Ein geplanter Klinikneubau in Hamburg-Bergedorf gerät ins Wanken: Das BG Klinikum Hamburg könnte statt in Boberg auf dem Gelände des Universitätsklinikums Eppendorf entstehen. Politik und Stadtgesellschaft reagieren mit Sorge.

© Foto Titelbild: BG Klinikum Hamburg

Das BG Klinikum Hamburg, bislang fest im Stadtteil Boberg verankert, steht möglicherweise vor einem tiefgreifenden Wandel. Obwohl die Planung für einen umfangreichen Klinikneubau mit einem Kostenrahmen von 800 Millionen Euro bereits weit fortgeschritten ist, wird nun über eine Verlagerung des Projekts nach Eppendorf diskutiert. Laut dem Hamburger Abendblatt gibt eine interne Information des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) Hinweise auf laufende Gespräche über einen gemeinsamen Neubau auf dem dortigen Campus.

Bereits im Januar hatte der Architektenwettbewerb für den Neubau in Boberg begonnen. Zehn international renommierte Büros arbeiten aktuell an Entwürfen, die im Sommer präsentiert werden sollen. Das neue Gebäude sollte ursprünglich direkt neben dem bestehenden Klinikkomplex entstehen und die medizinische Versorgung auf ein neues Niveau heben. Nun droht dem Stadtteil Bergedorf jedoch, den bedeutendsten Arbeitgeber sowie ein regional führendes Traumazentrum zu verlieren.

Zukunft des BG Klinikums in Hamburg-Bergedorf auf der Kippe

Die Idee eines Umzugs kommt für viele überraschend. Laut einem internen Schreiben des UKE wird derzeit eine Fusion der medizinischen Angebote beider Häuser in Eppendorf geprüft. Damit verbunden wäre ein erheblicher Einschnitt in die Versorgungsstruktur des Hamburger Südostens. Das BG Klinikum Boberg beschäftigt rund 2.500 Mitarbeitende und nimmt eine Schlüsselrolle in der Versorgung von Schwerstverletzten ein.

Cornelia Schmidt-Hoffmann, Bezirksamtsleiterin von Bergedorf, äußerte sich gegenüber dem Hamburger Abendblatt besorgt über die mögliche Standortverlagerung. Sie betonte, dass eine Abwanderung erhebliche Folgen für die medizinische Infrastruktur des Bezirks hätte. Zwar liege die Krankenhausplanung nicht in der Verantwortung des Bezirksamts, dennoch sehe man sich in der Pflicht, die Versorgung der Anwohnenden sicherzustellen.

Verlagerung zugunsten von Synergien und UKE-Zukunftsplan, Realisierbarkeit noch ungewiss

Aufseiten des UKE wird das Vorhaben als Möglichkeit zur Stärkung der Notfallmedizin gewertet. Der ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende, Prof. Dr. Christian Gerloff, sprach sich laut Mitarbeitenden-Info für eine Zusammenlegung von interdisziplinärer Spitzenmedizin und Unfallchirurgie aus. Ziel sei es, die Traumaversorgung zu optimieren und gleichzeitig die geplante Modernisierung des Tumorzentrums zu realisieren.

Der angedachte Neubau am UKE würde allerdings deutlich kleiner ausfallen als ursprünglich in Boberg geplant – etwa 350 statt 700 Betten. Während in Eppendorf die Akutversorgung erfolgen könnte, würde Boberg als Zweitstandort erhalten bleiben und sich künftig auf Rehabilitation und Nachsorge konzentrieren. Ob dieses Szenario politisch und organisatorisch umsetzbar ist, bleibt angesichts der frühen Phase der Gespräche noch offen.

Architektenwettbewerb und Planungen in Boberg laufen weiter: Neubau auf bisherigem Klinikgelände bis 2035 geplant

Ungeachtet der neuen Überlegungen läuft der Architektenwettbewerb in Boberg planmäßig weiter. Der Neubau soll auf dem bisherigen Klinikgelände errichtet werden und eine moderne Infrastruktur mit kurzen Wegen, evidenzbasiertem Design und optimaler medizinischer Ausstattung bieten. Auch Nachhaltigkeit, Digitalisierung und der Erhalt der umgebenden Parklandschaft sind zentrale Elemente des Entwurfs.

Laut Angaben der BG Kliniken wurde das bestehende Haus aus den 1950er-Jahren baulich an seine Grenzen gebracht. Ein Ersatzneubau sei deshalb dringend notwendig. Der Baubeginn ist für 2027 geplant, die Fertigstellung für 2035. Während der gesamten Bauzeit soll der Klinikbetrieb ohne Einschränkungen weitergeführt werden.

Langfristige Entscheidung über Standort des BG Klinikums erst Ende 2025 erwartet

Eine endgültige Entscheidung über den Standort des neuen BG Klinikums wird voraussichtlich Ende 2025 fallen. Bis dahin bleibt unklar, ob sich die ursprünglichen Planungen in Boberg durchsetzen oder eine umfassende Neuausrichtung am UKE realisiert wird. Für Bergedorf steht dabei nicht nur ein Großprojekt zur Disposition, sondern auch die Sicherung einer leistungsfähigen Gesundheitsversorgung im Hamburger Südosten.

Quellen: Hamburger Abendblatt, BG Kliniken