Die Renovierung eines der bedeutendsten Opernhäuser Berlins liegt derzeit auf Eis. Die Komische Oper, ein Juwel der Berliner Kulturszene, sieht sich mit unsicheren Finanzierungsperspektiven konfrontiert. Der Berliner Senat ringt um eine Lösung, die den Spagat zwischen kulturellem Anspruch und knappen Haushaltsmitteln meistern muss – eine Herkulesaufgabe.

Die Komische Oper ist ein Herzstück der Berliner Kulturlandschaft, doch die Finanzierung ihrer Sanierung steht auf der Kippe. Welche Wege gibt es, um Kultur und Haushalt miteinander zu versöhnen? / © Foto: ENTWICKLUNGSSTADT

© Visualisierung Titelbild: kadawittfeldarchitektur
Text: Wolfgang Leffler

 

Momentan ruhen die Aktivitäten auf der Baustelle der im Sommer 2023 begonnenen Sanierung der Komischen Oper in Berlins Mitte, für die der Berliner Senat insgesamt 437 Millionen Euro in Aussicht gestellt hatte. Nach Plänen des Büros kadawittfeldarchitektur soll der Kulturbau modernisiert und erweitert werden.

Sanierungspläne der Komischen Oper: Der Siegerentwurf und die Finanzierungshürden

Der Siegerentwurf zur Sanierung der Komischen Oper wurde im Oktober 2020 von einer Jury unter Leitung des Architekten Stefan Behnisch gekürt. Nach der Verabschiedung des Nachtragshaushaltes 2025 am 19. Dezember soll es bei der Kürzung des Kulturetats um 130 Millionen Euro bleiben, was zwölf Prozent an Einsparungen bedeutet.

Damit soll in der Kultur mehr eingespart werden als in anderen Ressorts des Berliner Haushalts. Wie die Finanzierung der Komischen Oper weitergehen soll, bleibt seitens des Berliner Senats bislang unbeantwortet.

Politische Absichtserklärungen und offene Fragen

Auch wenn der Regierende Bürgermeister Kai Wegner in seiner Regierungserklärung im Berliner Abgeordnetenhaus betonte, „die Sanierung fortsetzen“ zu wollen, bleiben viele Fragen ungeklärt. Immerhin scheint sich Kai Wegner der Tragweite eines möglichen Sanierungsstopps bewusst zu sein. Er führte weiter aus, die „große Bedeutung der Komischen Oper für die Berliner Kulturlandschaft zu kennen“.

Die Bereitschaft der Verantwortlichen der Komischen Oper, Einsparungen beim Sanierungsumfang vorzunehmen und eigene Ideen für eine kostengünstigere Sanierung einzubringen, deutet darauf hin, dass beide Seiten eine Fortsetzung des Projektes anstreben, wie kürzlich auch Der Tagesspiegel berichtete.

Komische Oper: Ungewisse Finanzierung und neue Sanierungskonzepte

Aber die wichtigste Frage bleibt unbeantwortet: Wie steht es um die Finanzierung? Auf diese Frage wich der Regierende Bürgermeister bisher aus. Einzelheiten zur Umsetzung eines neuen Sanierungskonzeptes sollen ab Januar zwischen den Verantwortlichen der Bühne und der Senatsverwaltung ausgearbeitet werden, wie es heißt.

Es liegt auf der Hand, dass die Intendanz der Komischen Oper großes Interesse daran hat, so schnell wie möglich in das Stammhaus zurückzukehren. Einige Projekte, die in der sanierten Oper starten sollten, wurden nun jedoch zurückgestellt.

Kai Wegner: Mentalitätswechsel der Berliner Kulturschaffenden und wirtschaftliche Effizienz gefordert

Kai Wegner erwartet von den Kulturschaffenden einen „Mentalitätswechsel hinsichtlich mehr Wirtschaftlichkeit“. Dies ist ein deutlicher Fingerzeig auf die nicht unerheblichen Subventionen, ohne die die Berliner Kulturlandschaft nicht überleben könnte.

Vielleicht hat der Regierende Bürgermeister bei seinem letzten Besuch in New York von dortigen Bühnenverantwortlichen – möglicherweise am Broadway – erfahren, dass sie für den Kulturbetrieb weitgehend wirtschaftlich selbst verantwortlich sind. Dort sorgt ein auf das Publikum zugeschnittener Spielplan dafür, dass die Zuschauerräume stets gut gefüllt sind.

Komische Oper: Bedeutung der Sanierung für Berlin und die Kulturlandschaft

Eine Fortführung der Sanierung der Komischen Oper ist ungeachtet dessen für die Berliner Kulturlandschaft enorm wichtig. Berlin verfügt über eine der weltweit reichsten Kulturlandschaften und zieht damit zahlreiche Touristen an, was auch dem Berliner Haushalt zugutekommt. Schließlich ist Berlin die einzige Stadt weltweit, die über drei große Opernhäuser verfügt – ein Alleinstellungsmerkmal, das auch zukünftig Bestand haben soll.

Die Berliner Politik sollte sich bei den geplanten Haushaltskürzungen ins Gedächtnis rufen, dass die Komische Oper zudem weltweit einen hervorragenden Ruf genießt – auch als Geburtsstätte des modernen Musiktheaters. Die Komische Oper, zwischen Glinkastraße und Unter den Linden gelegen, soll nach den Plänen des nordrheinwestfälischen Architektenteams umgebaut und modernisiert werden.

Der Saal von 1898, im Neorokoko-Stil errichtet, ist ein Teil des historischen Erbes. Die Foyers und die Fassade an der Behrenstraße, die 1967 in strengem, modernen Stil errichtet wurden, sind der zweite. Der dritte Aufsatz – der bislang geplante Umbau – muss also mit diesen beiden architektonischen Vorgängern so gut wie möglich korrespondieren.

Umbau der Komischen Oper: Denkmalschutz und Neubau müssen korrespondieren

Eine schwere Aufgabe, deren geplante Umsetzung nicht nur Freunde hat. Vor allem regt sich Widerstand gegen das Projekt von einer sogenannten “Allianz Berliner Bürgervereine”. Dazu gehören unter anderem der Verein Berliner Historische Mitte, das Forum Stadtbild Berlin oder der Stadtbild Deutschland e.V. Insgesamt fünf Bürgerverein haben sich in dieser Allianz zusammengetan.

Gemeinsam hatten sie im Juni 2023 eine Pressemitteilung veröffentlicht, mit der sie gegen die Umbaupläne am Boulevard Unter den Linden protestierten. Der Entwurf von kadawittfeldarchitektur stößt bei den Berliner Bürgervereinen auf Ablehnung, da sie eine schwere Bausünde an Berlins Prachtboulevard fürchten. Adressiert wurde der neu ins  Amt gekommene Bürgermeister Kai Wegner in der Hoffnung, dass der bestehende Entwurf noch einmal überarbeitet werden könne.

Komische Oper: Neubau wird eine Fläche von 8.600 Quadratmetern umfassen

Der Neubau, so er denn wie bislang vorgesehen realisiert wird, soll eine Fläche von 8.600 Quadratmetern umfassen. Die künftige Fassadengestaltung setzt auf den Einsatz unterschiedlicher Materialien wie Stein, Stahl, Keramik und Streckmetall in unterschiedlichen Champagner- bis Rottönen. Die bereits bestehende Fassadengestaltung enthält auch Sandsteinelemente.

Doch bevor wirklich gebaut wird, wird erst einmal die bestehende Bausubstanz analysiert. Damit soll der Erkenntnis Rechnung getragen werden, dass Bauen im Bestand eine umfassende Analyse des Gebäudes und seiner Bausubstanz voraussetzt. Wann diese Arbeiten fortgesetzt werden soll, steht nun allerdings in den Sternen.

 

© Visualisierung: kadawittfeldarchitektur

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2 Comments

  1. Böhme 3. Januar 2025 at 13:07 - Reply

    Es bleibt mir völlig rätselhaft, weshalb man nicht versucht, Spendengelder zu erlangen. Komischerweise klappt so etwas in den USA. Beim Stadtschloss hat es immerhin auch geklappt.

    • anda tirpitz 6. Januar 2025 at 16:45 - Reply

      Wäre mal interessant zu sehen, ob es mit moderner Architektur auch klappen würde oder ob man als Leckerli mindestens das alte Eingangsportal aus der Vorkriegszeit hinwerfen müsste, um das Spendenzu triggern. Aber vielleicht liege ich auch in diesem Punkt falsch, es nur über die Architektur zu sehen. Wahrscheinlich ist der Kulturaspekt mir all seinem Enthusiasmus all der Komische Oper-Freunde doch eher stärker und die einzig relevante Motivation das zu tun.

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