Auf dem ehemaligen Areal der Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg soll der „Campus für Demokratie“ entstehen. Der Berliner Senat hat einen neuen Zwischenbericht vorgelegt und betont: Der Planungsprozess kommt voran. Doch viele Fragen bleiben offen – nicht zuletzt wegen maroder Bausubstanz und komplexer Eigentumsverhältnisse.

Haus 18 des ehemaligen Ministeriums für Staatssicherheit in Berlin-Lichtenberg, einst das Versorgungszentrum des Ministeriums, steht seit Jahren leer und ist sanierungsbedürftig. / © Foto: Wikimedia Commons, Lukas Beck, CC BY 4.0

© Fotos: Wikimedia Commons, Lukas Beck, CC BY 4.0

 

Der Berliner Senat hat in seiner Sitzung am 20. Mai 2025 einen aktuellen Bericht zur Entwicklung des „Campus für Demokratie“ beschlossen. Ziel ist es, das Gelände des früheren Ministeriums für Staatssicherheit der DDR in Lichtenberg zu einem zentralen Ort der Aufarbeitung und Erinnerung zu entwickeln. Vorgesehen sind unter anderem ein neuer Standort für das Bundesarchiv mit Fokus auf die SED-Diktatur sowie ein „Forum Opposition und Widerstand“.

Die Machbarkeitsstudie des Bundes ist inzwischen abgeschlossen. Sowohl eine Kombination aus Bundesarchiv und Robert-Havemann-Gesellschaft als auch eine Erweiterung um das geplante Forum lassen sich laut Senat planungsrechtlich umsetzen.

Planungsverfahren und Erschließung: Nächste Schritte auf dem Weg zum Campus für Demokratie

Im vergangenen Sommer fand im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens 11-80 die frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung statt, bei der auch die zuständigen Behörden eingebunden wurden. Die eingebrachten Hinweise und Anregungen werden nun in das weitere Verfahren integriert, das planmäßig fortgeführt wird.

Als nächste Schritte stehen die Konkretisierung der freiräumlichen Zielsetzungen an – insbesondere im Hinblick auf den ruhenden Verkehr, die Regenentwässerung, die Entsiegelung sowie die Grünplanung, jeweils unter Berücksichtigung der denkmalrechtlichen Anforderungen. Darüber hinaus plant die Senatsverwaltung die Sicherung der Erschließung. Die Zuwegung soll sowohl über die Frankfurter Allee im Süden als auch über die Rusche- und Normannenstraße im Norden erfolgen.

Verfall statt Fortschritt: Kritik am baulichen Zustand der früheren Stasi-Zentrale

Gleichzeitig steht das historische Areal weiterhin im Fokus der Kritik. Viele der rund 50 Gebäude auf dem Gelände sind stark sanierungsbedürftig, einige sogar einsturzgefährdet. Historiker Christian Booß vom Bürgerkomitee „15. Januar“ hatte den Zustand zuletzt als eine „miese Visitenkarte“ für Berlin bezeichnet. Besonders problematisch sei, dass sich einige Gebäude in privatem Besitz befinden und dadurch zentrale Entwicklungsfragen blockierten.

Booß fordert seit Jahren eine klare Zuständigkeit für die Sanierung und eine zügige Umsetzung der Pläne. Auch am Tag des offenen Denkmals hatte er Besucherinnen und Besucher auf den Sanierungsrückstand aufmerksam gemacht und das Areal als „Tour der Schandflecken“ bezeichnet.

Konflikt um Haus 18: Eigentumsverhältnisse bremsen Planung des Forums

Ein zentrales Problem bleibt das sogenannte Haus 18. Es gilt als möglicher Standort für das Forum Opposition und Widerstand, befindet sich jedoch in privatem Besitz. Während die Senatsverwaltung auf laufende Gespräche verweist, bemängelten Kritikerinnen und Kritiker fehlende Fortschritte. Um die Abhängigkeit vom Eigentümer zu umgehen, prüfte der Senat, das Forum mit dem Bundesarchiv in einem Gebäude zu kombinieren.

Diese Lösung würde zwar das Vorhaben absichern, könnte jedoch laut Kritikern wie Booß die historische Authentizität des Areals beeinträchtigen. Die Auseinandersetzung zwischen konservatorischen Ansprüchen und funktionalen Anforderungen bleibt damit bestehen.

Symbolischer Ankauf, offene Perspektiven: Was aus dem Campus für Demokratie wird

Mit dem Erwerb des Buntbilds „Frieden unserem Erdenrund“ durch das Landesdenkmalamt hat das Land Berlin bereits ein symbolisches Zeichen gesetzt. Das 15-teilige Kunstwerk stammt aus dem früheren Konferenzsaal von „Haus 18“ und soll möglicherweise auf dem Areal präsentiert werden.

Inwieweit der „Campus für Demokratie“ wie geplant realisiert wird, bleibt jedoch auch angesichts des neu vorgelegten Berichts offen. Der Sanierungsaufwand ist hoch, die politischen und eigentumsrechtlichen Rahmenbedingungen komplex. Doch für viele Akteure steht fest: Der Ort ist zu bedeutend, um dem Stillstand überlassen zu werden.

Quellen: Der Regierende Bürgermeister – Senatskanzlei, Das Bundesarchiv, Berliner Beauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (BAB), Berliner Morgenpost, Bürgerkomitee „15. Januar“ e.V