Während die Sanierung der Schönhauser-Allee-Brücke langfristige Einschränkungen für den Verkehr und das Gewerbe bedeutet, plant der Bezirk Pankow eine kulturelle Belebung des denkmalgeschützten Hochbahnviadukts der U2. Ziel ist es, den öffentlichen Raum temporär für Events, Märkte und sportliche Nutzung zu öffnen. Die Reaktionen darauf fallen gemischt aus.

So oder so ähnlich könnte die Revitalisierung des Hochbahnviadukts während des Umbaus der Schönhauser Allee Brücke in Prenzlauer Berg aussehen. Der Vorschlag ist aus der BVV Pankow hervorgegangen. / © Foto: IMAGO, Visualisierung: ENTWICKLUNGSSTADT / KI
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Der geplante Abriss und anschließende Neubau der Schönhauser-Allee-Brücke im Berliner Ortsteil Prenzlauer Berg stellen eines der umfangreichsten Infrastrukturprojekte der kommenden Jahre dar. Ursprünglich für 2025 angesetzt, wurde der Baubeginn kürzlich auf das Jahr 2027 verschoben. Der Komplexitätsgrad des Projekts, die Lage inmitten eines der belebtesten Umsteigeknotenpunkte Berlins sowie parallele Großvorhaben wie der Stadionneubau im Jahnsportpark führen zu massiven Herausforderungen in Planung und Umsetzung.
Besonders betroffen vom Neubauprojekt sind Gewerbetreibende rund um den U- und S-Bahnhof Schönhauser Allee. Während der Bauphase, die bis 2032 andauern soll, werden Einschränkungen für Anwohnende und Passantinnen und Passanten erwartet. Ein innovativer Vorschlag aus der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Pankow soll jedoch dafür sorgen, dass der öffentliche Raum unter dem Viadukt während dieser Zeit nicht brachliegt.
Nutzung des Schönhauser-Allee-Viadukts als temporäre Veranstaltungsfläche geplant
Ein kürzlich von der BVV Pankow verabschiedeter Antrag sieht vor, den Mittelstreifen unter dem sogenannten „Magistratschirm“ – dem rund 1,7 Kilometer langen Hochbahnviadukt der U-Bahnlinie U2 – temporär für kulturelle und gewerbliche Nutzungen freizugeben. Die Idee: Wochenmärkte, Sportangebote oder Kunstveranstaltungen könnten den Bereich zwischen Sredzkistraße und Vinetastraße beleben und zugleich den Geschäftsstandort stützen.
Der Schönhauser Allee Viadukt, 1913 eröffnet und unter Denkmalschutz stehend, wird derzeit vor allem wegen seiner ungepflegten Erscheinung und der hohen Verkehrsbelastung gemieden. Vogelkot, Müll und Lärmemissionen prägen das Bild – doch genau hierin sehen die Befürwortenden des Konzepts auch Potenzial für Veränderung. Die Geschäftsstraßen-Initiative „Meine Schönhauser Allee IG“ unterstützt den Vorschlag, der als Antwort auf die drohenden Umsatzeinbußen durch die Bauarbeiten gedacht ist.
Unterstützung und Zweifel der Anwohnerschaft für den Vorschlag der BVV Pankow
Einige Anwohnende äußerten sich gegenüber lokalen Medien zustimmend zur temporären Umnutzung. Sie betonten, dass gerade während der verringerten Verkehrsbelastung durch die Brückensanierung die Chance bestünde, den Raum unter dem Viadukt neu zu denken. Genannt wurden Vorschläge wie ein Wochenmarkt nach Hamburger Vorbild, sportliche Aktivitäten oder kleinere kulturelle Events.
Andere wiederum äußerten Zweifel, ob sich eine der derzeit unattraktivsten Stellen des Stadtteils tatsächlich in eine beliebte Flaniermeile verwandeln ließe. Neben der finanziellen Machbarkeit wurden vor allem die langfristige Umsetzbarkeit und der konkrete Nutzen für den Kiez infrage gestellt. Kritik kam insbesondere von Anwohnenden, die eher eine Verbesserung der Verkehrsführung oder eine Aufwertung durch Begrünung unter dem Schönhauser Allee Viadukt forderten.
Großprojekt mit Verzögerung – Sanierungsstart erst 2027
Wie bereits berichtet, wurde der ursprünglich für 2025 geplante Abriss der Schönhauser-Allee-Brücke um zwei Jahre verschoben. Laut der Senatsverwaltung sollen die Rückbauarbeiten nun im zweiten Quartal 2027 beginnen. Der Grund für die Verzögerung wurde bisher nicht konkret benannt. Beobachter vermuten eine Kollision mit parallelen Bauprojekten wie dem Abriss des nahegelegenen Cantianstadions oder finanzielle Umschichtungen im Berliner Haushalt.
Mit dem neuen Zeitplan soll das Brückenprojekt nun bereits 2032 abgeschlossen werden – ein Jahr früher als ursprünglich geplant. Ob dieser Zeitrahmen realistisch ist, bleibt allerdings offen. Die Brücke, die 1886 erbaut und mehrfach saniert wurde, gilt als sanierungsbedürftig und stellt einen neuralgischen Punkt im Berliner Verkehrsnetz dar.
Berlin im Brückenumbau – weitere Abrissprojekte im Fokus
Die Schönhauser-Allee-Brücke steht exemplarisch für eine Reihe bedeutender Infrastrukturmaßnahmen, die derzeit Berlin prägen. Auch die Ringbahnbrücke im Westend, die marode Wuhlheide-Brücke in Oberschöneweide sowie das historische Cantianstadion im Prenzlauer Berg werden zurückgebaut oder sind bereits im Abriss befindlich. Kritisiert wird dabei immer wieder die kurzfristige Kommunikation und mangelnde Transparenz der verantwortlichen Behörden.
Die Vorschläge zur Zwischennutzung unter dem Viadukt bieten in diesem Kontext einen pragmatischen und zugleich kreativen Ansatz, wie mit städtischem Raum während langwieriger Bauphasen umgegangen werden kann. Ob das Vorhaben tatsächlich realisiert wird, liegt nun in der Hand des Bezirksamts Pankow und der zuständigen Senatsstellen.
Quellen: Berliner Morgenpost