In Berlin-Mitte entsteht ein neuer Verwaltungsbau für das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Der Siegerentwurf will sensibel auf die historische Umgebung reagieren und zeitgemäße Architektur mit hoher energetischer Qualität kombinieren.

Visualisierung des zukünftigen Erweiterungsbaus des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Berlin-Mitte. Der Entwurf kombiniert eine offene Fassadenstruktur mit einer Holz-Hybridkonstruktion und bezieht sich farblich auf benachbarte historische Gebäude. / © ROBERTNEUN™, AFF Architekten, Atelier Loidl, Visualisierung: Philipp Obkircher
© Visualisierungen: ROBERTNEUNTM + AFF Architekten mit Atelier Loidl Landschaftsarchitekten / Visualisierung: Philipp Obkircher
In Berlin-Mitte ist ein Neubau für das Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Planung. Das neue Verwaltungsgebäude entsteht auf einem Grundstück zwischen Anhalter Straße, Martin-Gropius-Bau und dem Ensemble aus Deutschland- und Europahaus.
Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) hatte dafür einen nichtoffenen Realisierungswettbewerb ausgelobt. Das Siegerteam, bestehend aus ROBERTNEUN TM Architekten, AFF Architekten und Atelier Loidl Landschaftsarchitekten, setzte sich gegen 14 andere Planungsbüros durch.
Das Städtebauliche Konzept: Der BMZ-Neubau als Ergänzung zum historischen Umfeld
Das städtebauliche Konzept reagiert auf die umliegenden historischen Bauten, ohne deren Dominanz zu brechen. Zwei Neubauten werden als Teil eines öffentlich zugänglichen Campus konzipiert. Durch gezielte Höhenstaffelung und Form entsteht ein baulicher Zusammenhang mit der Umgebung. Der Entwurf sieht außerdem eine neue Wegeverbindung vor, die das Gelände zwischen Anhalter Straße und dem Gropius-Bau durchquert. Die geplanten Gebäude sind nicht solitär gedacht, sondern als Ergänzung eines gewachsenen städtischen Kontextes.
Auf Grundlage eines früheren städtebaulichen Wettbewerbs wurde der nun abgeschlossene Realisierungswettbewerb vorbereitet. Neben dem 1. Preis wurden auch weitere Arbeiten ausgezeichnet. Der Entwurf von Henning Larsen (2. Preis) und von Grüntuch Ernst mit Uniola (3. Preis) zeigten ähnliche städtebauliche Ansätze: Auch sie bezogen sich in ihrer Volumetrie und Setzung auf den bestehenden Kontext und setzten ein Atrium als zentrales räumliches Element ein. Eine öffentliche Ausstellung aller Wettbewerbsbeiträge findet vom 20. Mai bis 1. Juni 2025 im Kronprinzenpalais Unter den Linden statt. Die Jury würdigte beim Siegerentwurf insbesondere die architektonische Präzision sowie den sensiblen Umgang mit dem historischen Ort.
Gestaltung von Außen- und Innenraum: Fassade und Atrium sind auf das Umfeld und die Nutzung des Gebäudes abgestimmt
Die geplanten Baukörper sind als Holz-Hybridkonstruktionen ausgelegt. Primäre Tragstrukturen aus Holz und Beton ermöglichen eine ökologisch und wirtschaftlich effiziente Bauweise. Die Fassade orientiert sich farblich an den Nachbarbauten und verwendet unter anderem rötlichen Holzpaneele. Als prägendes Gestaltungselement fungiert ein vorgelagertes Technikkleid aus Photovoltaikelementen und Sonnenschutzlamellen. Dieses Element ist Ausdruck eines integrativen Energiekonzepts, das den Bau auch im Betrieb nachhaltig gestalten soll.
Zentraler Raum des Entwurfs ist ein großes Atrium, das sich über mehrere Geschosse erstreckt. Es dient als informelles Zentrum und soll die Kommunikation fördern. Der zweigeschossige Sockel wird öffentliche Funktionen wie eine Kantine und ein Besuchszentrum aufnehmen. Darüber befinden sich ein Konferenzbereich mit Blick in den Stadtraum und die eigentlichen Bürogeschosse, deren Fokus auf das innenliegende Atrium ausgerichtet ist. Die Architektinnen und Architekten sprechen in diesem Zusammenhang von einer „Stadt im Inneren“ – einer räumlichen Struktur, die Austausch und Orientierung unterstützt.
Standortverlagerung des BMZ: Organisatorische Bündelung zur Optimierung der Abläufe
Der Neubau soll künftig den Berliner Dienstbetrieb des BMZ konzentrieren. Der bisherige Hauptstandort im benachbarten Europahaus wird aufgrund einer anstehenden Grundsanierung geräumt. Künftig sollen alle Dienststellen des BMZ, die bislang auf verschiedene Gebäude verteilt sind, in den Neubau umziehen. Dadurch sollen betriebliche Abläufe optimiert und interne Kommunikationswege verkürzt werden. Die BImA fungiert als Bauherrin und zentrale Koordinierungsstelle für das Projekt.
Quellen: Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, robertneun, competitionline Verlag, Transsolar Energietechnik GmbH