An der Titiseestraße in der Reinickendorfer Rollbergesiedlung im Norden Berlins ist ein gemeinsames Wohn- und Betreuungsprojekt der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft GESOBAU und der evangelischen Kirche im Bau, 126 neue Wohnungen wurden nun fertiggestellt. Darüber hinaus sollen bis 2026 noch eine Kita sowie ein Familienbetreuungszentrum entstehen.

© Visualisierung: Kirchenkreis Reinickendorf, GESOBAU

© Foto Titelbild: Kirchenkreis Reinickendorf
© Visualisierung: Kirchenkreis Reinickendorf, GESOBAU
Text: Björn Leffler

 

In der Rollbergesiedlung im Nordberliner Bezirk Reinickendorf fand vor etwas über zwei Jahren der symbolische Spatenstich für ein außergewöhnliches Wohnprojekt der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft GESOBAU statt. Gemeinsam mit der evangelischen Kirche sollte in der Titiseestraße ein Haus mit 126 Wohnungen, einer Kita und einem Familienzentrum entstehen. Nach knapp zweijähriger Bauzeit wurden die neuen Wohnungen fertiggestellt, die das Unternehmen Ten Brinke nun schlüsselfertig an die GESOBAU AG übergeben hat.

Der Neubauist auf dem Gelände des ehemaligen Gemeindezentrums der Felsenkirche entstanden, welches schon 2015 wegen hoher Schadstoffbelastung geschlossen wurde. Anfang 2022 folgte dann die Kita nebenan. Kurz darauf erfolgte schließlich der Abriss und das “fachgerechte Entsorgen des Giftcocktails”, so Projektkoordinatorin Ute Strelow. Der Generalunternehmer des Neubaus wurde schließlich die Firma Ten Brinke.

126 Wohnungen sind an der Titiseestraße in Berlin-Reinickendorf entstanden

Der Name des Projekts lautet “FACE Campus”, abgeleitet vom “FACE”-Familienzentrum am Wilhelmsruher Damm im Märkischen Viertel. Seit 2018 ist das Familienzentrum auch in der Rollbergesiedlung ansässig. Der Kirchenkreis investiert in seine beiden Gebäude rund sieben Millionen Euro. Davon sind etwa 4,8 Millionen Euro durch Förderungen und Co-Finanzierungen abgedeckt, allein 3,8 Millionen Euro stammen aus dem Baufonds des Städtebauförderprogramms „Sozialer Zusammenhalt“ der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen.

Das neue Familienzentrum in der Titiseestraße 7 soll über eine Nutzfläche von etwa 750 Quadratmeter verfügen, inklusive eines Mehrzweckraums für Versammlungen. Das Angebot der Station soll künftig unter dem Stichwort „Frühe Hilfen“ stehen. Es sollen Schwangerschaftsberatungen und Kleinkinderaktivitäten sowie ein „Kinder-Club“ für Kinder im Grundschulalter mit Hausaufgabenhilfe und Bewegungsspielen angeboten werden. Die benachbarten Kirchengemeinden aus Waidmannslust, Lübars oder Wittenau stellen ebenfalls einige Veranstaltungsangebote.

Rollbergesiedlung: Neue Kita mit 80 Plätzen und einer Nutzfläche von 630 Quadratmetern

Die Kita der Kirchengemeinde mit 80 Plätzen wird über eine Fläche von 630 Quadratmetern verfügen. Der Schwerpunkt der Kindertagesstätte wird auf Sprach- und Bewegungsförderung gelegt werden. Über den beiden Gebäuden der Kirchengemeinde verteilen sich auf sechs Stockwerken die 126 Ein- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen der GESOBAU. Die Hälfte der Wohnungen wird mit einer Nettokaltmiete ab 6,50 Euro pro Quadratmeter gefördert.

Des Weiteren sind 270 Fahrrad-Abstellanlagen entstanden. Die Wohnungen sind wie geplant bis zum Herbst 2024 fertiggestellt worden .In der rund 1.150 Quadratmeter großen offenen Gartenanlage vor dem Gebäude sind mehrere Spielbereiche für Kinder unterschiedlichen Alters geplant, die mit Geräten von Babyrutsche und Federwippe über Mosaik-Einstiege und Spielhäuser bis zu einem Bereich für Teenager mit Rasenfläche und Hochsitzbänken ausgestattet werden sollen.

1.150 Quadratmeter große Gartenanlage für Bewohner der Anlage geplant

Darüber hinaus sollen künftig Nischen mit Bänken und Hockern alle Generationen zum Verweilen einladen. Als Partizipationsprojekt können interessierte Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses zudem Hochbeete bewirtschaften und damit ihren eigenen kleinen Obst- und Gemüseanbau in einem abgeschlossenen und sicheren Bereich vor der Haustür haben.

Der Neubau entsteht in einem nicht gerade einfachen Quartier, denn viele der Anwohnerinnen und Anwohner sind arbeitssuchend, die soziale Schieflage vieler Familien vererbt sich nicht selten auf die nächste Generation. Dabei liegt die Kinderarmut seit Jahren bei über 60 Prozent.

Der Neubau entsteht in einem Quartier mit vielen Familien in sozialer Schieflage

Gegen Kinderarmut und soziale Benachteiligungen, die betroffene Kinder erleben, müssen wir alle gemeinsam kämpfen. Wir wollen mit dem Familienzentrum und der Kita Räume schaffen, in denen Kinder spielen und leben können und gleichzeitig gefördert werden durch soziale Arbeit vor Ort. Wir sind ja schon seit fünf Jahren mit zwei Mitarbeiter*innen in einem kleinen Ladengeschäft in der Rollbergesiedlung aktiv und angesichts der weiterhin hohen Armut ist ein größeres Engagement aller Beteiligten zwingend notwendig“, sagte Superintendent des Kirchenkreises Reinickendorf, Thomas Harms, zum ambitionierten Bauvorhaben.

Bis zur geplanten Fertigstellung des Gesamtprojekts Ende 2026 erfolgt ab dem kommenden Jahr noch der Innenausbau für das Familienzentrum und die Kita im Erdgeschoss. Bausenator Christian Gaebler (SPD) äußerte sich wie folgt zum Projekt: „Mit dem ‚FACE Campus‘ setzen wir einen wichtigen Impuls für die Entwicklung der Rollbergesiedlung und schaffen ein Modell für andere Quartiere mit ähnlichem Förderbedarf. Bezahlbares Wohnen und soziale Infrastruktur wie die Kita und das Familienzentrum wurden gemeinsam für die Menschen geplant und realisiert.

Christian Wilkens, Vorstand der GESOBAU, freute sich ebenfalls: „Die Verzahnung von Wohnen und sozialen Angeboten in der Form, wie es im FACE Campus umgesetzt wird, ist auch für die GESOBAU AG besonders. Wir freuen uns, dass wir heute 126 Wohnungen schlüsselfertig von Ten Brinke übernehmen können, von denen zwei Drittel bereits vermietet sind. Wir danken Ten Brinke und dem Kirchenkreis Reinickendorf für die vertrauensvolle Zusammenarbeit in diesem Projekt.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

 

Quellen: Kirchenkreis Reinickendorf, Hanna Halfon, GESOBAU, Berliner Woche, Bezirksamt Reinickendorf, Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz

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