Nach Jahrzehnten des Verfalls ist das denkmalgeschützte Eierhäuschen am Spreeufer im Berliner Plänterwald wieder öffentlich zugänglich. Als Teil des neuen Spreeparks verbindet der traditionsreiche Ort Gastronomie, Kunst und Geschichte und wird damit erneut zu einem beliebten Ziel für Ausflüge.

Das Eierhäuschen wurde denkmalgerecht saniert und zeigt sich heute mit roter Backsteinfassade, verzierten Giebeln und einem markanten Turm. Über eine breite Freitreppe gelangen Besucherinnen und Besucher in das Gebäude, das Gastronomie, Ausstellungen und Veranstaltungsräume vereint. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

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Am Ufer der Spree, direkt am Rand des Plänterwalds im Bezirk Treptow-Köpenick, liegt ein Ort mit langer Geschichte: das Eierhäuschen. Einst Ausflugslokal, dann jahrzehntelang dem Verfall preisgegeben, ist es heute wieder öffentlich zugänglich. Vor dem denkmalgeschützten Gebäude lädt ein kleiner Steg zum Verweilen ein, rundherum erstreckt sich ein großzügiger Biergarten mit Spielplatz. Das Areal grenzt unmittelbar an den ehemaligen Vergnügungspark Spreepark, ein Gelände, das derzeit umfassend revitalisiert wird.

Nach Jahrzehnten des Leerstands ist das restaurierte Eierhäuschen heute ein Ort, der Gastronomie, Kunst und Geschichte verbindet. Als Teil des neuen Nutzungskonzepts für den Spreepark soll es künftig wieder ein beliebtes Ziel für Spaziergänge, Ausflüge und kulturelle Entdeckungen werden.

Vom Schifferkneipen-Ursprung zum denkmalgeschützten Ausflugslokal im Plänterwald

Erstmals erwähnt wurde das Eierhäuschen um 1837. Historischen Überlieferungen zufolge entstand es aus einem Floßwärterhäuschen, das sich zur Schifferkneipe entwickelte. Der Name leitet sich wohl vom Verkauf gekochter Eier ab, mit denen der damalige Wirt neben Getränken die Ausflügler versorgte. 1837 entstand an gleicher Stelle ein erstes gemauertes Gasthaus, das bald zur festen Adresse für Berlinerinnen und Berliner wurde.

Das heutige Gebäude stammt laut Landesdenkmalamt aus den Jahren 1890/91. Nachdem frühere Bauten durch Brände zerstört worden waren, beauftragte der Berliner Magistrat den Architekten Karl Frobenius mit einem Neubau. Es entstand ein zweigeschossiger Ziegelbau mit markanter Backsteinfassade, Fachwerkelementen und einem charakteristischen Türmchen. Im Lauf der Jahre wurde das Gebäude mehrfach erweitert, unter anderem um eine Veranda und einen Veranstaltungssaal.

Zwischen Erholungsort und Veranstaltungsstätte: Das Eierhäuschen im 20. Jahrhundert

Anfang des 20. Jahrhunderts war das Eierhäuschen ein vielbesuchter Treffpunkt, mit Kegelbahnen, Konzerten und kleineren Varieté-Veranstaltungen. Ein geplanter Abriss wurde von städtischer Seite abgelehnt, der Ort sollte weiter der Erholung dienen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das beschädigte Gebäude zunächst provisorisch instand gesetzt. Erst im Zuge der Weltjugendspiele 1973 wurde das Haus umfassend rekonstruiert. Die Veranda wurde zum „Café der Jugend“, es gab Platzkonzerte, Tanzveranstaltungen und regelmäßige Radiosendungen. Später wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt, doch an die frühere Beliebtheit konnte es nicht mehr anknüpfen.

Rückkehr in Landeshand und Beginn der denkmalgerechten Sanierung ab 2015

1990 wurde der gastronomische Betrieb eingestellt. Das Gebäude ging an die Spreepark GmbH, die jedoch wenig später Insolvenz anmeldete. In der Folge verfiel das Haus zunehmend. Erst 2014 kehrte das Eierhäuschen in Landesbesitz zurück. Die BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH übernahm die Verwaltung, gemeinsam mit dem Bezirk wurde ein neues Nutzungskonzept erarbeitet.

2015 stellte das Land Berlin Mittel aus dem Sondervermögen „Infrastruktur der Wachsenden Stadt“ (SIWA) für eine denkmalgerechte Sanierung bereit. Es folgten Untersuchungen, Bauforschung und eine europaweite Ausschreibung. Erste Maßnahmen wie die Einhausung des Gebäudes dienten dem Schutz vor Witterung und weiterem Verfall.

Wiedereröffnung mit Gastronomie und Kunst: Das modernisierte Eierhäuschen als neuer Kulturort

Die eigentliche Grundsanierung erfolgte in den Jahren 2017 und 2018. Im Anschluss übernahm die landeseigene Grün Berlin GmbH die Verantwortung für die Entwicklung des Standorts. 2023 wurde der Biergarten mit Spielplatz eröffnet, im März 2024 folgte die Wiedereröffnung des Gebäudes mit Restaurant, Veranstaltungsräumen und Terrasse direkt an der Spree.

Heute ist das Eierhäuschen auch ein Ort für Kunst: Als Spreepark Art Space beherbergt es Künstlerinnen- und Künstlerresidenzen sowie wechselnde Ausstellungen. Die Architektur orientiert sich an den historischen Plänen von Frobenius. Neben der auffälligen Backsteinfassade blieben auch das verzierte Treppenhaus, die stuckverzierten Säle und das Türmchen erhalten – ein Stück Berliner Geschichte, neu belebt im Grünen.

© Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

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Quellen: Landesdenkmalamt Berlin, Spreepark Berlin, Wikipedia