Hamburg verzeichnet 2024 mit über 8.300 fertiggestellten Wohnungen einen deutlichen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Doch sinkende Baugenehmigungen und ein weiterhin zu geringer Anteil geförderter Wohnungen werfen Fragen zur Nachhaltigkeit dieses Trends auf.

In Hamburg-Neuallermöhe wurde kürzlich das Richtfest für ein Wohnbauprojekt gefeiert, das von der städtischen SAGA Unternehmensgruppe verantwortet wird. In der Margit-Zinke-Straße entsteht derzeit ein Neubau mit 29 öffentlich geförderten Mietwohnungen sowie einer Wohngemeinschaft für neun Menschen mit Demenz. / © Visualisierung: Elbsand Architekten
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Mit 8.319 fertiggestellten Wohnungen hat Hamburg im Jahr 2024 einen Anstieg von rund 39 Prozent gegenüber dem Vorjahr verzeichnet. Damit bewegt sich die Zahl der Neubauten wieder oberhalb des langjährigen Durchschnitts und deutlich über dem Tiefstand von 2023, als lediglich knapp 6.000 Wohnungen fertiggestellt wurden.
Allerdings bleibt die Stadt damit weiterhin unterhalb der Zielmarke von 10.000 neu geschaffenen Wohneinheiten pro Jahr, die seit Jahren als Benchmark für eine bedarfsgerechte Stadtentwicklung gilt. Auch das strategische Ziel, jährlich rund 3.000 Sozialwohnungen zu schaffen, wurde 2024 erneut verfehlt.
Neue Wohnungen in Hamburg: Sozialer Wohnungsbau bleibt deutlich hinter den Zielen
Von den neu geschaffenen Wohnungen wurden lediglich 2.261 als öffentlich geförderter Wohnraum ausgewiesen – das entspricht einem Anteil von knapp 27 Prozent. Zwar liegt dieser Wert über dem bundesweiten Durchschnitt, bleibt aber dennoch deutlich unterhalb der eigenen Vorgaben. Insgesamt wurden seit 2011 in Hamburg etwa 30.500 Sozialwohnungen gebaut – dennoch schrumpft der Bestand weiter, weil jährlich zahlreiche Bindungen auslaufen.
Der Trend zu weniger gefördertem Wohnraum verstärkt sich durch steigende Baukosten, sinkende Margen und verschärfte Anforderungen an energetische Standards. Der Verband der Wohnungswirtschaft warnt bereits vor einer zunehmenden Zurückhaltung bei neuen Bauvorhaben.
Hamburger Genehmigungen im Rückstand – Einbruch bei Baubeginnen
Besorgniserregend ist zudem der Rückgang bei den Baugenehmigungen. Im Jahr 2024 wurden lediglich 6.710 neue Wohnungen genehmigt – ein Wert, der nicht ausreicht, um den Bedarf langfristig zu decken. Auch bei den Baubeginnen zeigt sich ein Rückgang: Nur etwa 550 neue Projekte wurden im Jahr angestoßen – ein historischer Tiefstand.
Diese Entwicklung nährt die Sorge, dass der starke Anstieg der Fertigstellungen im Jahr 2024 lediglich ein Nachzieheffekt früherer Genehmigungen sein könnte – nicht aber der Beginn eines stabilen Aufwärtstrends. Stimmen aus der Branche fordern daher gezielte Maßnahmen zur Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie realistische Anforderungen an Bauausführung und Energieeffizienz.
Blick in die Quartiere: Hamburg-Mitte im Fokus
Im Bezirk Hamburg-Mitte lag die Zahl der genehmigten Wohnungen mit etwa 1.000 deutlich unter dem vereinbarten Ziel von 1.400 Einheiten pro Jahr. Quartiere wie die Jenfelder Au oder das Elbbrückenquartier sollen künftig verstärkt zur Entlastung beitragen.
In beiden Fällen wird auf eine Mischung aus gefördertem Wohnraum, frei finanzierten Mietwohnungen und ergänzender Infrastruktur gesetzt. Ob diese Projekte ausreichend Dynamik entfalten können, hängt nicht zuletzt von externen Faktoren wie Zinsentwicklung, Materialverfügbarkeit und Förderbedingungen ab.
Anstehende Wohnungsbauprojekte: Zwischen Fortschritt und struktureller Unsicherheit
Trotz der positiven Entwicklung bei den Fertigstellungen bleibt der Hamburger Wohnungsmarkt von strukturellen Schwächen geprägt. Die Differenz zwischen Bedarf und Angebot, insbesondere im Bereich bezahlbarer Wohnungen, bleibt bestehen.
Die zweitgrößte Stadt Deutschlands steht damit vor der Herausforderung, kurzfristige Erfolge in langfristige Stabilität zu überführen. Politische Initiativen zur Verstetigung von Neubauaktivitäten und zur Ausweitung des sozialen Wohnungsbaus sind angekündigt – ob sie greifen, wird sich in den kommenden Jahren zeigen.
Quellen: Czerner Göttsch Architekten, NDR, SAGA-Unternehmensgruppe, Immobilien Zeitung, Deutsches Architektur Forum, Elbsand Architekten