Der ehemalige Flughafen Tempelhof wird nicht nur aufwendig saniert, sondern steht auch weiterhin im Mittelpunkt kontroverser Debatten. Während das historische Vordach bis 2026 erneuert wird, diskutieren Bürger und Politik über eine mögliche Randbebauung des beliebten Tempelhofer Feldes.

Baustellenrundgang: Die Tempelhof Projekt GmbH zeigte im Rahmen eines Presserundgangs den Fortschritt bei der laufenden Sanierung des Dachs auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof. / © Foto: Tempelhof Projekt GmbH

© Fotos: Tempelhof Projekt GmbH
Text: Björn Leffler 

 

Der Flughafen Tempelhof in Berlin wurde in den 1930er Jahren mit Aufnahme des Linienverkehrs zum Weltflughafen. Hangars, Türme, Vorfeld und Abfertigungshalle, die von den Nationalsozialisten errichtet wurden, erfüllten verschiedene Funktionen und dennoch wurde der Flugplatz tatsächlich nie in Gänze fertiggestellt.

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg behielt der Flughafen seine Wichtigkeit für die Stadt und die umliegende Bevölkerung. Er fungierte als Schauplatz für die Berliner Luftbrücke und jüngst auch als Unterkunft für Geflüchtete, als Eventlocation, Konzertplatz und Impfzentrum.

Flughafen Tempelhof: Wechselnde Nutzungen seit der Schließung 2008

Trotz der offiziellen Schließung des historischen Flughafens im Jahr 2008 erweist sich der riesige Gebäudekomplex damit weiterhin als Anziehungspunkt für ganz unterschiedliche Zielgruppen und wird auf sehr unterschiedliche Weisen genutzt. So soll es auch in Zukunft bleiben.

Die vielfältigen Ideen und Ansätze fasst die Tempelhof Projekt GmbH daher in der Vision 2030+ zusammen. Seit 2018 ist die Gesellschaft mit Weiterentwicklung und Pflege des Gebäudes betraut.

“Vision 2030+”: vielfältige Ideen für die Zukunft des historischen Flughafens

Noch fehlt es an einem vollständig ausgearbeiteten Nutzungskonzept, die erstellte Ideensammlung gibt jedoch einen Ausblick auf die Zukunft des Areals, welches zu einem innovativen Ort mit Nutzungsvielfalt heranwachsen soll. Arbeit, Freizeit und Stadtgeschichte sollen hier verbunden und erlebt werden.

Es gibt aber auch andere Ideen für die zukünftige Nutzung des historischen Gebäudekomplexes, die von außen herangetragen werden. Denn wie auch das weiterhin leerstehende ICC in Charlottenburg ist das historische Flughafengebäude Tempelhof für den Berliner Senat eine enorme finanzielle Belastung. Die schrittweise Sanierung des riesigen Komplexes wird aller Voraussicht nach Milliarden verschlingen.

EUREF-Chef Reinhard Müller möchte die Messe Berlin im Flughafen Tempelhof unterbringen

Dies könnte sich künftig allerdings ändern, jedenfalls wenn es nach Plänen von Reinhard Müller und weiteren Berliner Unternehmern geht. Diese haben einen neuen Nutzungsplan für den ehemaligen Flughafen samt Vorfeld entwickelt, wie kürzlich bekannt wurde. Reinhard Müller ist der Mann, der hinter der Entwicklung des EUREF Campus in Berlin-Schöneberg steht. Zuletzt war dort die Eröffnung des umgebauten Gasometers gefeiert werden, der Campus im Süden Berlins ist nun fertig gebaut. Müller sucht nun offenbar nach einer neuen Herausforderung.

Derzeit ist das für die Tempelhof Projekt GmbH allerdings noch Zukunftsmusik. Diese präsentierte kürzlich im Rahmen eines Presserundgangs den Baufortschritt auf einer der derzeit größten Baustellen am riesigen Flughafengebäude, auch Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (SPD) nahm bei dem Rundgang teil.

Flughafen Tempelhof: Aufwendige Sanierungsarbeiten am Dach und der Betondecke

Bei 33 Grad und leichtem Wind erhielten geladene Gäste der Tempelhof Projekt GmbH dabei einen Einblick in die Sanierungsarbeiten am Dach und der Betondecke des ehemaligen Flughafens.

Oben bot sich ein Blick über das 1,2 Kilometer lange Dach und das Tempelhofer Feld, wobei der Fokus auf den laufenden Sanierungsarbeiten lag. Christian Gaebler und Fabian Schmitz-Grethlein, Geschäftsführer der Tempelhof Projekt GmbH erläuterten die Bedeutung der Arbeiten für die zukünftige Nutzung des Gebäudes.

Bis 2026 soll die aufwendige Dachsanierung abgeschlossen werden

Die Führung ermöglichte Einblicke in die verschiedenen Phasen der Sanierung – von der Dämmung über den aufgebrochenen Beton bis hin zu bereits fertiggestellten Abschnitten. Spannend zu sehen waren vor allem die historischen Stufen der nie vollendeten Besucherterrasse. Die aufwendige Modernisierung der Dachkonstruktion, die seit den 1930er-Jahren das Flugfeld überragt, wurde anschaulich gemacht.

Eine Außentreppe führte hinunter zur Betondeckensanierung unterhalb des Vordachs und in Hangar 5, was die Dimension des Projekts gut verdeutlichte. Die Arbeiten am Dach des Flughafens Tempelhof sollen nach aktuellem Stand bis Ende 2026 abgeschlossen werden.

Am Wochenende startete der Bürgerdialog zur Randbebauung des Tempelhofer Feldes

Während am historischen Gebäude gebaut wird, hat der Berliner Senat parallel ja noch ein weiteres Vorhaben angestoßen, welches in der Stadtbevölkerung kontrovers diskutiert wird: eine mögliche Randbebauung des Tempelhofer Feldes mit Wohnungen.

Die seit vielen Jahren geführte Diskussion um die Nutzung des Tempelhofer Feldes im Zentrum Berlins dreht sich vor allem um die Balance zwischen dem dringend benötigten Wohnungsbau auf der einen und dem Erhalt von Freiflächen auf der anderen Seite.

Bis Mitte 2025 soll ein Ideenwettbewerb zur Zukunft des Tempelhofer Feldes durchgeführt werden

Befürworter des Wohnungsbaus – dazu gehört vor allem der Berliner Senat – argumentieren, dass die Schaffung von Wohnraum dringend nötig sei, während ihre Gegner betonen, dass das Feld als Freizeit- und Erholungsgebiet unverzichtbar für die umliegenden Quartiere sei.

Das Feld wird heute von Bürgerinnen und Bürgern intensiv genutzt. Auf dem Areal befinden sich mittlerweile zahlreiche Sport- und Freizeitangebote. Gemüsegärten wurden angelegt, auch sanitäre Einrichtungen sind an mehreren Standorten errichtet worden. Bis Mitte 2025 soll nun eine Bürgerinnen- und Bürgerwerkstatt mit integriertem internationalen stadt- und freiraumplanerischen Ideenwettbewerb sowie begleitendem öffentlichen Dialog durchgeführt werden.

Zufällig ausgewählte Berliner trafen sich am Samstag in der Haupthalle des Flughafens

Am Wochenende hat diese Bürgerwerkstatt mit einer ersten Veranstaltung begonnen. Am Samstag trafen sich zufällig ausgewählte Teilnehmer zur ersten Dialogwerkstatt im ehemaligen Flughafen, trotz hoher Temperaturen war die Haupthalle gut gefüllt. Der Beteiligungsprozess geht damit in die entscheidende Phase: Bis Ende September erarbeiten die 275 per Los ausgewählten Berliner Empfehlungen für die zukünftige Nutzung des Tempelhofer Feldes.

Diese fließen in einen internationalen städtebaulichen Wettbewerb ein, dessen Nutzungskonzept bis Juni 2025 erstellt wird. Anschließend können die Teilnehmer ihre Stellungnahme abgeben, und das Ergebnis dient dem Berliner Abgeordnetenhaus als Grundlage für die Debatte über die Zukunft des Feldes. So hat es jedenfalls der Berliner Senat kommuniziert.

Flughafen Tempelhof: Offene und kritische Diskussionen über das Beteiligungsverfahren

Experten aus verschiedenen Fachbereichen hielten Impulsvorträge zu Themen wie Denkmalschutz, Klimaschutz, Sport, Freizeit und Wohnungsbau. Das Ziel war eine allgemeine Orientierung der Teilnehmer, doch es gab auch kritische Diskussionen über das Bürgerbeteiligungsverfahren.

Einige Teilnehmer äußerten Zweifel an der demokratischen Ausrichtung und betonten die fehlende Umsetzungspflicht der Nutzungsempfehlungen. Insgesamt zeigte sich, dass die Berliner interessiert an der Beteiligung sind und offen in den Prozess gehen. Während einige keine Veränderung wünschen und andere mehr Grünflächen fordern, sprach sich jedoch niemand ausdrücklich für eine Randbebauung aus.

 

Weitere Bilder zum Projekt findet Ihr hier: 

© Foto: Tempelhof Projekt GmbH

© Foto: Tempelhof Projekt GmbH

© Open Street Map

Quellen: Berlin Bauboom, Tempelhof Projekt GmbH, :mlzd, EUREF AG, Berliner Morgenpost, Messe Berlin, Der Tagesspiegel, Investitionsbank Berlin, GASAG AG

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  1. […] Anfang September hatten wir erstmals über die Durchführung der Bürgerbeteiligung zu einer möglichen Randbebauung der riesigen Freifläche Tempelhofer Feld zwischen Kreuzberg, Neukölln und Tempelhof berichtet. […]

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