Mit der Zustimmung der BVV des Bezirks Berlin-Mitte scheint der Weg frei für den 75 Meter hohen „Jannowitz-Turm“ an der Holzmarktstraße. Doch eine stillstehende Baugrube und ausbleibende Bautätigkeiten lassen Zweifel am Fortgang des Projekts aufkommen. Ob und wann das ambitionierte Gewerbeprojekt tatsächlich kommt, bleibt ungewiss.

Das Projekt „JAHO“ soll ein neues Entrée an der Jannowitzbrücke schaffen – inklusive Hochhaus vom Büro David Chipperfield Architects. Doch bislang steht hier nur Regenwasser, kein Turm. / © Visualisierung: David Chipperfield Architects, Art-Invest Real Estate
© Visualisierungen: David Chipperfield Architects, Art-Invest Real Estate
Wenn im Bezirk Berlin-Mitte von einem Hochhausprojekt an der Jannowitzbrücke die Rede ist, denkt man schnell an das bislang noch nicht realisierte Projekt „Central Tower„, welches zwar bereits mehrfach die Zustimmung der Bezirksverordnetenversammlung erhalten hat, aber bislang dennoch nicht den Segen des Bezirks zu haben scheint. Doch es gibt an dieser Stelle noch ein zweites, deutlich niedrigeres „Hochhaus“, das errichtet werden soll.
Die Rede ist vom sogenannten „Jannowitz-Turm“, der Teil der Projektentwicklung „JAHO“ werden soll. Stehen soll das 75-Meter-Gebäude an der Kreuzung Alexanderstraße / Holzmarktstraße und eine Nutzfläche von rund 20.000 Quadratmetern bieten. Bislang jedoch war dieser Teil des Projekts vom Bezirk Mitte noch gar nicht positiv beschieden worden. Entworfen wurde dieser Teil des Projekts vom renommierten Büro David Chipperfield Architects.
Holzmarktstraße in Berlin-Mitte: BVV erteilt Freigabe für 75-Meter „Jannowitz-Tower“
In der letzten Sitzung der BVV jedoch bekam das Projekt schließlich die Zustimmung des Gremiums. So wurde der Beschluss über den Entwurf der Rechtsverordnung zur Festsetzung des vorhabenbezogenen Bebauungsplans des „Jannowitz-Turms“ gefasst, wie es formal heißen muss. Damit bekommt das Projekt, welches von den Entwicklern Art-Invest Real Estate undCESA Group kooperativ entwickelt wird, wichtigen Rückenwind.
Denn bislang gab es nur Baurecht für einen Teil des Gesamtprojekts, welches mehrere Elemente umfassen soll. Mit rund 30.000 Quadratmetern Geschossfläche umfasst der erste Bauabschnitt den östlichen Teil des Grundstücks. Geplant wurde dieser Teil vom Berliner Architekturbüro Kuehn Malvezzi. Der hier entstehende „Holzmarkt-Kontor“ bildet sich aus zwei S-förmigen Baukörpern, die eine Höhe von 45 Metern haben werden.
„JAHO“ an der Jannowitzbrücke: Flächen für Gewerbe, Gastronomie und Einzelhandel sind geplant
Sogenannte Pocket-Parks im Erdgeschoss sollen kleine Grünflächen zum Erholen und Innehalten anbieten. Der ebenfalls in diesem Bauabschnitt geplante „Holzmarkt 5“ wiederum schließt am östlichen Grundstücksteil den historischen Blockrand ab. Hier werden in Zukunft Gastronomie und Nahversorger im Erdgeschoss zu finden sein.
Ein zwischen dem historischen Bahnviadukt und der Holzmarkt- und Alexanderstraße geplanter Platz wird Gäste, Spaziergänger oder Arbeitende zum Verweilen einladen. Dieses Angebot soll durch neue Wege und Fahrradstellplätze abgerundet werden. Der zweite Bauabschnitt soll dann den erwähnten „Jannowitz-Turm“ umfassen, in dem Flächen für Gewerbe, Gastronomie und Einzelhandel entstehen sollen.
Bislang wurde lediglich die Baugrube am S-Bahnhof Jannowitzbrücke ausgehoben
Soweit der Plan, doch die Baustelle des Projekts liegt seit geraumer Zeit brach. Das Baufeld ist leer, die Baugrube steht immer wieder voll mit Regenwasser. Die Vergabe der Bauleistungen für den Hochbau verzögert sich weiterhin, und das Projekt bleibt auf unbestimmte Zeit pausiert.
Zudem zeigt ein aktuelles Gutachten, dass beim Bau der Tiefgeschosse eine Verformung des unterirdisch verlaufenden Tunnels der Linie U8 befürchtet wird. Beim Projektentwickler Art-Invest Real Estate wurde auf Nachfrage von ENTWICKLUNGSSTADT versichert, dass das Gutachten bekannt sei, aber nicht der Grund für die derzeitigen Verzögerungen sei.
Wann das Bauvorhaben „JAHO“ weitergeführt wird, steht derzeit in den Sternen
Zudem sei die BVG in alle Abstimmungs- und Entscheidungsprozesse stets eingebunden gewesen. Wann das Bauvorhaben fortgeführt werden soll, wurde bislang aber nicht geäußert. Zuletzt war nach Angaben von Art-Invest Real Estate ein Unternehmen für die Umsetzung des ersten Bauabschnitts gesucht worden, bislang offenbar ohne Erfolg.
So hat das Vorhaben „JAHO“ mit seinem geplanten 75-Meter-Turm an der Holzmarktstraße zwar die Rückendeckung des Bezirks, realisiert wurde bislang jedoch nur die Baugrube, die in der Zwischenzeit mehrfach mit Regenwasser vollgelaufen war. Ob die Vision des Neubaus direkt am S-Bahnhof Jannowitzbrücke noch Realität wird, bleibt also weiter abzuwarten.
Quellen: Art-Invest Real Estate Management GmbH & Co. KG, CESA Group, BVV Berlin-Mitte, David Chipperfield Architects, Kuehn Malvezzi.
Oh Mensch, wenn schon die namhaften Architekten der Gegenwart nur noch solch trostlose Baukörper zustande bringen, worauf soll man für das Stadtbild da noch hoffen?
Den oberen Kubus ein klein wenig verschoben, so dass er den unteren etwas überragt, wow! So eine geniale, neuartige, Gestaltungs-Idee :( und das alles mal zur Abwechslung ausschließlich im rechten Winkel :( diese Rasterfassade aus Glas und Stahl, wie selten und belebend :( und die Farbgestaltung, Tristesse ade :( So künstlerisch war Chipperfield ja noch nie! :(
Allerdings – wie konnte es nur passieren, dass dieses Gebäude just genauso monoton aussieht, wie beinahe jedes beliebige andere, welches in den letzten Jahren in Berlin gebaut wurde?
Danke jedenfalls BVV für euren Mut, diesen weiteren Schuhkarton für Mitte abzunicken :((
Vor allem wenn der andere Wettbewerbssieger wirklich cool ist. Schlank und hoch wie ein Hochhaus sein muss. Mit einer super Dachterasse!
Doch das Schnippelkollegium zur Sicherung der Baukultur my ass. meint dazu:
„Aus einem städtebaulichen Zusammenhang heraus“ erscheine es nicht richtig, „ein Gebäude dieser Größenordnung dort zu platzieren“, sagte Cepl weiter. „Es erscheint uns zu voluminös und auch zu hoch.“ Das Baukollegium bezeichnet sich als „Gremium zur Sicherung der Baukultur“.
Super, dafür jetzt packt man das gleiche Volumen in den Stumpen rein.
Wahnsinn.. da ist die Baugrube seit Monaten oder Jahren ausgehoben, zwischenzeitlich mehrfach vollgelaufen und jetzt gibt tatsächlich „schon“ der Bezirk sein Placet zu dem Projekt! Wundert es eigentlich irgendwen, dass bei solch provinziell besetzten Ämtern oder BVVs im Städtebau in Berlin tatsöchlich nur Wurschtigkeit oder Murks herauskommen… oder gar nix mehr, weil die Investoren abspringen? Wenn die Bezirke nicht ständig reinpfuschen und sich wegen irgendwelcher hohen Hochbauten immer in die Hosen machen würden, dann würde vielleicht auch mehr Qualität herauskommen. Man hat den Eindruck, als seien alle irgendwie in Berlin mit Entscheidungen zum Stödtebau befassten Personen seit Jahrzehnten nicht mehr in anderen Städten unterwegs gewesen, oder würden blind, sobald sie woanders aufschlagen. Es wird höchste Zeit, dass wir die amateurhaften Sonstwie-Kollegien und vor allem die Entscheidungsbefugnisse der Bezirksämter und -v
ersammlungen bei solchen Projekten abschaffen.
Der Kommentar ist voll mit Vermutungen und Blödsinn. Herr Baumann sollte seine Wutrede an anderer Stelle fortführen, wo er mehr von der Materie versteht…