Am 8. Mai 2025 wird Berlin innehalten. Zum 80. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus finden in der ganzen Stadt zahlreiche Veranstaltungen statt. Führungen, Lesungen und Ausstellungen erinnern an das Kriegsende und setzen vielfältige Zeichen gegen das Vergessen.

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Der 8. Mai 2025 wird in Berlin als gesetzlicher Feiertag begangen. Anlass ist der 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs in Europa und der Befreiung vom Nationalsozialismus. Der Berliner Senat hatte diesen Tag 2023 per Gesetzesbeschluss als einmaligen Feiertag festgelegt. Bereits 2020 wurde der 75. Jahrestag gewürdigt. Nun soll erneut ein starkes Zeichen gesetzt werden.

Historisch ist der Tag eng mit Berlin verbunden. In der Nacht vom 8. auf den 9. Mai 1945 unterzeichneten die Oberbefehlshaber der Wehrmacht im sowjetischen Hauptquartier in Karlshorst die bedingungslose Kapitulation. Damit endeten die Kampfhandlungen in Europa endgültig.

Historische Orte, Kulturinstitutionen und zivilgesellschaftliche Akteure laden am nun dazu ein, sich mit Erinnerung, Verantwortung und Gegenwart auseinanderzusetzen.

Teufelsberg: Erinnern am ehemaligen Abhörposten in Charlottenburg-Wilmersdorf

Am Teufelsberg, einst Trümmerberg und später Spionagestätte im Kalten Krieg, wird der Tag der Befreiung durch die Führung „Am Rand des Schweigens“ gewürdigt. Besucherinnen und Besucher können den historischen Ort erkunden, der für Brüche und Aufbrüche der Nachkriegszeit steht.

Zusätzlich zur Führung erhalten Interessierte Zugang zur Ausstellung „Declassified – Das Geheimnis des Teufelsbergs“. Dort wird die Geschichte des Hügels als Symbol für Wandel und Erinnerung in eindrucksvollen Bildern und Streetart erzählt.

Gedenkstätte Deutscher Widerstand: Ein Ort der Mahnung in Mitte

Im Bendlerblock erinnert die Gedenkstätte Deutscher Widerstand an die mutigen Versuche, das NS-Regime zu stürzen. Am historischen Ort werden Besucherinnen und Besucher durch die Dauerausstellung „Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ geführt.

Die Ausstellung beleuchtet zahlreiche Facetten des Widerstands – von Jugendlichen über kirchliche Akteure bis hin zu prominenten Gruppen wie der Weißen Rose. Bildungsangebote und Sonderveranstaltungen ergänzen das Programm.

Flughafen Tempelhof: Auf den Spuren der Kapitulation in Tempelhof-Schöneberg

Zwei Angebote rücken die Geschichte des Flughafens Tempelhof in den Mittelpunkt. Eine Fahrradtour führt Teilnehmende auf der historischen Route von Tempelhof zum Kapitulationsort in Karlshorst. Die Tour beginnt um 10 Uhr und ist bis 13 Uhr angedacht. Stationen entlang der Strecke erinnern an die letzten Kriegstage.

Zudem bietet die Führung „NS-Spurensuche“ von 14.30 Uhr bis 16:30 Uhr einen tiefen Einblick in die NS-Geschichte des Flughafens. Thematisiert werden unter anderem seine Rolle als Herrschaftssymbol und Stätte der Zwangsarbeit.

SO36: Lesung gegen das Vergessen in Friedrichshain-Kreuzberg

Im SO36 setzen Künstlerinnen und Künstler ein kreatives Zeichen. Die Lesung „IN DIESER ZEIT“ verknüpft verbotene Texte von NS-verfolgten Dichterinnen und Dichtern mit zeitgenössischer Musik. Hip-Hop trifft auf Lyrik und verleiht der Erinnerung eine neue Stimme.

Sechs Künstlerinnen und Künstler gestalten den Abend, darunter Amewu und BRKN. Die Veranstaltung erinnert zugleich an die Bücherverbrennungen 1933.

Anne-Frank Zentrum: Lebensgeschichten sichtbar machen in Mitte

Eine öffentliche Führung im Anne Frank Zentrum beleuchtet am 8. Mai Anne Franks Leben im Kontext des NS-Terrors. Verbindungen zu aktuellem Antisemitismus und Rassismus werden aufgezeigt.

Die Führung ist kostenlos, der Eintritt für die Ausstellung kostet regulär 8 Euro. Eine Dolmetschung in Gebärdensprache ist vorgesehen.

Sowjetisches Ehrenmal: Gedenkkundgebung mit Stimmen der Kinder deutscher Widerstandskämpfer in Treptow

Am 8. Mai 2025 lädt der Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Treptow e.V. zur traditionellen Gedenkkundgebung im Sowjetischen Ehrenmal Treptow ein. Erstmals berichten dabei Kinder deutscher Widerstandskämpfer über die Erlebnisse und Vermächtnisse ihrer Eltern, die Verfolgung, Exil oder Lagerhaft überstanden.

Ergänzt wird die vom Verein organisierte Veranstaltung durch Beiträge des Ernst-Busch-Chors.

Bode-Museum: Kriegsschäden und ihre Geschichten in Mitte

Das Bode-Museum lädt zu einer Führung durch die Skulpturensammlung ein. Im Fokus stehen Objekte, die während des Zweiten Weltkriegs beschädigt wurden.  Der Eintritt kostet 6 Euro eine Online-Buchung wird aufgrund der erwarteten Teilnehmeranzahl empfohlen.

Die Veranstaltung vermittelt, wie Kunstwerke in Krisenzeiten überdauerten und welchen Erinnerungswert sie heute besitzen.

Dorotheenstädtischen Friedhof: Stimme des Erinnerns in Mitte

Auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof wird am 8. Mai die Sonderführung „Erinnern darf nicht enden!“ angeboten. Texte und Gedichte von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen stehen im Mittelpunkt.

Die Veranstaltung lädt ein, persönliche Perspektiven der NS-Zeit kennenzulernen und die Bedeutung des Gedenkens für die Gegenwart zu reflektieren.

Museum Berlin-Karlshorst: Kapitulation und Neuanfang in Lichtenberg

Am historischen Ort der Kapitulation findet ein umfassendes Programm statt. Neben Kurzführungen und einer überarbeiteten Ausstellung wird die Fotoausstellung „Das letzte Kriegsjahr“ eröffnet.

Filmvorführungen, Diskussionen über sowjetische Denkmäler und eine Fahrradtour von Tempelhof nach Karlshorst runden das Programm ab. Der Eintritt ist frei.

Rudolph-Jungck-Park: Kunstinstallation lädt zum stillen Gedenken in Alt-Friedrichsfelde ein

Am 8. Mai 2025 erinnert die Kunstinstallation „Nachhall 8. Mai“ im Rudolph-Jungck-Park in Alt-Friedrichsfelde von 11 bis 16 Uhr an den Tag der Befreiung. Besucherinnen und Besucher sind eingeladen, im öffentlichen Raum innezuhalten und der historischen Bedeutung dieses Datums nachzuspüren.

Fichtebunker Kreuzberg: Offene Türen zum Gedenken am historischen Ort

Der Fichtebunker in Kreuzberg öffnet am 8. Mai 2025 von 11 bis 17 Uhr seine Türen für die Öffentlichkeit. Anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung können Besuchende das geschichtsträchtige Bauwerk eigenständig erkunden.

Eine Führung ist nicht vorgesehen, jedoch steht Personal für Fragen bereit. Der Eintritt ist frei, ein Zeitfensterticket wird für den Zugang benötigt.

Alte Münze Berlin: Internationale Begegnung und Austausch über historische Verantwortung in Mitte

Am 5. Mai 2025 um 16 Uhr lädt die Alte Münze Berlin zu einer besonderen Begegnung ein. Junge Menschen aus aller Welt, die an einer Geschichtskonferenz teilnehmen, kommen hier zusammen.

Die Veranstaltung bietet Raum für Austausch und gemeinsame Reflexion über historische Verantwortung. Besuchende sind eingeladen, den Dialog mitzugestalten und unterschiedliche Perspektiven kennenzulernen.

Keibelstraße: Ehemalige Haftanstalt als Lernort in Mitte

Die Keibelstraße war zu DDR-Zeiten ein Symbol staatlicher Repression. Eine besondere Führung am historischen Ort beleuchtet nun, wie die DDR mit rechter Gewalt umging und welche Rolle die Haftanstalt dabei spielte.

Gleichzeitig widmet sich die Veranstaltung der Geschichte des Gebäudes und den Haftbedingungen. Besucherinnen und Besucher können sich bis zum 5. Mai für die kostenfreie Führung anmelden.

Gedenkstätte Berliner Mauer: Geführte Tour erinnert an Teilung, Flucht und Freiheitsdrang in Mitte

Die Mauer prägte Berlin über Jahrzehnte – die Führung „Mauer Tour – Schicksale & Helden“ an der Gedenkstätte Bernauer Straße macht diese Geschichte lebendig. Guides erzählen vor Ort von dramatischen Fluchten, persönlichen Schicksalen und dem Alltag einer geteilten Stadt.

Die zweistündige Tour zeigt eindrucksvoll, wie Menschen trotz großer Gefahr nach Freiheit strebten. Geschichten von Tunnelbau, Heißluftballons und waghalsigen Aktionen vermitteln eindringlich die bewegte Vergangenheit bis zum Fall der Mauer 1989.

Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche: Ökumenischer Gottesdienst mit Bundespräsident Steinmeier in Charlottenburg

Am 8. Mai 2025 um 10 Uhr lädt die Berliner Gedächtniskirche zu einem besonderen ökumenischen Gottesdienst ein. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird an der Gedenkfeier teilnehmen und ein Zeichen für Versöhnung und Erinnerung setzen.

Der Gottesdienst erinnert an die Befreiung vom Nationalsozialismus vor 80 Jahren und betont die Bedeutung des friedlichen Zusammenlebens. Vertreter:innen verschiedener Konfessionen gestalten die Zeremonie gemeinsam.

Theater im Palais: Musiktheaterstück über Kriegskinder und den Alltag in der DDR im Bezirk Mitte

Das Theater im Palais zeigt morgen das autofiktionale Musiktheaterstück „Das blaue Halstuch“. Autor Klaus Wirbitzky erzählt darin die Geschichte von Hans-Jürgen Grunow, der als „Kriegskind“ seine Jugend zwischen Repression, Schulalltag und erster Liebe in der DDR erlebte.

Das Stück beleuchtet persönliche Prägungen und Brüche, die auch nach der Flucht in den Westen bestehen bleiben. Eingebettet in die Gedenkwoche erinnert die Inszenierung eindringlich an die Generation derjenigen, die zwischen Kriegsende und Teilung groß wurden.

Am Brandenburger Tor wurde eine Open-Air-Ausstellung installiert – und erfreut sich großer Beliebtheit. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

Die Gedenkstätte Deutscher Widerstand im historischen Bendlerblock erinnert an mutige Menschen, die sich dem NS-Regime entgegenstellten. Am Ort der Hinrichtung von Claus Schenk Graf von Stauffenberg und seinen Mitstreitern bewahrt sie ihre Geschichten und macht die Vielfalt des Widerstands sichtbar. / © Foto: Wikimedia Commons, Colin J Babb, CC BY-SA 2.0

Quellen: 80 Jahre Kriegsende, Teufelsberg Berlin, Berlin,de, SO36, Anne-Frank Zentrum, Museum Berlin-Karlshorst