In Alt-Hohenschönhausen wird das denkmalgeschützte Bürgerschloss Hohenschönhausen seit Herbst 2023 umfassend saniert, um einen öffentlichen Kultur- und Veranstaltungsort daraus zu machen. Verantwortlich dafür ist die Wohnungsbaugenossenschaft „Neues Berlin“, die seit 2021 Eigentümerin der historischen Immobilie ist.

In den Sommermonaten erhielt das Untergeschoss des Gutshauses eine neue Außenhülle, um es vor Feuchtigkeit zu schützen. Rund 160 Quadratmeter wurden mit einer Lehmschicht abgedichtet. / © Foto: Wohnungsbaugenossenschaft NEUES BERLIN eG

© Fotos: Wohnungsbaugenossenschaft NEUES BERLIN eG
Text: Björn Leffler

 

Die in Berlin-Hohenschönhausen liegende, historische Villa Heike wurde in ihrer langen und bewegten Geschichte bereits vielfältig genutzt. Sie war Domizil eines Maschinenfabrikanten, Untersuchungsgefängnis der sowjetischen Geheimpolizei oder Stasi-Geheimarchiv für Akten aus der Zeit des Nationalsozialismus.

Bevor das Gebäude ab 2015 vom Berliner Architekten Christof Schubert sukzessive saniert und somit vor dem Verfall gerettet wurde, stand es jahrzehntelang leer. Schuberts Ziel war es damals, aus der verwaisten Villa ein Büro- und Atelierhaus zu entwickeln.

„Villa Heike“: Prominentes Vorbild für das Schloss Hohenschönhausen?

Der Plan ging auf. Die Kosten für die Sanierung beliefen sich auf rund 2,6 Millionen Euro. Ein Teil davon kam aus öffentlichen Fördermitteln. Bereits seit 2019 dient das architektonische Denkmal sowohl dem Büro Christof Schubert Architekten als auch zahlreichen Künstlerinnen, Künstlern und Kreativen als Arbeitsort. Wir berichteten im Januar 2022 über das Projekt.

Die Villa Heike ist jedoch nicht das einzige historische Kleinod, welches sich im Lichtenberger Ortsteil Alt-Hohenschönhausen finden lässt. Rund ein Kilometer nördlich der Villa, nur einen Fußweg von einer Viertelstunde entfernt, liegt das Bürgerschloss Hohenschönhausen.

Bürgerschloss Hohenschönhausen: Bewegte Geschichte seit mehreren Jahrhunderten

Ende des 15. Jahrhunderts errichtete die Adelsfamilie von Röbel auf dem Grundstück an der heutigen Hauptstraße einen Gutshof, der in den kommenden Jahrhunderten völlig unterschiedliche Eigentümer und Nutzungen erlebte sowie auch zahlreiche Umbauten des Gutshauses, des heutigen Schlosses.

1930 gelangte das Schloss in den Besitz der Stadt Berlin und diente zunächst als Sozialeinrichtung. Von 1945 bis 1989 war dann eine Geburtsklinik im historischen Gebäude untergebracht. Nach der Wiedervereinigung gelangte das Anwesen in das Eigentum des Berliner Senats, der ab 1993 eine Nutzung des Gebäudes als Heimatmuseum plante, was jedoch an der Finanzierung scheiterte.

Im Jahr 1998 gründete sich der Förderverein Schloss Hohenschönhausen

Im Jahr 1998 gründete sich der Förderverein Schloss Hohenschönhausen, der im Februar 2008 das Gutshaus mit dem dazugehörigen Grundstück erwarb und sich seitdem intensiv um die Restaurierung und Revitalisierung des Hauses kümmert. Von 2003 bis 2006 fand eine dringend notwendige Dachsanierung statt, 2009 wurden vier Räume in der oberen Etage rekonstruiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Seit Herbst 2023 läuft nun eine weitere, umfassende Sanierung, um dem Gebäude seine ursprüngliche Schönheit wiederzugeben. Seit 2021 ist das Grundstück nun Eigentum der Wohnungsbaugenossenschaft NEUES BERLIN eG und wurde vor Beginn der Arbeiten genau untersucht, um die geplante Sanierung vorzubereiten. Die laufende Sanierung betrifft sowohl das Gebäude als auch sämtliche Außenanlagen.

Ein zentraler Kultur- und Begegnungsort soll im Schloss entstehen

Ziel der aufwendigen Sanierung und Neugestaltung des ehemaligen Gutshauses ist es, für die Bewohnerinnen und Bewohner von Alt-Hohenschönhausen einen zentralen Kultur- und Begegnungsort zu schaffen, wie die Baugenossenschaft in ihren regelmäßigen Presseinformationen mitteilt. Derzeit suchen die Projektverantwortlichen bereits nach einem Gastronomen, der sich vorstellen kann, im historischen Gebäude ein Café oder eine Terrasse mit Restaurant und Biergartenbetrieb einzurichten.

Im Zuge der umfassenden Restaurierung soll die Substanz und die Geschichte des Hauses so gut wie möglich erhalten bleiben und zu einem lebendigen Raum weiterentwickelt werden. Bis dahin ist es allerdings noch ein langer Weg. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz und muss daher behutsam saniert und repariert werden. Der verantwortliche Architekt Christoph Stolzenberg sagte vor Beginn der Arbeiten gegenüber der Berliner Woche: „Wir beschäftigen uns aktuell mit vorgezogenen Arbeiten, um den genauen Zustand der Substanz zu ermitteln, was wiederum notwendig ist, um die grundlegende Planung der Sanierung abschließen zu können.

Schutz vor Feuchtigkeit: Im Sommer erhielt das Schloss Hohenschönhausen eine neue Außenhülle

Das alte Parkett etwa wurde im Mai 2023 aufgenommen und in Containern ausgelagert, um es später wieder neu verlegen zu können. Fachleute schätzen die Bausubstanz des Gebäudes als durchaus positiv ein. Rund 90 Prozent werden sich demnach aufgearbeitet wiederverwenden lassen. Stolzenberg lobte vor allem die Arbeit des Fördervereins Schloss Hohenschönhausen, der in den vergangenen fast 25 Jahren sehr viel Aufwand in die Erhaltung des historischen Gebäudes steckte und die jetzt geplante Generalsanierung überhaupt erst möglich gemacht hat.

In den Sommermonaten erhielt das Untergeschoss des Gutshauses eine neue Außenhülle, um es vor Feuchtigkeit zu schützen. Rund 160 Quadratmeter wurden mit einer Lehmschicht abgedichtet. Bereits bei der letzten Sanierung des Gutshauses in den 1990er-Jahren war der Außenkeller mit diesem Material „eingepackt“ worden. Um zu entscheiden, ob diese Technik erneut verwendet werden sollte, prüfte das Berliner Büro ZRS Ingenieure, das auf Lehmbau spezialisiert ist, die Wirksamkeit der alten Lehmabdichtung am Außenkeller.

Eine Lehmabdichtung für das historische Gemäuder

Prof. Christof Ziegert, einer der Inhaber von ZRS, erklärte, dass das Ergebnis des Gutachtens eindeutig gewesen sei. Die Lehmabdichtung an den Außenwänden habe einwandfrei dicht gehalten, weshalb die Erneuerung befürwortet werden konnte. Bei der Entscheidung seien denkmalpflegerische Abwägungen von großer Bedeutung gewesen. Für den Denkmalschutz sei es essenziell, dass Baumaßnahmen reversibel seien und den historisch gewachsenen Zustand eines Gebäudes nicht dauerhaft überdecken.

Ziegert erläuterte, dass das Naturprodukt Lehm hierbei seine Stärken ausgespielt habe. Es könne nicht nur ohne Schäden entfernt, sondern auch vollständig wiederverwendet werden. „Schon seit mehr als 1.000 Jahren sind Lehmabdichtungen in Deutschland erfolgreich in Gebrauch,“ so Ziegert. Die Projektverantwortlichen gehen davon aus, dass die schrittweise Sanierung des Gebäudes insgesamt drei Jahre in Anspruch nehmen wird. Mit einer Fertigstellung kann also derzeit nicht vor 2026 gerechnet werden.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

© Foto: Wohnungsbaugenossenschaft NEUES BERLIN eG

Quellen: Wohnungsbaugenossenschaft NEUES BERLIN eG, Architektur Urbanistik Berlin, Deutsches Architekturforum, Christof Schubert Architekten, Förderverein Schloss Hohenschönhausen, ZRS Ingenieure

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