senatsverwaltung für Wirtschaft ein sogenanntes Konzeptverfahren vor, das Rahmenbedingungen für die Zukunft des ICC setzen soll. Danach müssen sich mit den Ergebnissen auch das  Abgeordnetenhaus sowie der Berliner Senat befassen.

Für die Durchführung dieses Prozesses veranschlagt die Senatsverwaltung einen Zeitraum von rund zwei Jahren. Stephan Schwarz möchte im Gebäude eine Nutzung etablieren, die auch zur Stadt Berlin passt. Er sagt dazu: “Aus meiner Sicht sollte das eine freie Zugänglichkeit des Gebäudes umfassen, genauso wie die Möglichkeit zur Nutzung für Kunst, Kultur, und Kongresse. Das ICC als Ort für Kreativität und Begegnung.

Kulturelle Nutzung des ICC: Projektgruppe ICCA liefert fertiges Konzept

Ein quasi fertig ausgearbeitetes Konzept für eine solche Nutzung gibt es eigentlich schon. Die Initiative ICCA hat bereits ausführlich dargelegt, wie eine derartige Nutzung des ICC aussehen könnte. Es gibt sogar einen eigenen Internetauftritt der Gruppe. Hinter der Idee stehen vier Initiatoren: Luisa-Josephine Wroblewski, Mario Lindner, Sebastian Pflum und Raphael Langenscheidt.

Der Begriff ICCA steht dabei für International Center for Contemporary Arts. Zeitgenössische Kunst soll demnach das Hauptthema für die Revitalisierung des denkmalgeschützten Gebäudes werden. Räumlich denkt das Konzept etwa an die Einrichtung von Kulturflächen für Museen, Theater oder einem Kino.

“International Center for Contemporary Art” könnte Zukunft des ICC sein

Der Kunst-Einzelhandel mit Boutiquen und Literaturgeschäften könnte sich hier ebenso befinden wie Gastronomie, Nachtleben mit Bars und Diskotheken und Studios für Künstler. Auch Tanz- und Performanceflächen gibt es im ICCA-Konzept, genauso wie Räume für Veranstaltungen wie Kongresse.

Bevor ein solches Konzept umgesetzt werden kann, muss das Gebäude aber erst saniert werden. Hier steht die Stadt Berlin in der Pflicht. Das Gebäude muss vom Asbest befreit, der Brandschutz überarbeitet und die Gebäudetechnik modernisiert werden. Die Senatsverwaltung geht dabei von einem Investitionsvolumen zwischen 700 Millionen und einer Milliarde Euro aus.

Sanierungskosten von bis zu einer Milliarde Euro

Aufgrund der Höhe dieser Zahlen ist nicht ausgeschlossen, dass das Land Berlin die Sanierung in Kooperation mit einem privaten Investor stemmt, um den Berliner Landeshaushalt nicht zu schwer mit den Sanierungskosten zu belasten. Die ICCA-Initiatoren schlagen vor, das Gebäude abschnittsweise zu restaurieren, um frühzeitig mit einer teilweisen Nutzung beginnen zu können.

Wirtschaftssenator Stephan Schwarz muss nun zeigen, ob er seinen mehrfach geäußerten Absichtsbekundungen zur Reaktivierung des ICC auch Taten folgen lassen kann. Wir werden das Thema aufmerksam weiterverfolgen.

 

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Quellen: Senatsverwaltung für Wirtschaft, ICCA, Berliner Morgenpost, Der Tagesspiegel, Graft, Architektur Urbanistik Berlin

 

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2 Comments

  1. Chris 21. September 2022 at 09:03 - Reply

    Wenn wir schon keine Wirtschaft mehr haben brauchen wir wenigstens Kultur.

  2. […] prominentes Berliner Beispiel ist das sanierungsbedürftige ICC, in dem in den 1970er Jahren auch Asbest verbaut worden ist. Gleichzeitig fördert Russland […]

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