Am Neuköllner Schifffahrtskanal entsteht mit dem Projekt „DOXS NKLN“ ein neues Gewerbequartier, das Arbeiten, Kultur und urbanes Leben verbinden soll. Trotz Lob aus der Architektur-Branche stößt das Projekt in der Nachbarschaft bei einem Kiezspaziergang aber auch auf Skepsis. Insbesondere der Nutzen für Anwohnende wird infrage gestellt.

Auf dem Gelände eines alten Schrottplatzes soll 2028 ein neues Gewerbequartier fertiggestellt werden. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT
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In direkter Nachbarschaft zum Estrel-Tower, nur fünf Gehminuten vom S-Bahnhof Sonnenallee entfernt, soll am Neuköllner Schifffahrtskanal in den kommenden Jahren ein weiteres Gewerbeprojekt realisiert werden. Der Projektentwickler Trockland will mit dem „DOXS NKLN“ unter dem Motto „Hafen der Kulturen“ einen Ort schaffen, der „Menschen, Kulturen und Generationen verbindet“. In Zusammenarbeit mit dem Berliner Architekturbüro Graft soll auf dem Gelände des ehemaligen Schrottplatzes ein etwa 30.000 Quadratmeter großes Quartier entstehen, das verschiedene Nutzungen auf sich vereint.
In drei urbanen Neubauten im Stil industrieller Architektur sind ein Hostel, studentische Kurzzeitapartments, Ateliers, produzierendes Gewerbe sowie Büros geplant. Eine Kita mit großer Terrasse, gastronomische Angebote und ein öffentlich zugänglicher Stadtplatz sollen den Nutzungsmix abrunden. Die Baugenehmigung wurde im Juli 2025 erteilt. Nun befinde man sich laut Projektleiterin Barbara Sellwig von Trockland in der konkreten Ausführungsplanung. Mit der Fertigstellung des Quartiers sei Ende 2028 zu rechnen.
Projekt „DOXS NKLN“ in Neukölln: Eine Wohnnutzung wird vom Bezirk ausgeschlossen
Im Rahmen eines Kiezspaziergangs am 8. Oktober 2025 stellte Sellwig das Projekt „DOXS NKLN“ erneut vor und betonte den Nutzen für die Nachbarschaft. „Wir wollen keine Gated Community schaffen“, so Sellwig. „Wir möchten, dass die Nachbarschaft, der Bezirk und die Menschen aus der Umgebung das Grundstück mitbeleben.“ Deshalb habe man sich für einen öffentlich zugänglichen Uferweg sowie einen Stadtplatz zwischen Gebäude A und B entschieden. Letzterer soll mit einer Tribüne zum zentralen Treffpunkt werden und vielfältig durch Nutzerinnen, Nutzer und Nachbarschaft bespielt werden können.
Trotzdem stieß das Vorhaben im anschließenden Austausch nicht nur auf Zustimmung. Hauptkritikpunkt: Das Projekt schaffe keinen langfristigen Wohnraum. Da das „DOXS NKLN“ in einem Industriegebiet entsteht, sei Wohnen dort grundsätzlich ausgeschlossen, gab Rolf Groth, Amtsleiter des Stadtentwicklungsamts, zu bedenken. Die kurzfristige Beherbergung von höchstens sechs Monaten in den studentischen Apartments oder von Touristinnen und Touristen im Hostel sei der einzige mögliche Kompromiss gewesen. Auf die Frage nach den Mieten für die studentischen Apartments verwies Projektleiterin Sellwig auf die späteren Betreiber.
Wunsch nach „authentischen“ und aus der Nachbarschaft heraus entstehenden Nutzungskonzepten
Vonseiten der Nachbarschaft wurde zudem die Sorge geäußert, dass am Schifffahrtskanal eine „künstliche Welt“ entstehen könne. Der Wunsch nach „authentischen“ und von Anwohnenden selbst initiierten Nutzungskonzepten wurde laut. Als Beispiel wurde eine Garage zur Selbstreparatur von Autos genannt.
Sellwig betonte, dass ein ausgewogener Nutzungsmix sowohl dem Bezirk als auch den Projektentwicklern wichtig sei. Sie verwies auf den öffentlich zugänglichen Platz, der auch für kulturelle Angebote und nachbarschaftliche Zusammenkünfte genutzt werden könne. „Als Projektentwickler können wir erstmal nur planen und anbieten“, so Sellwig. Auch Trockland wünsche sich ein lebendiges Quartier. Immerhin wird durch das Projekt ein Teil des Uferwegs öffentlich begehbar, der bislang ausschließlich für industrielle Nutzungen vorgesehen war.
„DOXS NKLN“: Bau einer neuen Kita wirft Fragen auf
Ein weiterer Diskussionspunkt war der Bau einer neuen Kita. Aufgrund sinkender Kinderzahlen gab es im Sommer 2025 mehrere tausend freie Kita-Plätze in Berlin, wie die Berliner Zeitung berichtete. Die Fragen aus der Nachbarschaft lauteten daher: Braucht es überhaupt noch neue Kitas? Und gibt es bereits einen Mieter für das „DOXS NKLN“?
Projektleiterin Sellwig erklärte, man habe bereits einen Mietvertrag mit einer Berliner Kita abgeschlossen. Sobald das Gebäude fertiggestellt sei, werde diese dort einziehen.
Auszeichnung des Projekts mit dem Preis „Immobilien des Jahres“
Neben den kritischen Stimmen, die beim Kiezspaziergang zu hören waren, erhielt das Projekt in der Architekturbranche vor allem viel Lob. Das „DOXS NKLN“ wurde 2024 vom Callwey-Verlag mit dem Preis „Immobilien des Jahres“ ausgezeichnet.
Der Architekturpreis würdigt Projekte aus den Bereichen Architektur und Gebäudeplanung, die sich noch in der Entwicklung befinden oder noch nicht abgeschlossen sind. Rein städtebaulich wird das „DOXS NKLN“ den Uferweg unweit des Estrel-Hotels deutlich aufwerten. Die Immobilie dann mit Leben zu füllen, wird vor allem Aufgabe der späteren Betreiber sein, und auch des Bezirks Neukölln. Man darf gespannt sein.

Vision: So soll das Projekt „DOXS NKLN“ nach seiner Fertigstellung einmal aussehen. Der Uferweg soll öffentlich zugänglich werden. / © Visualisierung: Trockland Management GmbH
Quellen: DOXS, Graft Architects, Trockland Management GmbH
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In Berlin fällt das Geld vom Himmel, wer braucht da schon Gewerbe?