Auf dem Gelände am Bogensee nördlich von Berlin stehen seit Jahrzehnten die ehemalige Villa von Joseph Goebbels und die frühere FDJ-Jugendhochschule leer. Trotz Denkmalschutz und über hundert Interessenten ist der Abriss beider Bauten nicht mehr ausgeschlossen – vor allem wegen hoher Kosten und fehlender tragfähiger Nutzungsperspektiven.

Auf dem Areal am Bogensee bei Wandlitz stehen die denkmalgeschützte Villa von Joseph Goebbels und die frühere FDJ-Jugendhochschule – beide seit Jahren ungenutzt und in stark baufälligem Zustand. / © Foto: Wikimedia Commons, Olaf Tausch, CC BY 3.0
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Das Land Berlin steht vor einer schwierigen Entscheidung: Auf dem rund 16 Hektar großen Gelände am Bogensee nahe Wandlitz steht weiterhin der Rückbau zweier historisch belasteter Gebäude zur Debatte – der Villa von Joseph Goebbels und der früheren Jugendhochschule „Wilhelm Pieck“ der DDR-Massenorganisation FDJ. Beide Bauwerke stehen seit dem Jahr 2000 leer und befinden sich in einem zunehmend maroden Zustand. Eigentümerin des Areals ist das Land Berlin, verwaltet wird es von der landeseigenen Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM).
Laut einer Antwort der Senatsfinanzverwaltung auf eine parlamentarische Anfrage der Linken seien allein für die grundlegende Wiederherstellung und Erschließung des Geländes Investitionen von mindestens 300 Millionen Euro notwendig. Angesichts der Haushaltslage sei dies für das Land Berlin derzeit nicht darstellbar. Hinzu kommen jährliche Bewirtschaftungskosten von bis zu 300.000 Euro, wie die Süddeutsche Zeitung und der Tagesspiegel berichten.
Viele Kaufinteressenten, aber kein tragfähiges Gesamtkonzept für das Areal
Die BIM hat auf einen Verkaufsaufruf über 250 Interessensbekundungen erhalten. Doch viele davon bezogen sich ausschließlich auf die Goebbels-Villa. Nur 13 Bewerber mit Konzepten für das gesamte Gelände wurden zur zweiten Auswahlrunde eingeladen. Diese sollen nun konkrete Pläne zu Finanzierung und Nutzung vorlegen. Gleichzeitig bereitet die BIM auch die Option eines vollständigen Rückbaus vor.
BIM-Geschäftsführerin Birgit Möhring betonte laut Tagesspiegel, dass ein Abriss realistisch sei. Angesichts des Denkmalschutzes müsse allerdings mit rechtlichen Auseinandersetzungen gerechnet werden. Zudem müssten selbst für den Abriss zunächst Mittel in zweistelliger Millionenhöhe angespart werden.
Machbarkeitsstudie läuft, doch eine tragfähige Trägerschaft auf dem Bogenseegelände bleibt offen
Eine von der Gemeinde Wandlitz und dem Bundesbauministerium beauftragte Machbarkeitsstudie soll prüfen, ob und wie das Gelände künftig genutzt werden kann. Erste Ergebnisse werden jedoch frühestens in zwei Jahren erwartet. Die BIM hält diese Initiative für wenig aussichtsreich, solange sich keine Institution findet, die die finanzielle und operative Verantwortung übernimmt.
Der Umgang mit der Goebbels-Villa ist ein besonders sensibles Thema. Frühere Verkaufsversuche scheiterten auch an der Sorge, dass das Gebäude ideologisch fehlgenutzt werden könnte. Die Option, zumindest diesen Teil museal zu nutzen, steht zwar im Raum, löst jedoch nicht das Problem der übrigen Gebäude.
Sanierungsdruck, Haushaltslücke, Denkmalschutz: Bogensee als Symptom landeseigener Probleme
Der Umgang mit dem Bogensee-Areal verweist auf ein strukturelles Problem: Die BIM verwaltet mehr als 5.000 Liegenschaften des Landes, von denen viele sanierungsbedürftig sind. Der geschätzte Investitionsbedarf liegt bei über acht Milliarden Euro. Gleichzeitig stagnieren die Einnahmen, während der Druck durch energetische Sanierungsvorgaben wächst.
Wie es mit dem Areal am Bogensee weitergeht, ist weiterhin unklar. Ohne tragfähige Nutzungskonzepte, verlässliche Trägerstrukturen und politische Entscheidungen setzen sich Verfall und Kostenentwicklung fort. Die denkmalgeschützten Gebäude verursachen laufende Ausgaben, eine museale Nutzung wurde bislang nicht umgesetzt – auch aufgrund der abgelegenen Lage und fehlenden Anbindung.
Quellen: Tagesspiegel, Süddeutsche Zeitung