Die Bevölkerung in der Hauptstadtregion wächst. Einhergehend soll ein Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs realisiert werden, der vor allem die Außenbezirke sowie das Umland besser anbinden soll. Die Deutsche Bahn und der Verkehrsverbund Berlin Brandenburg haben acht Teilprojekte auf den Weg gebracht, um die steigenden Fahrgastzahlen besser schultern zu können. Der Name des Projekts ist “i2030”.
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Text: Björn Leffler
In der vergangenen Woche haben wir über ein mögliches Bauprojekt am Nordbahnhof in Berlin-Mitte berichtet. Auf einem Teilstück in Bahnhofsnähe, auf dem sich auch ein Hochseilgarten und insgesamt 50 Beachvolleyball-Felder befinden, plant die Deutsche Bahn womöglich den Bau eines neuen Rangierbahnhofs.
Im Zuge des Infrastrukturprojektes “i2030”, für das sich die Länder Berlin und Brandenburg mit dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) und der Deutschen Bahn zusammengeschlossen haben, sollen in der Metropolregion mehrere Bahnprojekte realisiert werden.
Das Projekt “i2030” soll das ÖPNV-Angebot in der Hauptstadtregion deutlich verbessern
Eines dieser Vorhaben ist etwa die Reaktivierung der historischen Siemensbahn in Berlin-Spandau. Um diese Projekte realisieren zu können, muss die Bahn innerhalb des Stadtgebiets mehrere Abstell- und Zugbildungsanlagen errichten.
Dies sollen kleine Rangierbahnhöfe werden, die vor allem für die Zusammenstellung und Reinigung der S-Bahnzüge benötigt werden. Mehrere potenzielle Standorte wurden neben dem Nordbahnhof für den Bau dieser Rangierbahnhöfe festgelegt. So sind Projekte in Frohnau, Waidmannslust sowie am Westhafen geplant.
Infrastruktur: Berlin und Brandenburg setzen “i2030” gemeinschaftlich um
Aber worum geht es beim Projekt “i2030” eigentlich genau? Es handelt sich dabei in erster Linie um ein Gemeinschaftsprojekt der Länder Berlin und Brandenburg und des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg mit dem Unternehmen DB Netze und der Niederbarnimer Eisenbahn AG zur Verbesserung der Schieneninfrastruktur in der Hauptstadtregion.
Ziel dieses langfristig angelegten Vorhabens ist die Bereitstellung einer geeigneten Infrastruktur für ein wachsendes Zugangebot, ausgehend von einer weiter konstant wachsenden Bevölkerung in der Berlin-Brandenburger Metropolregion, die seit der Corona-Pandemie wieder an Dynamik gewonnen hat. Allein im vergangenen Jahr wuchs Berlin innerhalb der Stadtgrenzen um 75.000 Menschen.
Acht Teilprojekte werden unter dem Begriff “i2030” zusammengefasst
Im Projekt “i2030” wurden schließlich acht Teilprojekte im Bahnnetz der Hauptstadtregion identifiziert, in denen nach Einschätzung der Projektverantwortlichen ein Aus- oder Neubaubedarf besteht. Zudem ist ein Maßnahmenpaket für die S-Bahn Teil des Projekts, bei dem es um die Erweiterung der Kapazitäten und Engpassbeseitigung geht.
Zu den acht Teilprojekten gehören im Norden der Region der Ausbau der Strecke zwischen Spandau und Nauen, der in nordwestlicher Richtung verlaufende Pringnitzexpress über Velten sowie der Ausbau der Nordbahn sowie die Reaktivierung der historischen Heidekrautbahn. Auch die vieldiskutierte Reaktivierung der Siemensbahn sowie ihre mögliche Verlängerung bis nach Hakenfelde ist Teil des Projekts, wie oben bereits erwähnt.
Bei der S-Bahn sollen 35 Einzelprojekte das Angebot attraktiver machen
Im Südosten sollen die Verbindungen nach Cottbus, Magdeburg und Dresden ausgebaut werden. Im Südwesten geht es vorrangig um den Ausbau der Potsdamer Stammbahn sowie der S25. Hinzu kommen rund 35 Einzelprojekte, bei denen es ausschließlich um die Optimierung des S-Bahnverkehrs geht. Hier geht es etwa um die Aufstockung der Wagonzahlen oder die Verdichtung der Zugtaktung.
Grundlage für die Planung und Realisierung dieser Teilprojekte sind entsprechende “Stadtumland-Korridore”, die auf Basis von Grundlagendaten und Verkehrsmodellen erhoben wurden. Dabei wurde die Auslastung der bisherigen Strecken mit dem Bevölkerungswachstum in den jeweiligen Bezirken und Kommunen in und um Berlin verglichen.
“Stadtumland-Korridore”: Mehrere Schwerpunktstrecken wurden ermittelt
Nach Kombination dieser Daten, die vom Verkehrsverbund Berlin Brandenburg erhoben und weiterverarbeitet wurden, wurde eine Schwerpunktanalyse durchgeführt und die nun gültigen Projekte abgestimmt und auf den Weg gebracht.
Der VBB geht in seiner Hochrechnung davon aus, dass auf den ermittelten Korridoren bis 2030 eine um 423.500 tägliche Fahrten höhere Auslastung der öffentlichen Verkehrsmittel besteht als im Vergleichszeitraum 2013, der für die Grundlagenermittlung herangezogen wurde. Auch die Daten bis 2020 wurden in der Analyse nachträglich noch ergänzt.
Fahrgasttransport soll “schneller, bequemer und verlässlicher” werden
Der Fahrgasttransport zwischen Berlin und Umland soll zukünftig “schneller, bequemer und verlässlicher” werden, wie es auf der offiziellen Projektseite heißt. Eine Forderung, die immer wieder fällt und aktuell vor dem Hintergrund der anhaltenden Diskussionen um gestoppte Radwegprojekte neue Bedeutung bekommt.
Am heutigen Montag treffen sich die Regierungschefs von Berlin und Brandenburg, Kai Wegner (CDU) und Dietmar Woidke (SPD), zum zweiten Bahngipfel beider Bundesländer. Mit Bahnchef Richard Lutz wollen sie dabei über den Ausbau des Schienenverkehrs in der Region beraten.
Wegner und Woidke: Zwischenbilanz des Projekts “i2030” wird erwartet
Im Rahmen der Gespräche wird es auch um eine Zwischenbilanz und einen Ausblick des Gemeinschaftsprojekts „i2030“ sowie um den Wirtschafts- und Güterverkehr in der Region gehen. Das Projekt, welches vor mittlerweile sechs Jahren gestartet worden war, soll nach Auskunft beider Länderchefs mit höherem Tempo vorangetrieben werden.
Denn die tatsächlich umgesetzten Projekte hinken dem realen Bevölkerungswachstum deutlich hinterher. Zwischenzeitlich hatte auch die BVG ihrerseits einen massiven, langfristig angelegten Ausbau des U-Bahnnetzes vorgeschlagen, der sehr unterschiedlich bewertet worden ist.
ÖPNV muss genauso attraktiv werden wie das Verkehrsmittel Auto
Statt großer Pläne ist es jedoch längst an der Zeit, die ambitionierten Vorhaben in die Tat umzusetzen, denn die Metropolregion wird in den kommenden Jahren weiter wachsen. Und allem Anschein nach setzt die Berliner CDU derzeit nicht darauf, den Autoverkehr in Berlin zu reduzieren, ganz im Gegenteil.
Ein attraktives und funktionierendes ÖPNV-Angebot vor allem in den Randgebieten Berlins sowie im “Speckgürtel” wäre daher umso wichtiger. Das Projekt “i2030” soll diese Anforderungen umsetzen, muss aber endlich an Fahrt gewinnen.
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Quellen: VBB GmbH, DB Netze, Deutsche Bahn AG, Berliner Morgenpost, Wikipedia, RBB
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