Die Berliner Bevölkerung ist im vergangenen Jahr um über 75.000 Menschen gewachsen. Damit nähert sich Berlin mit großen Schritten der magischen Grenze von vier Millionen Einwohnern. Einen großen Einfluss auf die steigenden Einwohnerzahlen hatte der Krieg zwischen der Ukraine und Russland. Aber auch für andere internationale Gruppen ist Berlin offenbar sehr attraktiv.

Nicht nur hier am Berliner Mauerpark im Stadtteil Prenzlauer Berg ist die zunehmende Bevölkerung Berlins spürbar. Die Stadt wusch im vergangenen Jahr erneut stark, um über 75.000 Menschen.

© Fotos: depositphotos.com
Text: Wolfgang Leffler

 

Berlin erlebt wieder ein Bevölkerungswachstum und ist nicht mehr weit von der oft zitierten Vier-Millionen-Grenze entfernt. Eine Zahl von mehr als vier Millionen Berlinerinnen und Berlinern lebte zuletzt Ende 1944 in der Stadt, kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs.

Nach der Corona-Pandemie im Jahr 2020 und einem relativ geringen Zuwachs von nur etwa 13.400 Menschen wird Berlin 2022 wieder ein enormes Wachstum erleben. Ende 2022 gaben 3,85 Millionen Menschen Berlin als ihren Hauptwohnsitz an.

Im vergangenen Jahr wuchs Berlin um 75.329 Personen – ein neuer Rekord

Im Vergleich zum Ende des vergangenen Jahres sei die Einwohnerzahl um 75.329 Personen oder um zwei Prozent gestiegen, was einen neuen Rekordwert darstellt, teilte das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg am Dienstag mit. Die Einwanderer kommen hauptsächlich aus der Ukraine, Indien und der Russischen Föderation.

Das starke Wachstum war maßgeblich auf den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine zurückzuführen, der vor etwa einem Jahr begann und viele Ukrainer zur Flucht zwang. Von den 75.329 Neuzuwanderern in Berlin hatten 42.916 die ukrainische Staatsbürgerschaft.

Russlands Krieg gegen die Ukraine ist hauptverantwortlich

Aber auch andere Nationalitäten machen Berlin immer weltoffener. Die Zahl der Menschen, die die indische Staatsbürgerschaft besitzen, wächst konstant weiter. Hier war ein Anstieg um 7.798 Personen im Vergleich zu 2021 zu verzeichnen. Die drittgrößte Gruppe waren Einwanderer aus der Russischen Föderation, die um 5.727 Personen zunahmen.

Allerdings ist die Zahl der Deutschen in der Bundeshauptstadt wie in den Vorjahren zurückgegangen,  um 13.481 im Jahr 2022, während die Zahl der Ausländer um 88.810 gestiegen ist. Auch ohne Zuwanderer aus der Ukraine wäre dies ein deutlicher Anstieg um 32.413.

Einwohnerzahl: Deutscher Bevölkerungsanteil in Berlin ist rückläufig

Ein genauerer Blick auf die zwölf Berliner Bezirke zeigt, dass diese Entwicklung sehr unterschiedliche Ausprägungen angenommen hat. Den stärksten Rückgang an deutschen Einwohnern verzeichnete die Statistik in Friedrichshain-Kreuzberg (minus 3.137 Personen).

Pankow (minus 2.516) und Mitte (minus 1.900) folgen dicht dahinter. Die Statistik gibt jedoch keine Auskunft darüber, ob Menschen verstorben sind, in andere Gebiete oder benachbarte Landkreise gezogen sind oder die Hauptstadt ganz verlassen haben.

Bezirk Mitte verzeichnet den größten Ausländerzuwachs

Den größten Ausländerzuwachs verzeichnete hingegen der Bezirk Mitte mit 14.139 Personen. Auf den Plätzen zwei und drei folgten Pankow und Lichtenberg. Generell lag der Ausländeranteil in Berlin bis Ende 2022 bei 24,3 Prozent.

In der Stadtmitte liegt dieser Anteil deutlich über dem Durchschnitt von 37,6 Prozent. In Treptow-Köpenick waren es dagegen mit knapp 15 Prozent nur die Hälfte dieses Wertes.

Berlins Zentrum verzeichnet einen Migrationsanteil von rund 57 Prozent

Ähnlich sieht es bei der Bevölkerung mit Migrationshintergrund (Ausländer und Deutsche mit Migrationshintergrund) aus: In Berlin lag dieser Anteil im Jahr 2022 bei 38,6  Prozent. Im Bezirk Mitte hat mehr als die Hälfte (56,8 Prozent) der Bevölkerung einen Migrationshintergrund, in Treptow-Köpenick sind es hingegen nur 22,3 Prozent.

Die beiden größten Ausländergruppen im Berliner Melderegister sind türkische Staatsangehörige mit 101.325 (ein Zuwachs von 2.371 Personen in 2022) und ukrainische Staatsangehörige mit 57.495. Auf dem dritten Rang, fast unverändert zum Vorjahr, liegen polnische Einwohner (54.068).

Gibt es eine neue Flüchtlingswelle durch die Erdbeben in der Türkei und Syrien?

Durch die verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien und den anhaltenden Krieg zwischen Russland und der Ukraine ist es gut möglich, dass auch das Jahr 2023 ein weiteres Jahr wird, in dem Berlin eine große Zahl an Flüchtlingen aufnehmen muss.

Keine leichte Aufgabe vor dem Hintergrund eines eh schon stark angespannten Wohnungsmarktes. Bauprojekte für die Errichtung von Flüchtlingsunterkünften gibt es in Berlin zwar mehrere (so etwa in Charlottenburg, Spandau oder Pankow), die hohen Zahlen an Geflüchteten werden diese Projekte aber aller Voraussicht nach nicht abdecken können.

Quellen: Berliner Morgenpost, Amt für Statistik Berlin-Brandenburg

 

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One Comment

  1. Jens Kwass 2. Mai 2023 at 16:33 - Reply

    Eigentlich hat Berlin (als Bundesland) die 4 Mio. Grenze fast erreicht; der Senat schätzt bis zu “500.000” informelle Bewohner die zusätzlich in der Stadt leben.
    In der Arbeit http://www.metropolen-der-zukunft.com wird von einer vorsichtig geschätzten Anzahl von 150.000 “unregistrierten” Ortsansässigen ausgegangen was für das Jahr 2023 eine Einwohnerzahl von 3.983.000 bedeuten würde.

    Aufgrund einer weltweit steigenden Migration nach Europa ist für die meisten Metropolen des Kontinents entgegen der natürlichen Entwicklung (hohe Sterberaten, niedrige Geburtenzahlen) auch langfristig mit einem teils massiven Bevölkerungswachstum zu rechnen.
    Auch wenn politisch viele Hindernisse geschaffen werden, überwinden die demographischen Entwicklungen ein Wachstum in den Städten welche dringend in der Planung berücksichtigt werden muss; Arbeitskräfte sowie Internationalisierung dürften künftig verstärkt ein Hauptgrund sein um expandierende Metropolen zu akzeptieren.
    Stadtplanung wird höchstwahrscheinlich in weiten Teilen Europas noch im Kontext von demographischer Expansion verbleiben.

    Für Berlin sind die Prognosen: https://www.metropolen-der-zukunft.com/de/stadt/369

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