Der Berliner Senat hat sich ein Vorkaufsrecht für das Karstadt-Areal am Kurfürstendamm gesichert, um die städtebauliche Entwicklung aktiv zu steuern. Die überarbeiteten Pläne beinhalten mehr Wohnraum und nur ein Hochhaus anstelle von zwei.
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Text: Stephanie Engler
Der Berliner Senat hat für das Grundstück des Karstadt-Warenhauses am Kurfürstendamm eine Vorkaufsrechtsverordnung erlassen. Damit sichert sich die Stadt die Möglichkeit, beim geplanten Verkauf des Areals einzugreifen. Der Hintergrund: Der österreichische Signa-Konzern, Eigentümer des Grundstücks, befindet sich in Insolvenz, und die Immobilie könnte bald veräußert werden. Sollte der Verkauf den städtebaulichen Zielen der Stadtentwicklung widersprechen, hat der Senat die Option, den Kauf selbst zu tätigen.
Die Vorkaufsrechtsverordnung, die am 5. November 2024 beschlossen wurde, bezieht sich dabei nicht nur auf das Areal des Karstadt-Warenhauses, sondern auch auf angrenzende Grundstücke an der Rankestraße sowie der Augsburger Straße. Eine Fläche, die eine Schlüsselrolle in der langfristigen städtebaulichen Planung für die City West spielt. Wie Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (SPD) erklärte, soll durch die Verordnung sichergestellt werden, dass die städtebauliche Entwicklung in diesem prominenten Bereich Berlins nicht durch privatwirtschaftliche Interessen gefährdet wird.
Geplante Neubebauung am Kurfürstendamm: Ein zentraler Bestandteil der City West
Das Gelände des Karstadt-Warenhauses könnte bald zu einem zentralen Bestandteil der Neugestaltung der City West werden. Der Senat hat bereits im Mai 2024 einen Rahmenplan verabschiedet, der eine gezielte städtebauliche und funktionale Neugestaltung des Gebiets vorsieht. Im Zentrum dieser Neugestaltung steht die Schaffung von mindestens 30 Prozent gefördertem Wohnraum. Der neue Plan sieht zudem eine Mischung aus Wohn-, Gewerbe- und Freizeitnutzungen vor.
Das Grundstück gehört zur Insolvenzmasse der Signa-Gruppe, die nach finanziellen Schwierigkeiten in die Pleite gerutscht war. Derzeit prüft der Insolvenzverwalter, der Berliner Rechtsanwalt Torsten Martini, mögliche Käufer für das Areal. In den vergangenen Jahren verfolgte Signa noch weitreichende Pläne zur Neubebauung der Fläche, darunter der Bau mehrerer Hochhäuser. Diese Pläne stießen jedoch nicht nur auf Zustimmung: Ein zentraler Konfliktpunkt war die Höhe der Hochhäuser, die in den ursprünglichen Plänen bis zu 150 Meter betragen sollten.
Rahmenplan überarbeitet: ein Hochhaus statt zwei und mehr Wohnraum
Der Berliner Senat hatte schon zu Beginn des Jahres die Pläne für die Bebauung des Karstadt-Areals am Kurfürstendamm deutlich überarbeitet. Statt der ursprünglich vorgesehenen zwei Hochhäuser soll nun nur noch eines errichtet werden. Diese Entscheidung wurde durch die städtebaulichen Vorgaben des Senats bestimmt, die sich an den bestehenden Hochhäusern wie dem „Upper West“ orientieren. Die geplante Wohnfläche wurde zudem von ursprünglich 5.000 auf 30.000 Quadratmeter erhöht. Auch der Schwerpunkt auf gewerbliche Nutzungen, wie von Signa angedacht, wurde zugunsten einer stärkeren Wohnnutzung zurückgestellt.
Der neue Rahmenplan legt zudem großen Wert auf die Schaffung von sozialem Wohnraum. 30 Prozent der Wohnungen sollen als geförderte Wohnungen entstehen, um die soziale Durchmischung in der City West zu fördern. Das Projekt umfasst nicht nur Wohngebäude, sondern auch Flächen für Einzelhandel, Gastronomie und Freizeitangebote. Weiterhin ist die Errichtung einer Kindertagesstätte mit Platz für bis zu 100 Kinder geplant.
Karstadt-Grundstück am Kurfürstendamm: Unklarheit über den zukünftigen Investor
Trotz der überarbeiteten Pläne bleibt unklar, wer das Projekt letztlich umsetzen wird. Der Berliner Senat ist auf der Suche nach einem Investor, der bereit ist, die neuen Vorgaben zu akzeptieren und das Areal entsprechend den städtebaulichen Zielen zu entwickeln. Diese Ungewissheit über den zukünftigen Besitzer der Immobilie und die finanzielle Lage des Senats werfen Fragen auf, wie schnell und in welchem Umfang die geplanten Baumaßnahmen realisiert werden können.
Quellen: Signa Real Estate, Henning Larsen Architects, Berliner Morgenpost, Der Tagesspiegel, Architektur Urbanistik Berlin, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen
Tolle Idee und die Leute aus den Sozialwohnungen gehen dann im KDW einkaufen oder was?
KiK oder Aldi gibt es dort ja nicht. Dieser Senat lebt in einer Traumwelt.
Genau das. Schöne Sozialwohnungen in 1A-Lage am Kurfürstendamm. Weltstadtisches Niveau für die „Weltstadt“ vom Morgen.
Irgendwann wird in der Fernsehturmkugel geförderter Wohnraum eingerichtet….
Wenn man das Ansinnen, 30 % sozialen Wohnungsbau an dieser Stelle zu platzieren, sowie die Reduktion der geplanten Hochhäuser auf eins und die Ablehnung mehrerer Hochhäuser, darüber hinaus mit einer Höhe von 150 Meter, liest, muss man gar nicht nachlesen, von welcher Partei der Bausenator kommt. Es ist sicher, dass die SPD grüßt. Im Zentrum der City West einer angeblichen „Weltstadt Berlin“ sozialen Wohnungsbau betreiben zu können, ist so etwas von weltfremd. Den Sozialismus in seinem Lauf …! Es erinnert an die treffliche Aussage Edzard Reuters als Vorstandsvorsitzendem von damals Daimler-Chrysler, wonach Berlin wie ein kleines Dorf geführt werde. Genauso ist es!
Ich kann es noch ergänzen, es fiel mit einfach nicht ein: Edzard Reuter hatte gesagt, dass Berlin wie Kleinposemukel geführt werde. Genauso ist es – bis heute!