Das Humboldt Forum diente am Mittwochabend als Bühne für die Präsentation moderner städtebaulicher Visionen, die Berlins Plätze nachhaltig und zukunftsorientiert umgestalten wollen. Dabei wurden die Freiraumkonzepte für den Gendarmenmarkt, den Europaplatz am Hauptbahnhof sowie den Schlossplatz vorgestellt.

Neugestaltung: So soll der Europaplatz am Berliner Hauptbahnhof umgestaltet werden. / © Visualisierung: Rehwaldt Landschaftsarchitekten

© Visualisierung Titelbild: bbz Landschaftsarchitekten
Text: Wolfgang Leffler

 

Bereits am 5. September hatte der AIV unter dem Motto „Immer modern – Berlin und seine Straßen“ ein zweitägiges Symposium veranstaltet, bei dem zehn ausgewählte große Straßen in Berlin und Potsdam vorgestellt wurden. Im Fokus stand, wie der Umbau dieser Straßen erfolgreich gestaltet werden könnte.

Nun folgte unter dem gleichen Motto die Folgeveranstaltung, bei der Plätze innerhalb Berlins präsentiert wurden, deren Neugestaltung von den beauftragten Architekturbüros vorgestellt wurde.

Veranstaltung “Leben im Stadtraum” – “Dreifache Wende” für die Zukunft der Plätze Berlins

Tobias Nöfer, Initiator von „Immer modern“ und Vorsitzender des AIV, eröffnete die Veranstaltung mit Grußworten. Er betonte die Verantwortung der Architekten und Ingenieure beim Umbau Berlins und verwies auf die „dreifache Wende“ mit den Themen Energie, Verkehr und Klima. Diese Themen bilden die Grundlage für die Schwerpunkte bei der Realisierung der Projekte.

Bevor die eigentliche Präsentation der ausgewählten Plätze begann, richteten Prof. Dr. Hartmut Dorgerloh, Generalintendant und Vorstandsvorsitzender des Humboldt-Forums, sowie Frau Prof. Kahlfeldt, Senatsbaudirektorin, das Wort an das Publikum. Sie dankten dem AIV für die Initiative, da Berlin viele schöne Plätze habe, denen jedoch oft die Maßstäblichkeit, Dreidimensionalität und das räumliche Erlebnis im Ensemble fehlten.

Im Fokus: Nachhaltige und denkmalgerechte Umgestaltung von drei Plätzen

Prof. Dr. Harald Bodenschatz referierte anschließend über „Plätze und Erinnerungen“ und veranschaulichte dies sehr nachvollziehbar am Beispiel des historischen Lustgartens, einem Brennpunkt der Berliner Geschichte im 20. Jahrhundert.

Die Neugestaltung des Gendarmenmarktes wurde anschließend von Irina de Cuveland, zuständig für Freiraumgestaltung und Infrastruktur bei der landeseigenen Gesellschaft Grün Berlin GmbH, präsentiert. Der Platz soll Ende 2024 fertiggestellt sein und in der ersten Jahreshälfte des folgenden Jahres vollständig zur Nutzung freigegeben werden.

Ein zentrales Thema der Umgestaltung war das neue Regenwassermanagement, bei dem 100 Prozent des Regenwassers in sechs Pufferspeicher, sogenannte Rigolen, geleitet werden. Diese sollen zukünftig das Wasser für die Grünanlagen am Platz bereitstellen.

Gendarmenmarkt: Technische und historische Aspekte der Umgestaltung, neues “Platzmanagement”

Die technischen Anlagen unter dem Platz, die über Jahrhunderte hinweg installiert wurden, wurden komplett erneuert. Das historische Pflaster wurde wiederverwendet und strukturiert den Platz neu. Zudem soll ein „Platzmanagement“ eingerichtet werden, das als Ansprechpartner vor Ort für alle anstehenden Fragestellungen zur Verfügung steht.

Als zweiten Platz stellten die Architekten des Büros bbw Landschaftsarchitekten, Ellen Kallert und Hans Hegener, die klimagerechte Anpassung des Schlossplatzes vor, über die wir bereits am Mittwoch berichtet haben. Der Fokus liegt dabei auf dem südlich vom Schloss gelegenen Bereich, der bisher von vielen Nutzern als „Steinwüste“ wahrgenommen wurde. Eine Machbarkeitsstudie zur klimagerechten Umgestaltung des Platzes wurde in Auftrag gegeben, wobei die Verschattung verstärkt, die Begrünung verbessert und das Wasser stärker integriert werden sollen.

Humboldt Forum: Historische Bezüge und künftige Entwicklungen des Schlossplatzes

Der Schlossplatz, der insgesamt 20.000 Quadratmeter umfasst, soll in Anlehnung an historische Aufnahmen aus dem Jahr 1909 umgestaltet werden. Damals waren eine Brunnenanlage und Bepflanzungen zu sehen, die nun in das neue Gestaltungskonzept integriert werden sollen. Auch die historische Raumgrenze des Platzes soll wiederhergestellt werden. Ein neues Gestaltungskonzept sieht Baumhaine, eine neue Brunnenanlage und Sitzgelegenheiten an der Spree vor.

Allerdings wird die Umgestaltung des Platzes erst nach der Verlegung der jetzigen Straße zwischen Rathaus- und Schleusenbrücke über die Breite Straße realisierbar sein. Diese Straße war bisher ein großes Hindernis. Geduld ist gefragt, da momentan die Molkenmarkt- und Gertraudenbrücke umgebaut werden und der Schwerlastverkehr über die Breite Straße führt. Man rechnet damit, dass der Planungsauftrag an bbz in den nächsten Tagen erteilt wird und der erste Spatenstich im Jahr 2025 erfolgen kann.

Umgestaltung in Moabit: Der Europaplatz am Hauptbahnhof als letzter Stadtplatz des Abends

Den dritten und letzten Vortrag des Abends hielt Sebastian Fauck von Rehwald Landschaftsarchitekten zum Europaplatz am Hauptbahnhof. Er stellte den Planungsstand für den Europlatz-Nord (Busbahnhof) und den Europlatz-Süd (Vorplatz) vor. Der Projektentwickler CA Immo ist als Investor beteiligt, das Beratungsunternehmen KPMG nutzt bereits das dortige Hochhaus.

Für den Busbahnhof (Nord) wird ein Realisierungszeitraum von fünf bis 15 Jahren und für den Vorplatz (Süd) von zehn bis 15 Jahren angestrebt. Beide Bereiche sollen als „Schwammstadt“ angelegt werden, wobei Nachhaltigkeit, Klimaorientierung und Funktionalität im Vordergrund stehen. Eine helle Asphaltoberfläche, die Hitze und Staub absorbiert, sowie ein „grüner Schirm“ aus Bäumen und Stadtmobiliar aus Eichenholz sind Teil des Entwurfs.

Umgestaltung der Berliner Stadtplätze: Nachhaltigkeit, Klimaneutralität, Anmut und Funktionalität

Die vorgestellten Entwürfe waren, jeder in seiner ganz eigenen Charakteristik, beeindruckend und stellten dabei die Themen Nachhaltigkeit, Klimaneutralität, Anmut und Funktionalität in den Fokus. Es bleibt zu hoffen, dass die Umsetzung der Projekte schnell voranschreiten kann und nicht durch Hindernisse verzögert wird. Doch dies ist, wie immer, von vielen unterschiedlichen Faktoren abhängig.

Wer sich vor Ort ansehen will, wie eine klimaorientierte und termingerechte Umgestaltung eines historisch bedeutsamen Stadtplatzes aussieht, sollte sich die Baustelle am Gendarmenmarkt ansehen, die bereits weit vorangeschritten ist und die historischen Merkmale des ursprünglichen Platzes berücksichtigt, ohne die Erfordernisse einer zeitgemäßen Freiraumgestaltung außer Acht zu lassen.

 

Weitere Bilder zum Thema findet Ihr hier: 

Energetische Sanierung: Der historische Gendarmenmarkt wird derzeit modernisiert und umgestaltet, nach den strengen Vorgaben des Denkmalschutzes. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

So stellen sich die Planer von bbz Landschaftsarchitekten den künftigen Schlossplatz am Humboldt Forum vor. / © Visualisierung: bbz Landschaftsarchitekten

Umgestaltung des Schlossplatzes: Die Neugestaltung des südlichen Vorplatzes des Humboldt Forums soll in zwei Phasen erfolgen. Die heutige Straße soll in eine Fußgängerzone umgewandelt werden. / © Visualisierung: bbz Landschaftsarchitekten

Quellen: AIV, bbz Landschaftsarchitekten, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Bezirksamt Mitte, Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, European School of Management and Technology (ESMT), Hochschule für Musik Hanns Eisler, Rehwaldt Landschaftsarchitekten, Grün Berlin GmbH

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3 Comments

  1. Marco 30. September 2024 at 08:57 - Reply

    Hallo Björn, das ist ein Test-Kommentar.

    Viele Grüße,
    Marco

  2. Sven Koester 30. September 2024 at 11:12 - Reply

    Warum die Straße hierfür schmaler werden soll erschließt sich mir nicht. Die Fläche neben dem Schloss ist eine riesige Steinwüste, hier passen ein Brunnen und viele Bäume problemlos hin. Die Rathausbrücke ist relativ breit und wird zusammen mit der anschließenden Straße benötigt, wenn die Mühlendammbrücke saniert wird. Man kann nicht alle Straßen der Stadt so schmal machen, dass nichts mehr funktioniert und Feuerwehr, Krankenwagen und Polizei nirgendwo mehr durchkommen.

  3. Sven Koester 30. September 2024 at 11:13 - Reply

    Warum die Straße hierfür schmaler werden soll erschließt sich mir nicht. Die Fläche neben dem Schloss ist eine riesige Steinwüste, hier passen ein Brunnen und viele Bäume problemlos hin. Die Rathausbrücke ist relativ breit und wird zusammen mit der anschließenden Straße benötigt, wenn die Mühlendammbrücke saniert wird.

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