Der Block IV der Potsdamer Mitte ist in den Tiefbau gestartet. Doch die Zukunft von Bildungsforum, Sozialwohnungen und Studierendenwohnheim ist ungewiss, da die Finanzierung ins Wanken geraten ist.
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Im Herzen der Potsdamer Mitte haben die Bauarbeiten im sogenannten Block IV begonnen. Nach Angaben eines Sprechers der kommunalen Pro Potsdam wird derzeit der Tiefbau durchgeführt, der von archäologischen Bodenuntersuchungen begleitet wird. Die ersten Maßnahmen betreffen jedoch ausschließlich Gebäude, die von privaten Investoren errichtet werden. Für den öffentlich geförderten Teil des Projekts, zu dem auch Sozialwohnungen sowie die Erweiterung des Bildungsforums gehören, fehlen bislang die finanziellen Zusagen.
Wie ein Sprecher der Pro Potsdam erläuterte, werde derzeit intensiv geprüft, ob die geplanten Maßnahmen unter den gegebenen finanziellen Rahmenbedingungen noch realisiert werden können. Nach der jüngsten Veröffentlichung des städtischen Haushalts hoffe man auf eine baldige Entscheidung. Besonders betroffen ist der geplante Bau von Wohn- und Geschäftshäusern entlang der Friedrich-Ebert-Straße, zu denen auch Sozialwohnungen gehören sollen.
Potsdam: Finanzierungslücke gefährdet Sozialwohnungen, Erweiterung des Bildungsforums unsicher
Besonders die Finanzierung der geplanten Sozialwohnungen gestaltet sich zunehmend schwierig. Nach Auskunft der Pro Potsdam seien die ursprünglich kalkulierten Mieten, die zur Refinanzierung der Baukosten angesetzt wurden, durch gestiegene Baukosten und Zinsen inzwischen deutlich höher ausgefallen. Dies stelle die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Projekts infrage.
Neben den Sozialwohnungen ist auch die Erweiterung des Bildungsforums unsicher. Geplant war, die bestehenden Räumlichkeiten für die Volkshochschule und die Kinderbibliothek deutlich zu vergrößern. Die Volkshochschule sollte künftig über einen eigenen Eingang sowie über eine Küche für Kochkurse verfügen. Bisher gelangen die rund 70.000 jährlichen Besucherinnen und Besucher der Volkshochschule lediglich über einen Nebeneingang der Stadtbibliothek in die Räumlichkeiten.
Baustart im Block IV, doch Studierendenwohnheim wartet auf Genehmigung
Ein weiteres Teilprojekt auf dem Areal ist ein Wohnheim des Studierendenwerks, das östlich an das Bildungsforum anschließen soll. Hier plant das Studierendenwerk insgesamt 80 Wohnheimplätze, verteilt auf 58 Einheiten, davon 44 Einzelapartments. Laut Angaben des Studierendenwerks soll der Bau im Herbst starten. Allerdings liegt derzeit noch keine Baugenehmigung vor. Sprecherin Josephine Kujau erklärte gegenüber dem Tagesspiegel, der Bauantrag sei bereits im Juni 2024 in enger Abstimmung mit dem Sanierungsträger bei der Stadt eingereicht worden.
Die Planung für das Wohnheim sieht eine historisierende Fassade vor, die sich an das Gesamtbild der neu gestalteten Potsdamer Mitte anlehnt. Nach den ursprünglichen Planungen hätte der Bau bereits Ende 2024 beginnen sollen. Der Einzug der ersten Studierenden ist nun für das Wintersemester 2027/2028 vorgesehen. Die Verantwortlichen beim Studierendenwerk zeigten sich trotz der Verzögerungen weiterhin optimistisch, dass dieser Zeitplan eingehalten werden könne.
Neubau des Bildungsforums: Historischer Kontext trifft auf moderne Planung
Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem geplanten Neubau westlich des Bildungsforums, der den Auftakt zur neugestalteten Potsdamer Mitte bilden soll. An der Ecke Friedrich-Ebert-Straße war einst das von Heinrich Ludwig Manger 1756 entworfene Treppenhaus errichtet worden, das nach dem Vorbild eines barocken Amsterdamer Bürgerhauses gestaltet war.
Der heutige Entwurf lehnt sich nicht an die historische Bebauung an. Stattdessen entschied sich eine 23-köpfige Jury für eine moderne graue Steinfassade mit regelmäßiger Fenstergliederung und einem Attikageschoss. In der Begründung hieß es, der Entwurf sei selbstbewusst, ohne gegenüber dem benachbarten Bildungsforum – einer Ikone der Moderne – zu dominieren. In dem Neubau sollen künftig vor allem die erweiterten Räumlichkeiten der Volkshochschule Platz finden.
Block IV in Potsdam: Private Bauherren setzen Bauvorhaben fort
Während die öffentlichen Projekte ins Stocken geraten sind, schreiten die privaten Bauvorhaben im Block IV planmäßig voran. Private Investoren errichten dort sowohl Wohnungen als auch Gewerbeeinheiten. Auch die Pro Potsdam plant weiterhin, an der Friedrich-Ebert-Straße insgesamt 32 Sozialwohnungen und Geschäftsflächen zu realisieren.
Doch angesichts der angespannten Haushaltslage bleibt fraglich, ob und wann diese Pläne tatsächlich umgesetzt werden können – trotz Baustart im Block IV. Schon im vergangenen Jahr hatte die Pro Potsdam öffentlich auf die unzureichenden Fördermittel für den sozialen Wohnungsbau aufmerksam gemacht.
Quellen: BBU Verband Berlin – Brandenburgischer Wohnungsunternehmen e.V., Potsdam.de, Tagesspiegel, Potsdamer Neueste Nachrichten, Sanierungsträger Potsdam GmbH