Am Alsterufer in Hamburg-Rotherbaum soll bis 2028 das ehemalige US-Generalkonsulat zum Boutiquehotel „The Jefferson“ umgebaut werden. Der denkmalgeschützte Bau wird dabei nicht nur modernisiert, sondern soll auch als Ort der Erinnerung an die NS-Vergangenheit dienen – doch die geplanten Umbaumaßnahmen stoßen nicht überall auf Zustimmung.
© Foto Titelbild: Wikimedia Commons, Claus-Joachim Dickow, CC BY-SA 3.0
Das markante weiße Gebäude am Hamburger Alsterufer, vielen bekannt als ehemaliges US-Generalkonsulat, steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Ein Münchner Immobilieninvestor plant, das unter Denkmalschutz stehende Ensemble in ein Luxushotel mit 85 Zimmern zu verwandeln. Das Hotel, das unter dem Namen „The Jefferson“ firmieren soll, wird dabei nicht nur touristisch genutzt, sondern soll zugleich als Gedenkort fungieren.
Hintergrund ist die historische Bedeutung des Ortes: Während der Zeit des Nationalsozialismus war das Gebäude Sitz der Hamburger NSDAP. Die neuen Eigentümerinnen und Eigentümer möchten diesen Teil der Geschichte nicht ausklammern. Gemeinsam mit Historikerinnen und Historikern sowie unter Einbezug der Bezirkspolitik soll ein Mahnmal entstehen, das an die Verbrechen der NS-Zeit erinnert.
In Eimsbüttel: Baubeginn nicht vor 2026, Beteiligungsverfahren läuft
Ein konkreter Baubeginn für das ehemalige US-Konsulat steht bislang nicht fest. Laut Bezirksamt Eimsbüttel könne frühestens 2026 mit der Umsetzung begonnen werden. Zuvor müsse die Öffentlichkeit beteiligt und der vorhabenbezogene Bebauungsplan „Rotherbaum 40“ rechtskräftig werden. Die öffentliche Diskussion dazu startete im April 2025.
Ein wesentlicher Punkt in der Planung ist der respektvolle Umgang mit dem historischen Bestand. Die denkmalgeschützten Gebäudeteile sollen erhalten bleiben, während im rückwärtigen Bereich ein fünfgeschossiger Neubau vorgesehen ist. Dieser soll Platz für Hotelzimmer, Technikräume sowie einen Wellnessbereich bieten.
Kritik aus der Nachbarschaft: Sorge vor Lärm, Verkehr und Verlust von Wohnraum
Die geplanten Umbaumaßnahmen stoßen jedoch nicht überall auf Zustimmung. Insbesondere Anwohnende rund um die Warburgstraße äußerten bei einer öffentlichen Plandiskussion Mitte April deutliche Bedenken. Sie fürchten eine zunehmende Lärmbelästigung, stärkeren Lieferverkehr und negative Auswirkungen auf die Wohnqualität im Viertel.
Einige Anwohnende kritisierten zudem die Dimension des geplanten Projekts. So sei zunächst nur von einem kleinen Boutiquehotel die Rede gewesen – inzwischen sind jedoch 85 Zimmer und zusätzliche gastronomische Angebote vorgesehen. Auch prominente Stimmen wie der ehemalige Hamburger Finanzsenator Wolfgang Peiner äußerten sich ablehnend und bemängelten, Hamburg habe die Gelegenheit versäumt, das Gebäude für eine öffentliche Wohnnutzung zu sichern.
Ehemaliges US-Konsulat am Alsterufer: Verkehrskonzept und Anbindung noch ungeklärt
Auch das verkehrliche Umfeld des Projekts wirft Fragen auf. Der geplante Zugang zum Hotel erfolgt über das Alsterufer, eine derzeit als Fahrradstraße genutzte Strecke. Eine Tiefgarage ist im Gebäude nicht vorhanden. Die Betreiber erwägen daher ein Valet-Parking-System, bei dem Hotelmitarbeitende die Fahrzeuge der Gäste in umliegende Garagen bringen.
Die Verkehrsführung entlang der Außenalster ist ohnehin ein sensibles Thema. Wie wir bereits im Januar berichteten, verzögert sich die Fertigstellung der Fahrradstraße vor dem ehemaligen US-Konsulat bis Sommer 2025 – ein Umstand, der bei vielen Radfahrenden für Frustration sorgt.
Ein Hotel für alle? Investor betont Transparenz und Dialogbereitschaft
Der Investor, Max Schlereth, geschäftsführender Gesellschafter der Derag-Gruppe (Deutsche Realbesitz Unternehmensgruppe), betonte gegenüber dem Hamburger Abendblatt, das neue Hotel solle ein Ort für alle Menschen in Hamburg werden. Er sehe das Projekt nicht nur als wirtschaftliches Vorhaben, sondern als Beitrag zur kulturellen Erinnerung und zur städtebaulichen Entwicklung des Viertels. Man befinde sich seit Längerem im Austausch mit städtischen Behörden, dem Denkmalschutz und der Öffentlichkeit.
Neben der Errichtung eines Mahnmals ist auch ein öffentlich zugängliches Restaurant mit Blick auf die Alster geplant. Ziel sei es, einen Ort der Begegnung zu schaffen, der über die Funktion eines klassischen Hotels hinausgeht. Inwieweit das Projekt dann tatsächlich diesem Anspruch gerecht wird, und ob es gelingt, die Interessen von Investor, Stadt und Anwohnerschaft in Einklang zu bringen, bleibt vorerst abzuwarten.
Quellen: NDR, Hamburger Abendblatt, Bezirksamt Eimsbüttel