In der Cité Foch in Berlin-Reinickendorf stehen hunderte neue Wohnungen bereit. Doch der dringend benötigte Schulneubau wurde gestoppt. Nun soll eine modulare Holzschule die Not lindern, doch sie reicht kaum aus.

In der Cité Foch will die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) weitere Wohnungen bauen. Doch weil der Berliner Senat einen geplanten Schulneubau gestrichen hat, fehlen die nötigen Grundschulplätze und damit bleibt der Bebauungsplan blockiert. Der Bezirk sucht nun unter wachsendem Druck nach einer Zwischenlösung. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
© Fotos: ENTWICKLUNGSSTADT
Obwohl Berlin dringend Wohnraum benötigt, kommt eines der größten Neubauprojekte in Reinickendorf derzeit nicht voran. In der Cité Foch, einer ehemaligen französischen Alliiertensiedlung, baut die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) im Rahmen der Wohnraumoffensive mehrere Hundert neue Wohnungen. Erste Gebäude sind bereits fertiggestellt, weitere rund 300 Einheiten sollen folgen. Doch der Bezirk kann den Bebauungsplan dafür nicht freigeben: Es fehlen Schulplätze für die künftigen Familien.
Geplant war ursprünglich ein vierzügiger Grundschulneubau auf dem Gelände des früheren Collège Voltaire – mit Mensa, Sporthalle und ganztägigem Lernkonzept. Erste bauliche Vorbereitungen hatten bereits begonnen.
Sparpolitik blockiert Schulneubau und gefährdet Quartiersentwicklung in Reinickendorf
Doch im Zuge der Berliner Haushaltskonsolidierung wurde das Projekt 2024 gestrichen. Der vorgesehene Neubau mit vier Zügen und rund 144 zusätzlichen Schulplätzen konnte aufgrund der Sparpolitik nicht umgesetzt werden. Das brachte nicht nur die Cité-Foch-Planung ins Stocken – auch die überlastete Münchhausen-Grundschule in Waidmannslust stand plötzlich ohne Erweiterungsperspektive da, wie die Berliner Morgenpost berichtet.
Die Folge: Die dringend benötigte Bildungsinfrastruktur bleibt aus. Gleichzeitig wächst der Bedarf an Wohnraum, insbesondere im bezahlbaren Segment. Ein klassisches Beispiel für Zielkonflikte in der Berliner Stadtentwicklung, besonders in Außenlagen wie Reinickendorf, wo Infrastruktur und Nachverdichtung eng verknüpft sind.
HOWOGE soll Schulneubau übernehmen — Finanzierung über Umwegmodell
Nach monatelangem Stillstand deutet sich nun eine Zwischenlösung an. Das landeseigene Wohnungsunternehmen HOWOGE soll im Auftrag des Senats eine dreizügige Holzmodulschule an der Rue Racine errichten. Schulstadtrat Harald Muschner (CDU) erklärte, das Vorhaben habe oberste Priorität im Rahmenvertrag mit der HOWOGE.
Finanziert wird der Bau über ein Modell, bei dem die HOWOGE Schulden aufnehmen und das Gebäude anschließend an das Land Berlin vermieten darf. Diese Konstruktion umgeht die Schuldenbremse der Länder. Dennoch bleibt die geplante Schule kleiner als ursprünglich vorgesehen – eine vierzügige Variante ist nicht mehr im Gespräch.
Zusätzliche Container und Standortverschiebungen sollen Schulplatzmangel ausgleichen
Die HOWOGE-Schule allein reicht laut Bezirksstadträtin Korinna Stephan (Grüne) nicht aus, um den gesamten Schulplatzbedarf in der Cité Foch zu decken, wie der Tagesspiegel berichtet. Daher sollen auch bestehende Standorte weitergenutzt werden. Die Münchhausen-Schule ist bislang auf drei Standorte verteilt. Am Place Molière wurden nun weitere Container aufgestellt, um den kommenden Einschulungsjahrgang unterzubringen.
Zusätzlich erwägt das Schulamt, den Flachbau am Place Molière dauerhaft zu nutzen. Die dort ursprünglich geplante Förderschule mit dem Schwerpunkt „Geistige Entwicklung“ soll stattdessen an die Nimrodstraße verlagert werden. Auch mobile Klassenzimmer und eine Neuzuordnung der Einzugsbereiche sind Teil der Lösung.
Provisorien statt Perspektiven: Schulbau bleibt Unsicherheitsfaktor für die Cité Foch
Doch dauerhaft bleibt die Perspektive unklar. Der politische Druck auf die Bildungsverwaltung steigt, zumal die Münchhausen-Schule bereits heute mit überfüllten Klassen zu kämpfen hat. Schulstadtrat Muschner betonte laut Tagesspiegel, man versuche durch „homöopathische“ Anpassungen der Schulbezirke den Druck zu mindern, eine dauerhafte Lösung sei das jedoch nicht.
Eine Entscheidung der Senats-Taskforce Schulbau zur Holzmodulschule steht noch aus. Erst wenn die Schule offiziell bestätigt und der zusätzliche Bedarf nachgewiesen ist, kann das Bezirksamt den Bebauungsplan für die restlichen 300 Wohnungen festsetzen. Derzeit bleibt es bei vagen Hoffnungen.
Quellen: Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Architektur Urbanistik Berlin, Berliner Morgenpost, Tagesspiegel, Bezirksamt Reinickendorf, aim Architektur Management, Busse & Partner Partnergesellschaft mbH