Am 27. April wurde der Bahnhofsvorplatz in „Emilie-und-Oskar-Schindler-Platz“ umbenannt. Mit der neuen Benennung erinnert die Stadt nicht nur an das mutige Handeln des Ehepaars während der NS-Zeit, sondern macht zugleich Schindlers Frankfurter Lebensstation sichtbar. Die Entscheidung steht für ein aktives Gedenken im öffentlichen Raum.

© Titelbild: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Martin Leissl

Am 27. April 2025 hat die Stadt Frankfurt am Main den Vorplatz des Hauptbahnhofs in „Emilie-und-Oskar-Schindler-Platz“ umbenannt. Die feierliche Enthüllung des neuen Straßenschildes fand am Nachmittag statt und wurde am Abend durch einen offiziellen Empfang im Kaisersaal des Rathauses begleitet.

Anlass für die Ehrung war der bevorstehende Geburtstag Oskar Schindlers, der am 28. April 117 Jahre alt geworden wäre. Die Stadt setzte damit ein Zeichen für Zivilcourage und erinnerte an das außergewöhnliche Engagement des Ehepaars, das während der NS-Diktatur über 1.200 Jüdinnen und Juden das Leben rettete.

Schindler-Platz in Frankfurt: Ein öffentliches Zeichen gegen das Vergessen

In Anwesenheit von Oberbürgermeister Mike Josef, Ortsvorsteher Michael Weber und Prof. Dr. Dr. Michel Friedman wurde das neue Straßenschild feierlich enthüllt. Friedman, dessen Eltern von den Schindlers gerettet wurden, würdigte das Handeln des Ehepaars als beispielhaften Ausdruck von Menschlichkeit und Mut.

Auch Zeitzeuginnen und Zeitzeugen kamen zu Wort, darunter Prof. Erika Rosenberg-Band, Biografin von Emilie Schindler, und Michael Trautwein, dessen Vater Dieter Trautwein sich früh für die Würdigung Schindlers eingesetzt hatte. Sie betonten die Bedeutung der Ehrung, insbesondere für Emilie Schindler, deren Rolle in der Vergangenheit häufig im Schatten ihres Mannes stand.

Am Bahnhofsvorplatz: Eine Frankfurter Lebensstation wird sichtbar gemacht

Weniger bekannt ist, dass Oskar Schindler nach dem Zweiten Weltkrieg fast zehn Jahre lang in Frankfurt am Main lebte. Nach einem gescheiterten Neuanfang in Argentinien kehrte er 1957 allein nach Deutschland zurück und ließ sich unweit des Frankfurter Hauptbahnhofs nieder. Dort lebte er bis zu seinem Tod im Jahr 1974.

Mit der Platzbenennung wird nun auch dieser biografische Bezug dauerhaft im Stadtbild verankert. Die Kulturdezernentin Ina Hartwig betonte, dass es wichtig sei, nicht nur den international bekannten Lebensabschnitt der Schindlers zu würdigen, sondern auch deren enge Verbindung zur Stadt sichtbar zu machen.

Ein dauerhaftes Denkmal für Emilie und Oskar Schindler: Der Mut zur Menschlichkeit als Vorbild

Die Entscheidung zur Umbenennung des zentralen Platzes wurde bereits im Jahr 2023 getroffen. Die Stadtverordnetenversammlung hatte sich einhellig dafür ausgesprochen, dem Ehepaar ein dauerhaftes Denkmal zu setzen – nicht in Form eines Monuments, sondern durch eine alltägliche Präsenz im Stadtraum.

Mit der Umbenennung möchte die Stadt nicht nur die historischen Verdienste würdigen, sondern ein klares Signal in die Gegenwart senden. Die Erinnerung an den Mut der Schindlers soll auch künftige Generationen daran erinnern, dass Zivilcourage und Menschlichkeit unverzichtbare Bestandteile einer lebendigen Demokratie sind.

Lern- und Erinnerungsort: Ein Platz, der Geschichte und Verantwortung vereint

Der neu benannte „Emilie-und-Oskar-Schindler-Platz“ liegt in unmittelbarer Nähe zu einem der meistfrequentierten Orte der Stadt und soll laut Stadtverwaltung zu einem Lern- und Erinnerungsort werden. Geplant ist auch eine begleitende Infotafel, die über das Leben und Wirken der Schindlers informiert.

Der Platzname ergänzt damit bestehende Initiativen wie die Auszeichnung der beiden als „Gerechte unter den Völkern“ in Yad Vashem und schafft eine sichtbare Verbindung zwischen Frankfurts Stadtraum und einem der prägendsten Kapitel deutscher Zeitgeschichte.

Quellen: Stadtportal frankfurt.de