In Kreuzberg bleibt ein Stück Stadtkultur erhalten: Das ehemalige „Kuchen-Kaiser-Haus“ am Oranienplatz wird dauerhaft als bezahlbarer Wohnraum gesichert. Möglich macht dies der Verkauf an die Genossenschaft SelbstBau e.G., der mit Unterstützung der öffentlichen Hand und großem Engagement der Hausgemeinschaft zustande kam.

Das historische „Kuchen-Kaiser-Haus“ am Oranienplatz in Berlin-Kreuzberg: Über ein Jahrhundert lang beherbergte das Erdgeschoss das gleichnamige Café. Heute ist das Gebäude ein Symbol für gelungene, gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung. / © Foto: Wikimedia Commons, Fridolin freudenfett, CC BY-SA 4.0 

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Im Jahr 2023 fiel das Wohnhaus an der Naunynstraße 46 / Leuschnerdamm 43 in die Hände einer Erbengemeinschaft. Fünf Personen erbten das Gebäude, das über Jahrzehnte im Eigentum von Ulrich Fluss war. Er war für seine mieterfreundliche Haltung bekannt. Das Haus liegt unweit des Oranienplatzes, in Kreuzberg einem Quartier, das seit Jahren einem starken Aufwertungsdruck ausgesetzt ist.

Angesichts des angespannten Wohnungsmarktes in Kreuzberg entschieden sich die neuen Eigentümer und Eigentümerinnen, nicht den lukrativsten Weg zu gehen, sondern eine gemeinwohlorientierte Lösung zu suchen. Deshalb nahmen sie Kontakt zum Stadtentwicklungsamt Friedrichshain-Kreuzberg auf, um gemeinsam ein tragfähiges Modell für die Zukunft des Hauses zu entwickeln.

Unterstützung durch AKS Gemeinwohl und Bezirk: Genossenschaft SelbstBau e.G. übernimmt Gebäude

In enger Zusammenarbeit mit der vom Bezirk geförderten AKS Gemeinwohl – einer Schnittstelle zwischen Verwaltung und Zivilgesellschaft – konnte die Wohnungsbaugenossenschaft SelbstBau e.G. als geeignete Käuferin gefunden werden. Parallel dazu beteiligte sich die Hausgemeinschaft aktiv an der Suche nach einer tragfähigen Perspektive.

Nach etwa zwei Jahren intensiver Vorbereitung wurde der Kauf im April 2025 notariell beurkundet. In wenigen Wochen wird das Haus offiziell an die SelbstBau e.G. übergehen. Mit dem Wechsel soll eine dauerhaft bezahlbare Bewirtschaftung nach genossenschaftlichen Grundsätzen möglich werden.

Förderung durch das Land Berlin: 40 Jahre gesicherte Mietpreisbindung durch öffentliche Mittel

Ein zentraler Baustein für den Erfolg des Projekts war die finanzielle Förderung durch das Land Berlin. Im Rahmen des Programms zur Genossenschaftsförderung stellte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen Mittel bereit, um den Kauf zu ermöglichen.

Durch diese Förderung unterliegen alle 26 Wohnungen einer Belegungsbindung für mindestens 40 Jahre. Das bedeutet: Die Mieten werden gedeckelt und dürfen nicht über festgelegte Obergrenzen hinaus steigen. Christian Gaebler (SPD), Senator für Stadtentwicklung, betonte, dass Berlin damit bundesweit ein Vorreiter sei.

Eigeninitiative der Mieter und Mieterinnen: Hausgemeinschaft bringt Eigenanteil auf und beteiligt sich aktiv

Neben der politischen und finanziellen Unterstützung war das Engagement der Hausgemeinschaft entscheidend. Die Bewohnerinnen und Bewohner organisierten sich frühzeitig, entwickelten ein gemeinsames Konzept und traten mit verschiedenen Genossenschaften in Kontakt.

Zudem brachten sie selbst den erforderlichen Eigenanteil zur Finanzierung auf – ein Kraftakt, der letztlich entscheidend für den Abschluss war. Langjährige Mieter beschreiben die Phase als nervenaufreibend, aber lohnend. Am Ende habe sich der Einsatz gelohnt, das Haus sei nun in sicheren Händen.

Symbolischer Ort mit Geschichte: Das frühere Kuchen-Kaiser-Haus bleibt dem Quartier erhalten

Das Gebäude ist nicht nur ein Wohnhaus, sondern auch Teil der Stadtgeschichte. Über ein Jahrhundert lang befand sich im Erdgeschoss das Café „Kuchenkaiser“ – ein beliebter Treffpunkt im Kiez. Auch heute ist das Gebäude weithin bekannt.

Für Peter Weber, Vorstand der SelbstBau e.G., ist der Erwerb daher mehr als ein reguläres Projekt. Er sprach davon, dass man am Oranienplatz ein Zeichen für soziale Stadterneuerung setzen könne – gerade in einem Viertel, das unter starkem Veränderungsdruck steht.

Entscheidung der IBB als Schlüsselmoment: Förderzusage ebnet Weg zum Kaufabschluss

Im Januar 2025 wurde die letzte formale Hürde genommen. Die Investitionsbank Berlin (IBB) bestätigte die Förderzusage, wodurch der Kaufvertrag rechtskräftig umgesetzt werden konnte. Das Bezirksamt teilte kurz darauf offiziell mit, dass der Erwerb vollzogen wird.

Auch die Wahlkreisabgeordnete Sevim Aydin hob die Bedeutung des Projekts hervor. Ohne das beharrliche Engagement der Mieterinnen und Mieter wäre der Erhalt des Hauses nicht gelungen. Damit sei ein wichtiger Schritt zur Sicherung von Wohnraum in Kreuzberg getan.

Quellen: Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, Kiezbüro Sevim Aydin, Mieter:innengemeinschaft Naunynstr./Leuschnerdamm,