Der Potsdamer Platz erfindet sich neu: Wo einst das CineStar IMAX war, zieht jetzt Street Food aus aller Welt ein. Das neue Nutzungskonzept bringt Leben unter das ikonische Zeltdach des einstigen SONY Centers – doch braucht es wirklich noch einen weiteren Foodcourt? Hinzu kommt, dass dem frisch wiedereröffneten Quartier noch ein griffiger Name fehlt.

Das legendäre SONY Center ist Geschichte – das „Center am Potsdamer Platz“ setzt jetzt auf Bäume, Bänke und Burger. Doch in einem bereits dicht bespielten Viertel muss sich das neue Konzept gegen starke Konkurrenz behaupten. / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

© Fotos: ENTWICKLUNGSSTADT

 

In den vergangenen Tagen haben wir uns intensiv mit dem Wiederaufbau des Potsdamer Platzes in den Jahren nach der Wiedervereinigung beschäftigt. Denn in den 1990er-Jahren entwickelte sich der Potsdamer Platz zur größten innerstädtischen Baustelle Europas.

Auf einer Fläche von über 60 Hektar wurde eine neue Stadt aus dem Boden gestampft – ein ausgesprochen ambitioniertes Projekt, das Berlin als aufstrebende Hauptstadt der wiedervereinigten Republik sichtbar machen sollte.

Investoren aus aller Welt bauten den „neuen“ Potsdamer Platz wieder auf – darunter war auch SONY

Investoren aus aller Welt, allen voran Daimler-Benz und Sony, errichteten hier eine moderne Hochhauslandschaft, begleitet von aufsehenerregenden architektonischen Konzepten und massiven städtebaulichen Eingriffen. Eines der spektakulärsten Gebäude am Platz war und ist bis heute das einstige SONY Center, mittlerweile „Center am Potsdamer Platz“.

Da dieser Name den Berlinerinnen und Berlinern vermutlich eher schwer über die Lippen gehen wird, ist es wohl positiv zu bewerten, dass es sich bei der Bezeichnung lediglich um eine Übergangslösung handeln soll. Der Grund für die seit 2023 gültige Umbenennung sind nach Angaben der Eigentümer die Namensrechte.

Neuer Name soll sich stark am künftigen Nutzungskonzept orientieren

Bis Anfang 2023 bestand eine Kooperation mit dem Unternehmen SONY, die zum 31. März 2023 auslief. Der neue Name soll sich jedenfalls stark am neuen Nutzungskonzept orientieren. Die Eigentümer, die Oxford Properties Group und Norges Bank Investment Management, streben dabei aller Voraussicht nach eine kulinarisch orientierte Bezeichnung an.

Denn der Charakter des ehemaligen Sony Centers hat sich durch den Umbau spürbar geändert. Heute soll vor allem das Areal unter der spektakulären Dachkonstruktion an eine Plaza erinnern. Dafür wurden umfangreiche Umbau- und Modernisierungsarbeiten vorgenommen.

Das „Center am Potsdamer Platz“ kommt deutlich grüner und etwas gemütlicher daher

Die neuen Hausherren haben das einstige SONY Center deutlich grüner gestaltet, viele Bäume und große, futuristisch gestaltete Pflanzenkübel prägen den Platz, in der Mitte wurde ein Brunnen installiert, umringt von einer hölzernen Sitzbank. Die ersten Gäste spazieren durch das Areal und schauen sich interessiert um – es ist schnell wieder Leben eingekehrt in den Touristen-Magneten mit dem markanten Zeltdach.

Im ehemaligen CineStar IMAX am Potsdamer Platz ist zudem eine neue Food Hall entstanden. Das Londoner Unternehmen KERB eröffnete dort im Mai 2025 seinen ersten internationalen Standort und bringt ein gastronomisches Konzept mit, das bereits in Covent Garden, einem Londoner Hot-Spot für Touristen, erfolgreich läuft.

Das neue Angebot setzt auf eine kuratierte Auswahl von zwölf unabhängigen Anbietern, verteilt auf zwei Etagen mit insgesamt rund 2.200 Quadratmetern Fläche. Neben bekannten Street-Food-Konzepten aus Berlin sollen auch internationale Formate Teil des Programms werden.

Street-Food trifft Kultur: Neue Formate im ehemaligen CineStar IMAX am Potsdamer Platz

Zu den Eröffnungspartnern gehören unter anderem Butter Bronsons, bekannt für Buttermilk-Fried-Chicken-Burger auf Berliner Märkten, sowie Jian Bing Town, das traditionelle chinesische Crêpes anbietet. Auch Pick & Cheese – ein aus London importiertes Käse-Restaurant mit Fließbandsystem – zieht in die neue Halle ein.

KERB will mit dem neuen Standort nicht nur Essen, sondern auch Erlebnisse bieten. Neben den gastronomischen Angeboten sind regelmäßige Live-Events, Pop-ups sowie Kunst- und Kulturformate geplant. Die Öffnungszeiten reichen täglich von 12 bis 23 Uhr, am Wochenende sogar bis Mitternacht.

Konkurrenz in direkter Nachbarschaft: Manifesto Market in den Potsdamer Platz Arkaden bereits etabliert

Die Frage nach dem Bedarf eines weiteren Foodcourts drängt sich jedoch auf. Nur wenige Meter entfernt, in den Potsdamer Platz Arkaden, betreibt der „Manifesto Market“ seit 2023 auf 4.400 Quadratmetern den größten Food Hub Europas. Dort laden 22 Restaurants, mehrere Bars und eine Bühne für Kulturveranstaltungen zum Verweilen ein.

Das gastronomische Angebot reicht von koreanischer und japanischer Küche bis zu syrischen, venezolanischen oder mediterranen Konzepten. Die erste Etage ist vollständig asiatischer Küche gewidmet. Kuratiert wurde das Line-up von Food-Experte Per Meurling.

Braucht es noch ein weiteres kulinarisches Konzept am Potsdamer Platz?

Auch in der nahegelegenen Mall of Berlin findet sich ein großer Foodcourt mit zahlreichen internationalen Gastronomiebetrieben. Welche neuen Impulse das KERB-Konzept in diesem Umfeld setzt, wird sich zeigen.

Der Ort selbst – das ehemalige Multiplex-Kino – bietet zumindest das architektonische Potenzial für eine atmosphärisch dichte Umsetzung. Die inhaltliche Abgrenzung zu bestehenden Angeboten dürfte entscheidend werden. Gleichzeitig lässt sich das neue Angebot in eine lange Phase städtebaulicher Entwicklung einordnen.

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Quellen: fizzz, Tageskarte, KERB, Manifesto, Mall of Berlin, Berlin.de, Oxford Properties Group, Norges Bank Investment Management

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5 Kommentare

  1. a.tirpitz 3. Juni 2025 at 16:26 - Reply

    Irgendwie habe ich das dumpfe Gefühl, dass jetzt dem Ort völlig die Luft rausgelassen wird. Nach „The Playce“ und „Mall of Berlin“ haben alle genau auf sowas im selben Areal gewartet…..

  2. 4. Juni 2025 at 03:12 - Reply

    das wirkt wie aus der zeit gefallen

  3. Richard Hebstreit 4. Juni 2025 at 17:48 - Reply

    Es ist nun mal so, daß die „Straßenfresserei“, wenn sie pekuniär gemäßigt daher kommt, überall auf der Welt ein Magnet für Touristen und Einwohner ist. In Asien, wo es schön warm ist, sind ganze Straßenzüge mit Kulinarik aller Art voll gepflastert. Aber auch dort in hoch modernen Einkaufstempeln findet man Schneckenformartige Food Hall Strukturen über mehrere Etagen. Ich habe bei Kerb am 24.Mai meine komplette Familie zu einer Geburtstagsfete hin geschleppt. Jeder konnte Essen und Trinken, was er wollte. Fast alle haben leckere Marokko-TAGINE mit großen Löffeln gelöffelt. In einer Kabine konnten die Kids GruselActionKino betrachten, was wohl zu Hause nicht über den Bildschirm flimmert. Hinterher wurden einige bis aufs Hemd zwischen Wasserfontänen nass. Zwischendurch gab es von Opa den Zaubertrick, wie man eine Champagnerflasche zerknüllt. Ein Enkel meinte, der nicht montessorischulisch belastet ist: „Berlin is doch ‚ne geile Sau!“

  4. Böhme 4. Juni 2025 at 19:05 - Reply

    Die ursprüngliche Idee der Architektur des Gebäudeensembles ist mit den Umbauten völlig verloren gegangen. Irgendwie geht Architektur in Berlin immer in die falsche Richtung!

  5. Tobias Baumann 5. Juni 2025 at 15:02 - Reply

    Dieses ewige Gezeter wegen „dem Grün“ (Gendarmenmarkt, Schloßplatz usw. und jetzt auch hier) geht mit voll auf die Nerven. Die Baumkübel usw. verderben wieder die ganze spektakuläre Architektur und verstellen die Optik. Was soll der Blödsinn? Nebenan liegt der Tiergarten, da brauche ich doch keine Grünkübel im Sony Plaza. Die Planer des Gendarmenmarktes wurden irgendwo in der Presse sogar als „Menschenfeinde“ tituliert. Die Leute sind doch bekloppt. Was sagen die denn da zur Piazza del Campo in Siena, oder zur Piazza Navona in Rom, Markusplatz Venedig oder Place de la Concorde in Paris?¿ Reisen unsere Stadtplaner eigentlich nirgendwohin?

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