Der Bezirk Berlin-Mitte wächst und mit ihm der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum. Fünf aktuelle Neubauprojekte zeigen, wie unterschiedlich Wohnen im Zentrum aussehen kann. Zwischen sozialem Anspruch, architektonischer Vielfalt und zentraler Lage entstehen über 500 neue Wohnungen.
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Berlin-Mitte zählt zu den urbansten und vielfältigsten Bezirken der Hauptstadt. Mit fast 400.000 Einwohnerinnen und Einwohnern (Stand: 2023) ist er nicht nur dicht besiedelt, sondern auch geprägt von sozialen Gegensätzen, wachsender Nachfrage und steigenden Mieten. Gleichzeitig ist Mitte ein zentraler Ort des Baugeschehens: Hier entstehen neue Wohnungen in unmittelbarer Nähe zu Regierungsviertel, Szenevierteln und Parks. Fünf aktuelle Projekte zeigen exemplarisch, wie Wohnraum im zentralsten Bezirk Berlins sozial, funktional und städtebaulich eingebettet entstehen kann.
1. Wohnen im Zentrum: 210 neue Mietwohnungen an der Fischerinsel

Das neue Wohngebäude an der Fischerinsel bietet insgesamt 10.800 Quadratmeter Wohnfläche. Neben klassischen Ein- bis Vierzimmerwohnungen hat die WBM auch 49 möblierte Apartments realisiert. Einige dieser Einheiten sind als Wohngemeinschaften für Studierende vorgesehen. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
Mit dem Neubau an der Fischerinsel schafft die landeseigene WBM 210 Mietwohnungen in zentraler Lage, ergänzt durch möblierte Apartments, eine Kita und Gewerbeflächen. Rund die Hälfte der Wohnungen ist öffentlich gefördert und soll zu günstigen Einstiegsmieten vermietet werden.
Trotz der sozialen Ausrichtung sorgt die Gestaltung für Kritik. Der ursprünglich geplante Wohnturm wurde nach Protesten durch einen niedrigeren Bau ersetzt. Vor allem die Fassade gilt als unscheinbar, eine Debatte über die architektonische Qualität im geförderten Wohnungsbau hält an.
2. Torstraße 224–228: Eigentumswohnungen im Altbau-Neubau-Ensemble „ICONIC“

Das Bauprojekt befindet sich in einem fortgeschrittenen Stadium: Die meisten Fenster sind bereits eingebaut, und der Fassadenausbau ist weitgehend sichtbar. Ein baldiger Abschluss der Arbeiten ist absehbar. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
In der Torstraße 224–228 entsteht mit dem Projekt „ICONIC“ ein Ensemble aus saniertem Altbau und sechsgeschossigem Neubau. Die Ferox Immobiliengruppe realisiert hier 73 Eigentumswohnungen und zwei Gewerbeeinheiten auf rund 5.000 Quadratmetern Nutzfläche. Während der Altbau komplett entkernt und mit neuem Dachstuhl versehen wurde, entstehen im Neubau verschieden geschnittene Wohnungen, darunter Maisonettes und vier Penthouses mit Dachterrassen.
Das Projekt ersetzt ein gescheitertes Vorhaben, bei dem der ursprüngliche Fonds in finanzielle Schieflage geraten war. Seit 2022 laufen die Bauarbeiten unter neuer Trägerschaft, der Rohbau ist abgeschlossen, der Innenausbau dürfte begonnen haben. Zur Ausstattung zählen unter anderem eine Tiefgarage, begrünte Innenhöfe und eine Energieversorgung auf KfW-40-Niveau mittels Wärmepumpe und Solaranlage. Alle Wohnungen sind zum Verkauf vorgesehen.
3. GESOBAU errichtet 78 Mietwohnungen in Gesundbrunnen

Der Neubau an der Ecke Wiesenstraße 35 / Reinickendorfer Straße befindet sich aktuell im Hochbau. Die Fenster sind noch nicht eingesetzt, die Fassadenstruktur ist noch nicht erkennbar. Die Fertigstellung der 78 Mietwohnungen ist bis Herbst 2026 vorgesehen. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
An der Ecke Reinickendorfer Straße und Wiesenstraße realisiert die GESOBAU bis Herbst 2026 ein Neubauprojekt mit insgesamt 78 Mietwohnungen. Geplant ist ein Mix aus Ein- bis Fünfzimmerwohnungen, von denen über die Hälfte öffentlich gefördert werden. Die Gebäude fügen sich gestalterisch in die historische Blockrandstruktur des Ortsteils Gesundbrunnen ein und verfügen über sieben Vollgeschosse. Auch barrierefreier Wohnraum ist vorgesehen.
Die beiden Baukörper werden über einen begrünten Innenhof erschlossen, in dem auch Spiel- und Aufenthaltsbereiche entstehen. Ergänzt wird das Projekt durch Gewerbeflächen im Erdgeschoss – unter anderem ist ein quartiersbezogener Coworking Space geplant. So soll das Vorhaben Wohnen und Arbeiten im Kiez verbinden und gleichzeitig zwei bestehende Baulücken schließen.
4. „Queeres Wohnprojekt“ der WBM in Berlin-Mitte: 72 inklusive Mietwohnungen bis 2026

Mit dem Projekt will die WBM ein sichtbares Zeichen für soziale Teilhabe und wohnungspolitische Vielfalt in der Innenstadt setzen. / © Visualisierung: GSAI
In der Berolinastraße 9–11 errichtet die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft WBM bis Anfang 2026 ein Wohnprojekt mit besonderem sozialen Fokus. Entstehen sollen 72 bezahlbare und barrierefreie Mietwohnungen für lesbische und queere Frauen, ein bislang einzigartiges Vorhaben in Berlin. Neben Wohnraum sind auch gemeinschaftlich nutzbare Flächen geplant, etwa für Beratung, Begegnung und Kulturveranstaltungen.
Die Mieten für geförderte Wohnungen sollen bei rund sieben Euro pro Quadratmeter liegen. Das Gebäude mit sieben Geschossen wird ergänzt durch ein inklusives Stadtteilzentrum im Erdgeschoss, das von der RuT gGmbH getragen wird. Es soll als queerer Treffpunkt im Quartier dienen und Angebote für unterschiedliche Altersgruppen und Lebenslagen bündeln. Auch eine Wohngemeinschaft für ältere oder pflegebedürftige lesbische Frauen ist vorgesehen.
5. Rathenower Straße: Neues inklusives Wohnquartier mit sozialem Konzept entsteht bis 2027

Die Grundsteinlegung erfolgte im Mai 2025, erste Bauarbeiten hatten bereits Ende 2024 begonnen. Das Neubauvorhaben greift die bisherige öffentliche Nutzung des Geländes auf und entwickelt sie weiter. / © Visualisierungen: CKRS Architektengesellschaft mbH
Bis Anfang 2027 entsteht an der Rathenower Straße in Moabit ein Wohnprojekt mit starkem sozialen Fokus. Auch hier errichtet die landeseigene WBM 108 Mietwohnungen, von denen 91 öffentlich gefördert sind. Das Vorhaben umfasst außerdem Flächen für soziale Einrichtungen, einen Stadtplatz sowie einen Spielplatz, der das Quartier mit dem benachbarten Fritz-Schloß-Park vernetzen soll.
Neben barrierefreien Wohnungen und rollstuhlgerechten Einheiten sieht das Konzept auch Cluster-Wohnungen für gemeinschaftliche Wohnformen vor. Ergänzt wird das Projekt durch ein Nachbarschaftszentrum und Gewerbeflächen im Sockelgeschoss. Der Entwurf stammt vom Büro CKRS Architekten und sieht ein u-förmiges Gebäude mit rund 9.000 Quadratmetern Mietfläche vor.
Quellen: CKRS Architekten, Bezirksamt Mitte, Senatsverwaltung für Finanzen, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Berliner Woche, WBM Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte, Iconic, Ferox Immobiliengruppe, Architekur-Urbanistik, Tagesspiegel, Berliner Zeitung, GESOBAU, Winking Froh Architekten