In Berlin-Marzahn entsteht mit dem CleanTech Business Park ein Industriegebiet der Zukunft. Die jüngste Vereinbarung zwischen Bezirk, Senat und WISTA Management legt nicht nur wirtschaftliche, sondern auch ökologische Maßstäbe, denn erstmals wird ein Habitatnetzwerk für den Artenschutz integriert.
© Bild: CleanTech Marzahn
© Foto Titelbild: WISTA Management | Helicolor-Luftbild Berlin
Der „CleanTech Business Park (CBP)“ in Berlin-Marzahn will exemplarisch für einen Wandel in der städtischen Industriepolitik stehen. In einer groß angelegten Kooperation haben sich die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, das Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf und die WISTA Management GmbH auf eine gemeinsame Entwicklungsstrategie geeinigt. Im Zentrum steht die Verbindung wirtschaftlicher Interessen mit ökologischen Anforderungen – ein Ansatz, der in dieser Form in Berlin bislang einzigartig ist.
Insbesondere das sogenannte „Habitatnetzwerk“, das im Zuge dieser Planungen erstmals in einem Berliner Gewerbegebiet zur Anwendung kommt, hebt das Projekt hervor. Ziel sei es, artenreiche Grünflächen auf den Industrieflächen zu schaffen und miteinander zu vernetzen. Dadurch sollen Lebensräume für Tiere und Pflanzen gesichert und die Artenvielfalt gefördert werden – ohne die wirtschaftliche Nutzbarkeit der Flächen zu beschneiden.
Habitatnetzwerk in Marzahn: Artenschutz als Teil der Stadtplanung
Seit Ende 2024 wird für das Areal ein agiler Planungsprozess verfolgt. Dabei arbeiten Fachbehörden, das Bezirksamt und die WISTA Management GmbH eng zusammen, um Maßnahmen zu entwickeln, die sowohl den gesetzlichen Anforderungen des Artenschutzes als auch den wirtschaftlichen Zielen gerecht werden. Die nun geschlossene Vereinbarung ist ein bedeutender Meilenstein in diesem Prozess und definiert die konkreten Schritte zur Umsetzung.
Die Vereinbarung soll ausdrücklich betonen, dass ökologische Verantwortung kein Hindernis für wirtschaftliche Entwicklung darstellt. Vielmehr werde der Schutz von Artenvielfalt und Lebensräumen als integraler Bestandteil moderner Stadtentwicklung verstanden, so die beteiligten Institutionen. Der „CleanTech Business Park“ solle damit zum Vorbild für weitere Industrieentwicklungen in Berlin und darüber hinaus werden.
Konflikte um den CleanTech Park: Naturschutz versus Flächenentwicklung
Dem heutigen Schutzkonzept gingen intensive Abstimmungen voraus. Frühere Auseinandersetzungen um naturschutzfachliche Belange machten deutlich, wie wichtig es ist, ökologische Aspekte frühzeitig und verbindlich in die Flächenentwicklung zu integrieren: Im Jahr 2024 kam es zu einem vorübergehenden Baustopp, nachdem Umweltorganisationen und Naturschutzbehörden auf das Vorkommen der geschützten Wechselkröte auf dem Gelände hingewiesen hatten. Ein Gericht hatte daraufhin die Arbeiten unterbrochen, bis geeignete Ausgleichsmaßnahmen definiert wurden.
Kritische Stimmen bemängelten, dass durch die Versiegelung großer Flächen auf ehemaligen Rieselfeldern die natürlichen Lebensräume dauerhaft eingeschränkt würden. Zwar wurden 30 Hektar Ausgleichsflächen vorgesehen, doch angesichts einer Gesamtfläche von rund 90 Hektar sehen Naturschützer hierin lediglich einen symbolischen Kompromiss. Inwieweit die nun vereinbarten Maßnahmen als zukunftsweisendes Modell für eine gelungene Verbindung von Naturschutz und wirtschaftlicher Entwicklung dienen können, dürfte sich in den kommenden Jahren zeigen – die Voraussetzungen dafür sind geschaffen.
Zukunftsort Marzahn: Industrie, Wohnen und Innovation an einem Ort
Der „CleanTech Business Park“ ist Teil des größeren Entwicklungsprojekts „CleanTech Marzahn“, das sich als Zukunftsort für nachhaltige Technologien versteht. Auf insgesamt 300 Hektar Fläche sollen hier Unternehmen aus den Bereichen Umwelttechnik, Kreislaufwirtschaft, grüne Chemie und nachhaltige Mobilität angesiedelt werden. Der Park bietet zudem Raum für Forschung und Entwicklung sowie für produktionsnahe Dienstleistungen.
Neben den industriellen Komponenten entsteht im südlichen Bereich des Geländes ein neues Stadtquartier. Historische Industriearchitektur wird dort durch moderne Wohn- und Geschäftsbauten ergänzt. Ziel ist es, Wohnen und Arbeiten in einem innovativen Umfeld miteinander zu verbinden – ein Ansatz, der in der urbanen Entwicklung Berlins zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Quellen: Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, CleanTech Marzahn, WISTA, Tagesspiegel