Die Grünen in Berlin haben die Einrichtung spezieller U-Bahn-Waggons für Frauen ins Gespräch gebracht – angestoßen durch den Fall einer Vergewaltigung im Februar, bei der eine 63-jährige Frau in der U-Bahn-Linie U3 zum Opfer wurde. Der Vorschlag wird derzeit kontrovers diskutiert.
© Foto: Depositphotos.com
Text: Stephanie Engler
Antje Kapek, verkehrspolitische Sprecherin der Grünen, setzt sich für eine stärkere Sicherheit im öffentlichen Nahverkehr ein. Sie schlägt vor, dass Frauen außerhalb der Stoßzeiten eigene U-Bahn-Waggons nutzen können, die entweder direkt hinter der Fahrerkabine oder am Zugende positioniert sind. Als weiteres Sicherheitskonzept sollen markierte Bereiche mit Notrufsäulen und Videoüberwachung auf den Bahnsteigen eingerichtet werden, um präventiv für mehr Schutz zu sorgen.
Zudem hebt Kapek hervor, dass Frauen im öffentlichen Verkehr oft Opfer von Gewalt werden und daher einen besonderen Schutz benötigen. Laut den jüngsten Zahlen wurden im Jahr 2023 in Berlin 391 Sexualdelikte im öffentlichen Nahverkehr registriert. Die Opfer waren in 89 Prozent der Fälle weiblich, während 90 Prozent der Tatverdächtigen Männer waren.
U-Bahn Berlin: Kritik und Bedenken gegen Frauenabteile
Die Forderung der Grünen nach geschützten Frauenabteilen stößt jedoch auf Widerstand. Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) äußerte sich ablehnend gegenüber der Idee und betonte, dass Frauenabteile ihrer Vorstellung nach einer gleichberechtigten Gesellschaft widersprechen. Sie hält eine stärkere Überwachung und die Ausweitung von Sicherheitsmaßnahmen für sinnvoller. Bonde verweist darauf, dass Notruf- und Informationssäulen bereits an allen Berliner U- und S-Bahnhöfen installiert sind und jederzeit ein direkter Kontakt zur Sicherheitsleitstelle möglich ist.
Zusätzlich betonte Bonde, dass sowohl die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) als auch die Sicherheitsdienste umfassend auf die Sicherheit der Fahrgäste vorbereitet seien. Neben den Notrufsäulen auf den Bahnsteigen sind in den Fahrzeugen Alarmanlagen installiert, die es den Fahrgästen ermöglichen, in Gefahrensituationen schnell Hilfe zu erhalten.
Bahnverkehr: SPD und Linke fordern mehr Sicherheitspersonal
Auch Vertreter anderer Parteien stehen dem Konzept der Grünen skeptisch gegenüber. Der verkehrspolitische Sprecher der SPD, Tino Schopf, äußerte die Meinung, dass Frauenabteile nicht zielführend seien, da sie spezielle Überwachung erforderten, die zusätzliche Personalressourcen binde. Stattdessen schlägt Schopf vor, die Präsenz von Sicherheitspersonal in den Zügen und auf den Bahnhöfen zu verstärken.
Der Linke-Politiker Kristian Ronneburg unterstützt diesen Ansatz und betont die Notwendigkeit, dass Sicherheitskräfte dauerhaft anwesend sein sollten, um das Risiko von Übergriffen zu minimieren.
U-Bahn Waggons für Frauen: Internationales Vorbild Japan
Die Grünen beziehen sich bei ihrem Vorschlag auf Modelle in anderen Ländern, etwa in Japan, wo spezielle Frauenwaggons während der Stoßzeiten eingesetzt werden. Diese Waggons stehen morgens bis 10 Uhr und abends von 17 bis 21 Uhr nur Frauen, Rollstuhlfahrern und Jungen bis zwölf Jahren zur Verfügung. Auch Städte wie Buenos Aires, Rio de Janeiro und Doha haben ähnliche Konzepte realisiert.
In Guatemala existieren sogar separate Buslinien nur für Frauen. Auch hierzulande findet sich ein Beispiel: Seit 2016 bietet die Mitteldeutsche Regiobahn in Sachsen auf der Strecke Leipzig-Chemnitz eigene Abteile für allein reisende Frauen und Mütter mit Kindern an.
Initiativen gegen sexuelle Belästigung und Catcalling
Parallel zur Diskussion um Frauenabteile unterstützen die Grünen in Berlin eine Bundesratsinitiative gegen Catcalling. Die rot-grüne Landesregierung in Niedersachsen brachte diese Initiative ein, die verbale und nonverbale sexuelle Belästigung unter Strafe stellen soll.
Die frauenpolitische Sprecherin der Berliner Grünen, Bahar Haghanipour, betonte die Dringlichkeit dieser Gesetzesänderung, da Mädchen in der Öffentlichkeit oft verbal herabgewürdigt würden. Die Justizverwaltung Berlins prüft derzeit den Gesetzesantrag.
Quellen: Berliner Verkehrsbetriebe, Berliner Morgenpost, Der Tagesspiegel, taz
Fast alle Menschen würden niemals verbale oder körperliche Gewalt gegen andere anwenden. Diese Menschen — Männer ebenso wie Frauen oder Nichtbinäre — dürfen nicht diskriminiert werden. Das ist pure Vorverurteilung von Menschen aufgrund des Geschlechts.
Aber man kann sein offizielles Geschlecht ja mittlerweile ändern lassen. Vielleicht sollten sich einfach alle Männer als Frauen ummelden, dann wäre das Problem gelöst.