Das 1925 gestartete Reformprogramm „Neues Frankfurt“ setzte neue Maßstäbe in Architektur und sozialem Wohnungsbau. Zum Jubiläum wird seine Relevanz für aktuelle Herausforderungen wie nachhaltige Stadtentwicklung und soziale Durchmischung neu beleuchtet.

Unter der Leitung von Ernst May entstand eine Vielzahl von Siedlungen, die durch einheitliche Gestaltung, moderne Haustechnik und eine rationelle Bauweise gekennzeichnet waren. So wie dieses 1929 geplante Wohngebäude in der Hellerhof Siedlung. / © Foto: Wikimedia Commons, Christos Vittoratos, CC BY-SA 3.0
© Foto Titelbild: Wikimedia Commons, Dontworry, CC BY-SA 3.0
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Im Jahr 2025 jährt sich der Beginn des Stadterneuerungsprogramms „Neues Frankfurt“ zum hundertsten Mal. Das von 1925 bis 1930 unter der Leitung des Architekten und Stadtplaners Ernst May entwickelte Projekt gilt als Meilenstein der modernen Stadtplanung und des sozialen Wohnungsbaus.
Ziel war es, der Wohnungsnot in der rasant wachsenden Stadt Frankfurt am Main zu begegnen und gleichzeitig eine städtebauliche Vision für das 20. Jahrhundert umzusetzen.
Das „Neue Frankfurt“: eine Antwort auf die Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg
Das „Neue Frankfurt“ entstand als Antwort auf die drängende Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg. Die Stadtverwaltung unter Oberbürgermeister Ludwig Landmann beauftragte Ernst May 1925 mit der Leitung eines umfangreichen Wohnungsbauprogramms. Unter Mays Leitung entstand eine Vielzahl von Siedlungen, die durch einheitliche Gestaltung, moderne Haustechnik und eine rationelle Bauweise gekennzeichnet waren.
Die konzeptionelle Ausrichtung zielte auf die Schaffung gesunder Wohnverhältnisse für breite Bevölkerungsschichten. Neben dem Wohnungsbau beinhaltete das Konzept auch infrastrukturelle Verbesserungen sowie die Integration von Bildungseinrichtungen, Grünanlagen und Verkehrsanbindungen. Zudem verfolgte das Programm das Ziel, Industrie in Wohnortnähe anzusiedeln, um kurze Wege zwischen Arbeiten und Wohnen zu ermöglichen. Der Entwurf einer modernen, funktionalen Großstadt wurde so zur Grundlage für viele spätere städtebauliche Entwicklungen.
Architektur und soziale Reform: Wohnqualität und Gestaltungsprinzipien im „Neuen Frankfurt“
Insgesamt entstanden im Rahmen des Programms rund 15.000 Wohnungen in neuen Siedlungen wie der Römerstadt, der Siedlung Bornheimer Hang oder der Hellerhofsiedlung. Charakteristisch waren Flachdächer, horizontale Fensterbänder, funktional gegliederte Grundrisse und standardisierte Bauelemente. Eine besondere Rolle spielte die von Margarete Schütte-Lihotzky entwickelte „Frankfurter Küche“, die als Vorläufer moderner Einbauküchen gilt.
Das „Neue Frankfurt“ verstand sich nicht nur als architektonisches, sondern auch als gesellschaftliches Reformprojekt. Die Wohnungen sollten bezahlbar, funktional und hygienisch sein. Der Fokus lag auf der Verbesserung der Lebensumstände von Arbeiterfamilien, ohne dabei auf gestalterische Qualität zu verzichten. Durch die Verbindung von Architektur, Sozialpolitik und industrieller Fertigung setzte das Projekt neue Maßstäbe im städtebaulichen Denken.
Vom politischen Einschnitt zur langfristigen Relevanz: Das „Neue Frankfurt“ als Fundament moderner Stadtentwicklung
Die weitere Entwicklung des „Neuen Frankfurts“ wurde in der Zeit des Nationalsozialismus stark gehemmt, da viele der ideellen und gestalterischen Ansätze nicht mit der NS-Ideologie vereinbar waren. Aus diesem Grund folgte Erst May 1930 einer Einladung der sowjetischen Regierung, um seine Erfahrungen im sozialen Wohnungsbau in der Sowjetunion einzubringen.
Heute wird das Programm als früher Vorläufer integrierter Stadtentwicklung betrachtet. Die systematische Verbindung von Planung, Architektur und sozialen Zielsetzungen macht es bis heute zu einem Referenzpunkt für kommunale Wohnungspolitik.
100 Jahre „Neues Frankfurt“: Reflexion und Relevanz des „Neuen Frankfurts“ im Jahr 2025
Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums rückt die Stadt Frankfurt erneut die Bedeutung des Programms in den Fokus. Ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm begleitet diesen Reflexionsprozess, das Vergangenheit und Gegenwart miteinander verbindet. Geplant sind Ausstellungen, Stadtführungen und Diskussionsformate, die die verschiedenen Facetten des Programms und seine heutige Relevanz beleuchten.
Im Mittelpunkt steht dabei nicht nur die historische Rückschau, sondern auch die Frage, welche Lehren für heutige städtebauliche Herausforderungen gezogen werden können, denn die Themen bezahlbarer Wohnraum, nachhaltige Stadtentwicklung und soziale Durchmischung sind aktueller denn je.

Insgesamt entstanden im Rahmen des Programms „Neues Frankfurt“ rund 15.000 Wohnungen in neuen Siedlungen wie der Römerstadt, der Siedlung Bornheimer Hang oder der Hellerhofsiedlung. Charakteristisch waren Flachdächer, horizontale Fensterbänder, funktional gegliederte Grundrisse und standardisierte Bauelemente. / © Foto: Wikimedia Commons, Danny Alexander Lettkemann, Architekt, CC BY-SA 4.0
Römerstadt
Hellerhof Siedlung
Bornheimer Hang
Quellen: Stadt Frankfurt am Main, Wikipedia, Stadtgeschichte Frankfurt am Main